Militärseelsorge spürt unterschiedlichen "Soldatenbildern" nach
Mit unterschiedlichen Aspekten und Zugängen zum öffentlichen Bild des Soldaten beschäftigt sich dieses Jahr das "Forum Ethik" des Instituts für Religion und Frieden der Katholischen Militärseelsorge. In Zeiten der Reform- und Sparprogramme sei vielfach "nicht mehr klar, wozu das Bundesheer überhaupt noch da ist", so Bischofsvikar und Institutsleiter Werner Freistetter im "Kathpress"-Gespräch. Im öffentlichen Diskurs gehe es oft nur mehr ums Sparen, Reflexionen über den Beitrag der Soldaten für die Sicherheit Österreichs und Europas würden hingegen kaum angestellt.
Auch für die Soldaten selbst sei nicht klar, wie sich sich definieren sollen im Spannungsfeld zwischen Katastrophenhelfer und Kämpfer im Einsatz, der auch töten muss. Und auch in der breiten Öffentlichkeit orte er kein klares Bild darüber, so Freistetter, welche Rolle Soldaten heute in Österreich zukommt.
Die Militärseelsorge wolle daher in einer Reihe von Veranstaltungen diesen Fragen nachgehen und einen Beitrag zur Debatte leisten. Den Auftakt machte bereits am 24. Februar der Vortrag "Zur Geschichte des Soldatenbildes" von General Raimund Schittenhelm, der in seinen Ausführungen darlegte, dass es seit der Gründung des Bundesheeres 1955 immer wieder Phasen gab, in denen die heimischen Soldaten kein gutes Image hatten.
Zudem war das Soldatenbild auch immer wieder Veränderungen unterworfen: vom Landesverteidiger in der bipolaren Welt des Kalten Krieges, über den Friedenssicherer im UNO-Einsatz bis hin zum Grenzpolizisten im Assistenzeinsatz in Ostösterreich und den "Sandsackfüller" im Rahmen des Katastrophenschutzes.
Weitergeführt wird die Veranstaltungsreihe am 17. März zum Thema "Krieg und Soldat als Thema von Kinder- und Jugendliteratur". Alle Veranstaltungen finden in der Landesverteidigungsakademie Wien (Sala Terrena, Stiftgasse 2a, 1070 Wien) statt und beginnen um 16 Uhr.
Am 14. April beschäftigt sich das "Forum Ethik" mit aktuelle Fragen religiöser und militärischer Gedenkkultur. Dabei wird u.a. auch auf die Neugestaltung der Wiener Stiftskirche eingegangen werden. Erst vor wenigen Tagen war dort ja die umstrittene Gedenktafel an Alexander Löhr entfernt worden. Das Militärordinariat arbeitet derzeit zusammen mit der im Ministerium angesiedelten Militärhistorischen Denkmalkommission an einer Neugestaltung des Eingangsbereiches der Kirche, "die den Anforderungen einer zeitgemäßen Gedenkkultur entspricht und die vor allem Missverständnisse ausschließt", so Bischofsvikar Freistetter.
Auch die anderen in der Kirche vorhandenen Gedenktafeln, die sich auf die Zeit des Dritten Reichs beziehen, würden "genau angeschaut". Hauptziel der künftigen Neugestaltung ist die Kontextualisierung jener Gedenktafeln, die am Ende in der Kirche verbleiben werden. Freistetter: "Wir wollen eine erklärende Tafel, die in einem historischen Zugang auch einführt in den Hintergrund und das Ganze einordnen in eine Gedenkkultur, die heute zeitgemäß ist und die vor allem Missverständnisse ausschließt." Eine zweite, zusätzlich angebrachte Tafel soll in der Kirche künftig allen getöteten und ermordeten Menschen der Kriege gedenken, auch über den Bereich des Militärs hinaus.
"Soldier, Warrior, Killer "
Weitere Veranstaltungen des "Forums Ethik" folgen am 1. und 23. Juni. Eine Enquete am 28. Oktober 2015 steht unter dem Motto "Soldier, Warrior, Killer " - Militärische Kulturen im und abseits des Soldatischen". Abgeschlossen wird das Forum Ethik am 17. November mit einer Veranstaltung zum Thema "Schuld im Krieg".
Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe unter: www.irf.ac.at