Offen sein für den Geist Gottes
Die österreichischen Diözesanbischöfe haben zu Pfingsten an die Gläubigen appelliert, auch in der heutigen Zeit offen zu sein für den Geist Gottes und dessen Geschenke anzunehmen. Im Leben aller Menschen bleibe vieles unvollendet. Der Heilige Geist aber vollende, "was bei uns Stückwerk" bleibt, sagte etwa Kardinal Christoph Schönborn. Er schlug in seiner Predigt beim Pfingsthochamt am Sonntag im Wiener Stephansdom auch eine kleine Brücke zum "Song Contest", der in der Nacht zuvor in Wien zu Ende gegangen war.
Schönborn verwies dazu auf das in der Bibel geschilderte pfingstliche Sprachwunder. Auch die Musik sei eine Sprache, die alle Menschen verstehen, so der Kardinal. "Bei aller Zwiespältigkeit" des Ereignisse, sei am "Song Contest" "eindrucksvoll, wie Musik und die Leidenschaft für den Gesang so viele Menschen rund um die Welt begeistert und fasziniert".
Der Geist Gottes führe aber über die Begeisterung hinaus zur wirklichen Gemeinschaft der Menschen, sagte Schönborn. Eben diese Gemeinschaft sei zusammen mit Versöhnung und vor allem der Liebe zu Gott entscheidendes Kriterium, um das Wirken des Heiligen Geistes in der Welt festzumachen.
"Es gibt kein sichereres Kennzeichen für das Wirken des Heiligen Geistes, als wenn in einem Menschen oder in einer Gemeinschaft die Liebe zu Jesus lebt", so der Kardinal. Er rief die Gläubigen zum "Unterscheiden der Geister" auf, nicht jeder Geist sei "vom Herrn": "Der Zeitgeist ist nicht immer vom Heiligen Geist, auch wenn es im Zeitgeist durchaus manches gibt, was ein Zeichen des Heiligen Geistes sein kann."
Lackner: "Fest der Nähe Gottes"
Salzburgs Erzbischof Franz Lackner wandte sich in seiner Pfingstpredigt im Salzburger Dom auch an die tausenden Jugendlichen, die noch bis Montag im und um die Kathedrale am "Fest der Jugend" der Loretto-Gemeinschaft teilnehmen.
Mit Pfingsten wolle Gott in die Alltäglichkeit der Menschen eintauchen, es sei das "Fest der Nähe Gottes", sagte Lackner. Heute täten sich jedoch viele schwer mit Nähe; gerade auch die Nähe Gottes werde leicht übersehen. Mit Gott und dem Wirken des Heiligen Geistes konfrontiert, ließen sich viele Menschen nicht auf Neues ein und hielten stattdessen am Gewohnten fest.
Lackner ermutigte dazu, das eigene Leben der Führung Gottes und dem Heiligen Geist anzuvertrauen. Dies heiße aber nicht, "die Hände in den Schoß zu legen", stellte er klar. "Wir sollen uns anstrengen, und uns mit Kopf und Herzen bestmöglich in die Welt einbringen und Taten entfalten - das aber eingebettet wissen in ein größeres Ganzes, in den Plan Gottes, das Wirken seines Geistes. Das braucht die Welt von heute."
Die Welt benötige Menschen, "die sich überraschen lassen von Gott, die ihr Herz weit öffne und sich führen lassen", sagte der Salzburger Erzbischof. Das bedeute jedoch nicht, dass Gläubige "wie Marionetten" fremdbestimmt lebten, betonte Lackner. Vielmehr erfülle der Heilige Geist das Leben der Christen. "Wenn ihre jungen Menschen euch Christus hingebt und dem Heiligen Geist öffnet, werdet ihr nicht zu kurz kommen", ermutigte der Erzbischof die zum "Fest der Jugend" versammelten jungen Leute: "Bei Gott kommt der Mensch nie zu kurz."
Schwarz: Heiliger Geist "Lebensprinzip der Kirche"
Den Heiligen Geist als "das Lebensprinzip der Kirche" hob der Linzer Diözesanbischof Ludwig Schwarz in seiner Predigt am Pfingstsonntag hervor. Er feierte das Pfingsthochamt mit hunderten Gläubigen in der Wiener Salesianerpfarre Neuerdberg. Der Gottesdienst wurde anlässlich des diesjährigen Jubiläumsjahrs zum 200. Geburtstag des Ordensgründers Johannes Bosco (1815-1888) live von ORF und ZDF übertragen.
"Der Heilige Geist ist wie ein Motor im Herzen des Menschen, der ihn in Bewegung hält und zu den Mitmenschen führt, um ihnen die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes zu bezeugen", sagte Bischof Schwarz, der selbst dem Salesianerorden angehört. Don Bosco habe aufgezeigt, "was es bedeutet unter Führung des Heiligen Geistes zu leben und zu handeln", so der Bischof über den Turiner Jugendseelsorger und Sozialpionier. Der Heilige sei in den zwischenmenschlichen Beziehungen "herzlich, familiär und kontaktfreudig" gewesen, "praktisch, lebensnah und kreativ" in all seinem Tun. Schwarz: "Dieser Geist fördert ein Klima des Optimismus und der Freude - und führt hin zu Gott!"
Kennzeichnendes Merkmals Don Boscos, so der Salesianerbischof, war dessen Glaube an die jungen Menschen und das Vertrauen in sie. "Don Bosco wurde zum Vater und Lehrer der Jugend: er wollte ihre Begabungen entfalten und ihre Berufung als Menschen und Christen fördern", würdigte Schwarz den Heiligen als Beispiel für die Christen als "Tür und die Werkstatt des Heiligen Geistes".