"Alle Kinder in Österreich gleich viel wert"
Die Caritas hat einmal mehr ihre Forderung nach einer besseren Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen betont. Es brauche "gleiche Betreuung, gleiche Rechte und gleiche Tagsätze für alle Kinder in Österreich", so Caritas Wien-Generalsekretär Klaus Schwertner am Freitagabend gegenüber "Kathpress". Während die Caritas für die Betreuung eines minderjährigen unbegleiteten Flüchtlings ein Taggeld von maximal 77 Euro bekommt, gibt es für die ähnliche Betreuung von österreichischen Kindern pro Tag zwischen 150 und 300 Euro, erläuterte Schwertner. Die Tagsätze für Flüchtlingskinder müssten deshalb dringend erhöht werden um eine adäquate und altersgemäße Betreuung sicherstellen zu können. Das sei auch eine Frage der Menschlichkeit: "Alle Kinder müssen gleich viel wert sein."
Schwertner erneuerte auch seine Kritik an den vom Innenministerium errichteten Zeltstädten für Flüchtlinge. "Wir wünschen uns als Caritas, dass die Zelte besser heute als morgen abgebaut werden", so Schwertner: "Zelte sind notwendig im Libanon oder in Nepal aber sicher nicht in Österreich im Jahr 2015."
Er habe beim jüngsten Gipfelgespräch am Freitagvormittag im Innenministerium zwischen Behördenvertretern und NGOs einmal mehr die Bereitschaft der Caritas deponiert, sich gemeinsam mit Pfarren und Klöstern um weitere Quartiere für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge zu bemühen.
Wie Schwertner gegenüber "Kathpress" sagte, würde die Caritas auch die Betreuung im vor der Wiedereröffnung stehenden Asyl-Notquartier in Wien-Erdberg übernehmen. Rund 300 Asylwerber sollen laut Medienberichten in das Notquartier einziehen.
Es liefen derzeit auch Gespräche, die Magdeburg-Kaserne in Klosterneuburg bzw. einen Teil davon als Grundversorgungshaus für Flüchtlinge zu nützen. Das Stift Klosterneuburg hat dieser Tage die Kaserne vom österreichischen Bundesheer gekauft. Die politisch Verantwortlichen von Klosterneuburg wie auch das Stift würden eine Flüchtlingseinrichtung begrüßen, so Schwertner.
Die Caritas betreut und versorgt österreichweit aktuell 3.500 Menschen im Rahmen der Grundversorgung. Fast 8.580 Menschen, die nicht in einem Caritas-Quartier untergebracht sind, werden mobil von Caritas-Mitarbeitern betreut. Das sind in beiden Betreuungsformen über 3.400 mehr Menschen als noch im Sommer des Vorjahres.
Schwertner wies gegenüber "Kathpress" auch auf die Initiative "Gegen Unrecht" hin. Mehr als 43.000 Menschen hätten bereits gegen den menschenverachtenden Umgang mit Flüchtlingen an den Grenzen Europas sowie für eine europaweite menschliche Politik im Umgang mit schutzsuchenden Menschen unterschrieben. Die Initiative wird Samstagabend in Wien beim Life-Ball im Rathaus für ihre Anliegen werben und am Sonntagnachmittag beim Wiener Fußball-Derby im Ernst Happel-Stadion zwischen Rapid und Austria ebenfalls auf ihre Anliegen aufmerksam machen, kündigte Schwertner an. (Infos: www.gegen-unrecht.at)