Irak: Eine Million Kinder auf der Flucht
Allein im Irak sind mehr als 2,1 Millionen Menschen vor der Terrormiliz IS auf der Flucht. Über fünf Millionen Menschen sind landesweit auf Hilfe angewiesen. Die hohe Zahl der Binnenflüchtlinge ist kaum noch bewältigbar, denn zusätzlich muss das Land auch noch mehr als 235.000 syrische Flüchtlinge versorgen. Auf diese dramatischen Zahlen hat Caritaspräsident Michael Landau am Montag gegenüber "Kathpress" hingewiesen.
"Mehr als eine Million der Binnenflüchtlinge im Irak sind Kinder", so der Caritaspräsident, der eben von einem Lokalaugenschein vor Ort in Erbil, der Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan im Norden des Landes, zurückgekehrt ist. Allein in Kurdistan lebten 900.000 Binnenflüchtlinge, berichtete Landau.
Der Caritaspräsident besuchte in und um Erbil Flüchtlingslager und Hilfseinrichtungen der lokalen Caritaspartner: "Gemeinsam mit der lokalen Partnerorganisation 'Un Ponte Per/UPP' erreichen wir rund 100.000 Binnenflüchtlinge im Irak, um sie mit dem notwendigsten wie Lebensmittel und Hygieneartikel zu versorgen", sagte Landau.
Nur rund ein Zehntel der Flüchtlinge lebe in Camps, besonders problematisch sei die Situation vor allem für 670.000 Menschen, die in alten oder nicht fertiggestellten Gebäuden, informellen Camps, Kirchen, Moscheen oder Schulgebäuden Unterkunft gesucht hätten. Er rechne mit einem weiteren Anstieg an Flüchtlingen, so Landau. Zudem sei der Winter in Kurdistan noch lange nicht vorüber. "Vielen Menschen fehlt es nach wie vor an winterfesten Unterkünften und entsprechender Kleidung. Weitere Hilfe ist dringend nötig, vor allem für die Kinder", so Landau.
Neben akuter Nothilfe unterstützt die Caritas auch Schulprojekte und psychologische Hilfe für Kinder. Fast alle Kinder und ihre Eltern seien traumatisiert. Viele würden an Depressionen, Schlafstörungen und Angstattacken leiden, so Landau.
Der Caritaspräsident berichtete von einer Schule in der Stadt Ankawa bei Erbil. Von rund 600 Flüchtlingskindern, die hier zusätzlich zu rund 1.600 regulären Kindern unterrichtet werden, hätten 90 Prozent Morde, Kämpfe und Entführungen selbst gesehen. Der Schulbesuch und eine begleitende psychologische Betreuung könne den Kindern helfen, "ein Gefühl von Normalität und Sicherheit zurück zu bekommen", so Landau.
Während die Flüchtlinge in den von den Kurden kontrollierten Gebieten wenigstens notdürftig versorgt werden können, sind die derzeit etwa 3,6 Millionen Personen in von den IS-Milizen kontrollierten Regionen fast völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Als humanitäre Organisation setze sich die Caritas hier für die Einhaltung des internationalen humanitären Rechts ein, so Landau.
Den Zugang zu der betroffenen Bevölkerung nannte er "ein Recht, dass von allen Konfliktparteien zu jeder Zeit gewahrt werden" müsse. Im vergangenen Jahr sei es dabei auch zu gravierenden Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen gekommen - nicht nur von Seiten des IS sondern auch von anderen bewaffneten Gruppierungen und Milizen.
Landau bekräftigte gegenüber "Kathpress" zudem seine Forderung an die österreichische Regierung nach einer sofortige Aufstockung des Auslandskatastrophenfonds von fünf auf 20 Millionen Euro, wie im Regierungsprogramm vorgeschrieben. Die Aufstockung sei "eine Frage des Wollens, nicht des Könnens, die Mittel sind da", so Landau.
Caritas-Spendenkonten: Erste Bank AT23 2011 1000 0123 4560 (BIC: GIBAATWWXXX); PSK AT92 6000 0000 0770 0004 (BIC: OPSKATWW), Kennwort "Kinder in Not", www.caritas.at.