Familie ist Gegen-Zeichen zur Kultur des Todes
Umweltzerstörung und Klimawandel, die größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich und die steigenden Zahl an Menschen auf der Flucht können als "Symptome einer Kultur des Todes" interpretiert werden. Das betonte der Innsbrucker Diözesanbischof Manfred Scheuer bei der Jahreshauptversammlung des Katholischen Familienverbandes Österreich (KFÖ) am Wochenende in der Tiroler Landeshauptstadt. Er wies auf die Bedeutung der Familie als Gegen-Zeichen zur Todes-Kultur hin.
"Unsere Städte sind zur Wüste geworden. Es fehlt an Liebe und Lächeln", zitierte der Bischof Papst Franziskus. Der postmoderne Individualismus begünstige einen Lebensstil, "der die Entwicklung und die Stabilität der Bindung zwischen den Menschen schwächt".
Mit dem argentinischen Papst rief Scheuer auch zur Umkehr auf, um den Klimawandel zu stoppen. Dieser sei einer der Ursachen für Armut, Unterernährung und Flucht, so wie Gewalt und Krieg: "Menschen gehen nicht aus bloßer Neugier, Abenteuerlust oder Eroberungssucht von zu Hause weg."
Fremde, Asylwerber, Flüchtlinge seien in der Regel "Hungrige, Entwurzelte, Rechtlose, materiell Arme, von den Narben des Krieges Gezeichnete". Die Schauplätze der Not, der kriegerischen Konflikte, der Verfolgung und das Elend in Afrika und den Flüchtlingslagern im Nahen Osten dürften niemanden unberührt lassen. "Wer Solidarität, Gastrecht, Gastfreundschaft und Asylrecht praktiziert, hält sich an biblische, von Gott aufgetragene Werte. Sowohl der Gastgeber als auch der Gast sind zugleich Gebende und Nehmende, Schenkende und Beschenkte." Gerade in einer globalisierten Welt könne das Teilen mit den Armen vor katastrophalen Entwicklungen bewahren.
Eine entscheidende Rolle schrieb der Innsbrucker Bischof der Kirche zu: "Sie muss den Menschen gegen seine Selbstzerstörung schützen. Es muss so etwas wie eine richtig verstandene Ökologie des Menschen geben. Die Beschädigung der Natur hängt eng mit der Kultur zusammen, die das menschliche Zusammenleben gestaltet."
Ungebremste Ausbeutung der Umwelt wertete Scheuer als "Leugnung der Existenz des anderen". Denn: "Die Umwelt ist ein kollektives Gut, ein Erbe der gesamten Menschheit und eine Verantwortung für alle." Nachhaltigkeit bedeute "Einsatz für gerechte Lebensbedingungen und einen schonenden Umgang mit der Natur auf Zukunft hin". Nachhaltiges Wirtschaften meine ein "Wachstumskonzept, bei dem die Ressourcen der Erde geschont und für die nächsten Generationen erhalten bleiben".
Als Gegenmodell propagierte Scheuer die Familie als "Sitz der Kultur des Lebens" und als "Ort der ganzheitlichen Erziehung". In ihr werde zum Beispiel der "rechte Gebrauch der Dinge, Ordnung und Sauberkeit, die Achtung des Ökosystems und der Schutz aller erschaffenen Wesen" gelehrt. Kinder lernten in der Familie, um Erlaubnis zu bitten, ohne "andere zu überfahren", danke zu sagen "als Ausdruck einer aufrichtigen Wertschätzung dessen, was empfangen wurde", Aggressivität zu beherrschen und um Verzeihung zu bitten. "Diese kleinen Gesten ehrlicher Höflichkeit helfen, eine Kultur des Zusammenlebens und der Achtung gegenüber unserer Umgebung aufzubauen."
Eine "heile Welt" sei die Familie deshalb aber nicht automatisch: "Verletzungen gibt es hier und Beleidigungen." Dort wo diese Bosheiten ungeachtet überhand nehmen, entstehe eine Spirale, "die schließlich die Verbindung zwischen Mann und Frau, die Seele der Kinder" zerstöre.
KFÖ-Arbeitsjahr mit Nachhaltigkeits-Schwerpunkt
"Nachhaltigkeit und der gerechte Umgang miteinander werden unsere Arbeit im kommenden Jahr eine große Rolle für unsere Arbeit als Familienverband spielen", gab KFÖ-Präsident Alfred Trendl einen Ausblick auf das kommende Arbeitsjahr. So stand etwa das in mehreren Diözesanverbänden bereits angelaufene Projekt "Gutes Leben" des Katholischen Familienverbandes Tirol auf der Tagesordnung: "Mit diesem Projekt wollen wir das Thema Nachhaltigkeit direkt in die Familien bringen", erklärte Paul Hofbauer, Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes Tirol.
Im Fokus stehe auch der Umgang mit der aktuellen Flüchtlingskrise: "Es ist unsere Pflicht hier als Christen zu helfen und Solidarität zu zeigen", sagte Trendl und verwies vor allem auf die schwierige Situation der Kinder und unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. "All unsere Diözesanverbände haben bereits lokale Aktionen und Kooperationen zur direkten Hilfe begonnen", berichtete der KFÖ-Präsident und kündigte an: "In Kürze werden wir auch ein längerfristiges und vor allem nachhaltiges Projekt, das vor allem auf Familien ausgerichtet ist, präsentieren."
Quelle: kathpress