Armutsbericht: Caritas-Präsident Landau besorgt
Der am Mittwoch präsentierte Armutsbericht der Statistik Austria ist laut Caritas-Präsident Michael Landau besorgniserregend und fordert zu politischem Handeln heraus. Wenn mehr als 1,5 Millionen Menschen in Österreich von Armut betroffen sind oder Gefahr laufen, aus wirtschaftlichen Gründen sozial ausgegrenzt zu werden, dann brauche es "strukturelle Reformen statt Kürzungen", appellierte Landau an die Verantwortlichen der Landes- und Bundesregierung mit Blick auf die Diskussion um die Kürzung der Mindestsicherung (BMS). Gleichzeitig warnte er davor, Flüchtlinge zu "Sündenböcken für die Kürzung der Mindestsicherung zu machen". Eine Not dürfe nicht gegen die andere ausgespielt werden, so Landau in einer Aussendung am Mittwoch.
Der Caritas-Präsident warnte ausdrücklich vor einer BMS-Kürzung. Die Mindestsicherung sei das letzte soziale Netz, wer hier von einer "sozialen Hängematte" redet, habe vom wirklichen Leben der Menschen und auch von den Bedingungen zur Mindestsicherung keine Ahnung.
Besonders betroffen seien Menschen mit niedrigem Bildungsniveau. "Während ein Mensch mit maximal Pflichtschulabschluss eine 28-prozentige Armutsgefährdungsquote aufweist, halbiert sich diese Quote mit Abschluss einer Lehre oder mittleren Schule", gibt Landau in der Aussendung zu Bedenken.
Mit Blick auf die Geldzusagen für Bundesheer und Polizei meinte Landau: "Wir brauchen auch mehr Mittel für den sozialen Frieden und den Zusammenhalt in der Gesellschaft." Das sei in der derzeit herausfordernden Situation das "Gebot der Stunde", appellierte der Caritas-Präsident an die Regierung.
"Menschen wollen arbeiten"
Landau ist davon überzeugt, dass die Menschen arbeiten und sich selbst erhalten wollten. Daher brauche es Arbeitsplätze und Löhne, "von denen man leben kann", leistbaren Wohnraum und den Zugang zu Bildung. Den Schulen müsse dringend mit Unterstützungspersonal, wie Sozialarbeitern, Förderlehrkräften oder Psychologen geholfen werden.
Die Caritas fordert außerdem eine Entlastung des Faktors Arbeit und mehr Engagement für mehr Arbeitsplätze: "Ich vermisse kreative Wege, um den Menschen Arbeitsmöglichkeiten zu geben. Wir brauchen einen besseren Übergang vom BMS-Bezug zur Beschäftigung und mehr Investitionen in die Ausbildung der betroffenen Menschen." Bei 476.000 arbeitslosen Menschen und 35.000 sofort besetzbaren Arbeitsstellen sei es müßig, über Arbeitsanreize durch Kürzungen der BMS zu sprechen.
Nöte nicht gegeneinander ausspielen
Landau räumte ein, es sei eine Herausforderung, mit der Zunahme an anerkannten Flüchtlingen auch die wachsenden Ausgaben in der Mindestsicherung zu bestreiten. Die Mindestsicherung mache aber nur ein Prozent der gesamten Sozialausgaben des Landes aus und sei bewältigbar. Flüchtlinge dürften nicht zu "Sündenböcken für die Kürzung der Mindestsicherung gemacht werden, betonte der Caritas-Präsident. "Vielmehr muss uns bewusst sein, dass die Mindestsicherung durch eine verbesserte Anbindung an die Arbeitsmarktpolitik ein wichtiger Integrationsmotor sein kann. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind jetzt schon gegeben, wir müssen sie nur zielstrebig umsetzen."
Quelle: Kathpress