Bürgler warnt vor wachsendem Hass in der Gesellschaft
Der Innsbrucker Diözesanadministrator Jakob Bürgler hat den jüngsten Brandanschlag auf eine Asylwerberunterkunft in Oberösterreich verurteilt und vor einer wachsenden Tendenz zu Aggression, Hass und gegenseitiger Verunglimpfung in der Gesellschaft gewarnt. Manche aktuelle Aussagen an Stammtischen und in sozialen Medien seien "zum Schämen", sagte er bei der traditionellen abendlichen Gelöbnisfeier des Landes Tirol am Herz-Jesu-Freitag in der Innsbrucker Jesuitenkirche. "Die Sprache verrät uns. Manche werben für ein wehrhaftes Christentum und begründen damit die Härte in ihrer Sprache und in ihren Prinzipien. Sie heizen die Stimmung an und klagen dann über die sozialen Folgen", so Bürgler.
"Unser Leben ist verwundbar und verletzlich. Wir werden dem Leben erst gerecht, wenn wir diese Verletzlichkeit annehmen, an uns selber und an den anderen", erinnerte der Diözesanadministrator in seiner Predigt bei dem Gottesdienst, an dem der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler und die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer teilnahmen. Brennende Asyleinrichtungen seien vor diesem Hintergrund ein "erschütterndes Zeugnis einer Abkehr von Verwundbarkeit und Verletzlichkeit", hielt Bürgler fest. Das Herz-Jesu-Fest sei daher auch eine "aufrüttelnde Erinnerung": "Bleiben wir berührbar, verletzlich, einfühlsam! Lassen wir uns nicht verführen zu Gleichgültigkeit und Härte!", appellierte er.
In dem Gottesdienst plädierte Bürgler zudem für eine Neubesinnung auf die christlichen Wurzeln gerade angesichts der wachsenden Multireligiosität im Land. Es sei modern geworden, Glaube und Religiosität abzuwerten, als veraltet hinzustellen und ihren Platz in den Privatbereich zu verbannen. Einem guten Leben werde dies nicht gerecht. "Vielleicht ist es ja gerade auch so, dass uns die zunehmende Multireligiosität in unserem Land zwingt, den eigenen Glauben wieder zu verlebendigen", sagte Bürgler: "Kümmern wir uns um unsere christlichen Wurzeln und Quellen."
Der Gottesdienst in der Jesuitenkirche war gleichzeitig Höhepunkt des "Tags der Herzlichkeit", den der Bischof-Stecher-Gedächtnisverein gemeinsam mit Tiroler Vereinen, Gemeinden, Schulen, der Universität Innsbruck, der Caritas und dem Roten Kreuz heuer erstmals am Herz-Jesu-Freitag ausgerufen hatte. Gottesdienste, Bergfeuer, Kunstinstallationen, Konzerte und ein Symposium und Jugendfest sollen künftig alljährlich rund um den in Tirol in besonderer Weise begangenen Herz-Jesu-Festtag eine Kultur des Miteinanders, der Solidarität und der Herzlichkeit fördern.
Die in Tirol besonders verbreitete Herz-Jesu-Verehrung geht zurück auf die Kriegswirren von 1796, als Tirol nach langer Friedenszeit völlig unvorbereitet vom Nahen der französischen Truppen überrascht wurde. Die Vertreter der Landstände griffen damals den Vorschlag des Stamser Abtes Sebastian Stöckl auf, das Land dem "Herzen Jesu" anzuvertrauen und so um besonderen, göttlichen Beistand zu bitten. Sie gelobten ein alljährliches feierliches Begehen des Festes des Heiligsten Herzen Jesu und lösten das Versprechen Tage darauf erstmals mit einem Gelöbnis ein. Als die Truppen von Andreas Hofer dann in der Schlacht bei Spinges 1797 überraschend gegen die Franzosen und die Bayern siegten, wurde der Herz-Jesu-Sonntag zum hohen Feiertag. Bis heute ist die Tradition rund um den dritten Sonntag nach Pfingsten in Tirol fest verankert.
Quelle: kathpress