Ökumene ist für Papst Begegnung statt übereinander reden
Als "Diplomatie der Begegnung" hat Kurienkardinal Kurt Koch den Ökumene-Zugang von Papst Franziskus bezeichnet. Der Papst setze auf einen Ökumenismus der Freundschaft und der Brüderlichkeit, "bei dem man nicht über die anderen spricht, sondern sich persönlich mit ihnen trifft und gemeinsam Schritte nach vorne macht", erklärte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen in einem Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur SIR.
Kennzeichnend für Papst Franziskus sei der Wille und Wunsch zur Begegnung sowie auch die "Disponibilität, alle Schritte zu setzen, um den Gesprächspartnern entgegenzukommen", so der Kurienkardinal. Deutlich geworden sei dies u.a. im November 2014 beim Rückflug von Istanbul nach Rom: "Ich möchte dem Moskauer Patriarchen Kyrill begegnen. Er soll mir sagen, wann und wo und ich komme", zitierte Koch einen Ausspruch des Papstes vor Journalisten bei dieser Gelegenheit.
Die Überzeugung von Papst Franziskus sei es, dass das Blut die Christen nicht trenne sondern sie vereine: "Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Einheit der Christenheit", so Koch. "In der Tragödie und im Leiden" sei die "Ökumene des Blutes" das Fundament der ganzen ökumenischen Bewegung. Schließlich sei das Märtyrertum heute per se "ökumenisch", da es in allen kirchlichen Gemeinschaften Blutzeugen gebe. Koch: "Die Christen werden nicht deshalb verfolgt, weil sie Lutheraner, Orthodoxe, Freikirchler oder Katholiken sind, sondern weil sie Christen sind." Papst Franziskus habe ihm einmal gesagt, dass die Verfolger der Christen eine zutreffendere Vorstellung des Ökumenismus hätten als viele Christen, "weil sie, die Gewaltherrscher, verstanden haben, dass wir Christen eine Einheit sind".
Den verfolgten Christen müsse man zutiefst dankbar sein, weil sie "sogar um den Preis des Lebens" Zeugnis für den christlichen Glauben ablegen, betonte der Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. "Mich hat die Geschichte der koptischen Christen, die in Libyen mit dem Namen Jesu Christi auf den Lippen hingemetzelt wurden, besonders betroffen gemacht", so Koch. Dies seien "starke Zeugnisse".
Gemeinsames Osterdatum wichtig
Der Kardinal ging im Interview auch auf die Frage des gemeinsamen Osterdatums der Christen ein. Er selbst sei "überzeugt, dass wir zu einem gemeinsamen Datum kommen müssen", so der Einheitsrats-Präsident. Bei entsprechendem Willen von Seiten aller Beteiligten sei eine Lösung möglich.
Der Wunsch nach diesem gemeinsamen Datum werde auch vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und vom koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. geteilt, erinnerte Koch. Für Ostern als das wichtigste Fest der Christen sei das Finden eines gemeinsamen Datums "außerordentlich wichtig", so schwierig die Suche danach angesichts der derzeit existierenden julianischen und gregorianischen Kalender sowie auch der nötigen Rücksicht auf die jüdischen Wurzeln des Osterdatums sei.
Quelle: kathpress