"Ernst der Lage nicht erkannt"
Mit scharfer Kritik an der österreichischen Asylpolitik hat der Integrationsbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Erich Hohl, das Scheitern des Asyl-Gipfels der Bundesregierung mit den Landeshauptleuten kommentiert. Die Politiker hätten "den Ernst der Lage nicht erkannt" und seien für eine "humanitäre Katastrophe" verantwortlich. Kriegsflüchtlinge würden in Österreich "nach dem Floriani-Prinzip" behandelt und "wie eine heiße Kartoffel hin und her geschoben", befand Hohl am Donnerstag. Oft werde nicht einmal mehr für einen sicheren Schlafplatz gesorgt, empörte sich der Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark.
In diesem Punkt gab Hohl dem nach dem Treffen frustrierten Bundeskanzler Werner Faymann recht: Das Scheitern des gestrigen Asyl-Gipfels sei "ein Desaster für die Regierungsparteien". So "vielversprechend" einzelne Signale in den vergangenen Tagen auch gewesen seien, "so drastisch ist nun die Enttäuschung, dass sich die Regierungsverantwortlichen auf Bundes- und Länderebene nicht zu dringend nötigen Maßnahmen entschließen haben können". Anstatt sich in einem gemeinsamen Kraftakt rasch auf notwendige Hilfspakete zu verständigen, sei am Mittwochabend beim Runden Tisch "offenbar lediglich auf Zeitgewinn gespielt und über neue Schikanen bei der Grundversorgung nachgedacht" worden, ärgerte sich der Integrationsbeauftragte. "Bei halbwegs gutem Willen" müsse es in Österreich doch möglich sein, "abseits von parteitaktischen und regionalgeleiteten Überlegungen" brauchbare Lösungen zustande zu bringen.
Wie es gehen könnte, zeigen in der Steiermark viele Pfarrhöfe vor, in denen Flüchtlinge zuletzt untergebracht wurden. Die derzeit in der Steiermark befindlichen 5.557 Asylwerber "leben nicht nur in privaten Quartieren, sondern immer öfter auch in Pfarrhöfen" und gelten "laut den Verantwortlichen als besonders gut integriert", berichtet der ORF Steiermark am Donnerstag über die aktuelle Lage. Der Großteil der Betroffenen wohne in privat organisierten Quartieren und werde dabei oft von kirchlichen Einrichtungen - von Caritas, Diakonie und Ehrenamtlichen - unterstützt.
In der Steiermark wurden mittlerweile neun Pfarrhöfe für Asylwerber geöffnet - die meisten davon im Bezirk Südoststeiermark, wo laut ORF drei Pfarrhöfe Quartiere für 35 Asylwerber zur Verfügung stellen. Im Bezirk Murau wurden 21 von 112 Asylwerbern in zwei Pfarrhöfen aufgenommen.
Das steirischen Referat für Flüchtlingsangelegenheiten zufolge gibt es mit pfarrlich untergebrachten Asylwerbern "außergewöhnlich wenige Probleme". Hier sei auch der Widerstand seitens der einheimischen Bevölkerung "nicht vorhanden, da sie sehr gut integriert werden".
Benefizkonzert "Styria for Syria" in Weiz
Ein Musterbeispiel für gelungene Aufnahme ist auch Weiz in der Oststeiermark. Dort wurden auf Betreiben der Initiative "Way of Hope" und der Pfarrgemeinde 37 Asylwerber in kleinen Wohneinheiten privat untergebracht. Durch Spenden und ein geplantes Benefizkonzert "Styria for Syria" wurde es ermöglicht, allen Flüchtlingen offizielle Deutschkurse zu finanzieren. Ehrenamtliche erklärten sich bereit, mit den Asylwerbern in vier Lerngruppen zu üben. "Unseres Wissens nach ist das österreichweit einmalig", freut sich der Weizer Theologe und "Way of Hope"-Initiator Fery Berger.
Das Benefizkonzert findet am 2. Juli um 19.30 Uhr im Kunsthaus in Weiz statt. Es musiziert das "GMH_Orkestar", eine vierköpfige Combo, die Stücke vorwiegend aus der Klezmertradition und Eigenkompositionen mit Einflüssen aus Pop, Folk-Rock, Ska und Jazz umsetzt. (Link: http://www.wayofhope.info)