
Ökumene trauert um Superintendent Paul Weiland
Der evangelische Superintendent in Niederösterreich, Paul Weiland, ist am Sonntagnachmittag überraschend gestorben. Ursache dürfte akutes Herzversagen gewesen sein, wie der Evangelische Pressedienst "epdÖ" am Montag berichtete. Die Todesnachricht des in der Ökumene überaus engagierten gebürtigen Steirers löste auch innerhalb der katholischen Kirche Bestürzung aus. Kardinal Christoph Schönborn und der St. Pöltner Bischof Klaus Küng bekundeten am Montag ihre Wertschätzung für den verstorbenen Superintendenten.
Er habe Paul Weiland immer als "einen den Menschen und den heutigen Herausforderungen zugewandten Christen erlebt", sagte Kardinal Schönborn in einer ersten Reaktion gegenüber "Kathpress". "Bei ihm war deutlich zu spüren, dass das Verbindende stärker war als das Trennende", betonte der Wiener Erzbischof, der auch der Familie des Verstorbenen sowie der evangelischen Kirche sein Beileid aussprach.
Bischof Küng erklärte in seinem Nachruf am Montag, er sei Weiland seit Beginn seines Amtsantritts in St. Pölten "freundschaftlich verbunden" gewesen und habe mit ihm "immer gut zusammengearbeitet": "Er war ehrlich, verlässlich, jemand, der seine Aufgabe verantwortungsvoll erfüllt und seine religiöse Überzeugung glaubwürdig vertreten hat", so Küng. Die evangelische Kirche und auch das Land Niederösterreich würden mit Paul Weiland "eine Persönlichkeit mit Ausstrahlung" verlieren. "Ich bete für ihn", schloss der St. Pöltner Bischof.
Besonders verbunden war dem Verstorbenen auch der Mariazeller Superior P. Karl Schauer - nicht nur, weil der Marienwallfahrtsort zur niederösterreichischen Superintendentur gehört, sondern vor allem wegen der menschlichen Größe Weilands, wie Schauer gegenüber "Kathpress" betonte. Weiland habe eine große "ökumenische Weite" und Dialogfähigkeit ausgezeichnet. Kirchenordnungen seien ihm nie so wichtig gewesen wie die Menschen, "die er geliebt hat".
Auch der evangelische Bischof Michael Bünker zeigte sich am Montag tief erschüttert über den plötzlichen Tod Weilands, der fast 17 Jahre an der Spitze der evangelischen Kirche in Niederösterreich stand. Die evangelische Kirche und die Menschen in Niederösterreich hätten einen schweren Verlust erlitten. Dies betonte auch Landeshauptmann Erwin Pröll: "Mit Paul Weiland verliert Niederösterreich eine prägende Persönlichkeit, einen gesellschaftlichen Ruhepol und einen partnerschaftlichen Freund, der sich auf vielfache Weise im Land eingebracht hat."
Weiland setzte sich während seiner Amtszeit für den Dialog mit anderen Kirchen ein, so war er unter anderem Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich. Für Aufsehen sorgte seine buchstäblich "tragende Rolle" beim Besuch von Papst Benedikt XVI. im September 2007 in Mariazell: Im Rahmen der ökumenischen Vesper überreichte Weiland dem Papst eine Kerze, die auf die zur selben Zeit stattfindende Dritte Europäische Ökumenische Versammlung (EÖV3) in Sibiu verwies. Dieses Zeichen ökumenischer Verbundenheit gemäß dem Motto der EÖV3 "Das Licht Christi scheint auf alle" war innerevangelisch nicht unumstritten, hatte die Glaubenskongregation doch zuvor erklärt, dass die Kirchen der Reformation keine "Kirchen im eigentlichen Sinn", sondern lediglich "kirchliche Gemeinschaften" seien.
Bereits vor dem Papstbesuch nahm Weiland an einem mariologischen Symposion teil - ebenfalls keine Selbstverständlichkeit für einen evangelischen Kirchenvertreter. Auch beim Dankgottesdienst für den zuvor zurückgetretenen Benedikt XVI. war der niederösterreichische Superintendent am 3. März 2013 in Mariazell präsent.
Seit 1998 Superintendent
Paul Weiland wurde am 14. September 1949 im steirischen Rottenmann geboren, wuchs aber in Stadtschlaining im Burgenland auf. Er studierte Theologie an der Evangelisch-theologischen Fakultät der Universität Wien und wurde 1979 ordiniert. Weiland war u.a. AHS-Religionslehrer, Pressepfarrer beim epdÖ und wurde im September 1998 zum ersten Mal und 2010 erneut zum Superintendenten der Evangelischen Kirche in Niederösterreich gewählt.
Weiland war auch Präsident der Österreichischen Bibelgesellschaft, Obmann des Evangelischen Presseverbandes in Österreich, Mitglied in zahlreichen kirchlichen Gremien und Einrichtungen, darunter in der Gemischten Evangelisch/Katholischen Kommission und im Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich. Auf internationaler Ebene fungierte er als Berater des Lutherischen Weltbundes in Genf in Kommunikationsfragen.
Für seine seelsorgerische Arbeit wurde Weiland mehrmals ausgezeichnet. Er erhielt das Silberne Komturkreuz für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich und das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.