Österreich hat im Asylbereich "Geschichte geschrieben"
Für Caritas-Präsident Michael Landau hat Österreich bei der Bewältigung des Flüchtlingsstromes im scheidenden Jahr Geschichte geschrieben. "Wir mögen ein kleines Land sein, aber wir haben in diesem Jahr Größe gezeigt", zog der Caritas-Chef in einem Interview mit dem "Kurier" am Montag eine positive Bilanz. Im kommenden Jahr müsse der Fokus nun auf die Integration der Flüchtlinge gelegt werden. "Wir müssen hier vom Reden zum Tun kommen", forderte Landau. Es brauche mehr Tempo und mehr Mittel, "wenn das Bekenntnis zum Gelingen des Miteinanders ernst gemeint ist".
An die politisch Verantwortlichen appellierte der Caritas-Präsident, parteipolitische Streitereien beiseite zu legen und gut zusammenzuarbeiten. Eine Bewältigung der Situation sei nur möglich, "wenn sich die Mitglieder der Bundesregierung, die Landeshauptleute und die Bürgermeister am Mut der Menschen orientieren", anstatt aus der aktuellen Situation politisch Kapital schlagen zu wollen, indem sie Ängste schüren. Landau: "Wir werden alles brauchen: Einrichtungen der Grundversorgung, private Initiativen, die Zivilgesellschaft, die Hilfsorganisationen." Gelinge die Integration, könnten Österreich und auch Europa längerfristig davon profitieren.
Entscheidend sei schließlich auch, so Landau, wie mit der Not der Österreicher umgegangen werde. "Wir müssen hinschauen, wenn es vor dem Erstaufnahmezentrum Traiskirchen Obdachlosigkeit gibt, aber wir müssen ebenso auf die Nöte der Österreicher achten."
Sorgen macht dem Caritas-Präsident die Situation vieler unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, die in Massenlagern untergebracht sind. "Ich halte das für hochproblematisch", denn Integration funktioniere in kleineren, dezentralen Einrichtungen, in denen Begegnung möglich ist, wesentlich besser.
Einmal mehr sprach sich Landau auch für die Öffnung des Arbeitsmarktes für Flüchtlinge aus, zumindest nach sechs Monaten. Denn eines sei klar, so Landau: "Arbeit ist die beste Form der Integration." Aufholbedarf gebe es außerdem bei der Anerkennung bereits absolvierter Ausbildungen. "Es ist Unfug, dass Menschen, die wir etwa in der Pflege brauchen, als Taxifahrer arbeiten, weil es nicht gelingt, ihre Qualifikationen rasch zu nostrifizieren."
Quelle: kathpress