Passionsspiele St. Margarethen: Aus Judas wird Jesus
Die diesjährigen Passionsspiele St. Margarethen im Burgenland machen es möglich: Aus Judas wird Jesus. Bei der für 18. Juni geplanten Premiere in der beeindruckenden Naturkulisse des Römersteinbruchs wird Rupert Kugler, der bisherige Darsteller des verräterischen Apostels, in die Rolle des Heilands schlüpfen. Damit habe sich ein lang gehegter Wunsch erfüllt, berichtete der angehende Wirtschaftswissenschaftler in der Eisenstädter Kirchenzeitung "Martinus".
Seine Darstellung sieht der 35-jährige Kugler, obwohl Jesus im Zentrum des Bühnengeschehens steht, als "Gemeinschaftsprojekt" aller ehrenamtlichen Laienmimen: Um Christus spielen zu können, "brauche ich die Hilfe aller Darsteller", meinte er. Nur wenn alle überzeugend spielen, könne auch Jesus die Zuseher berühren. Kugler verglich das Passionsspiel mit dem Glauben generell. "Auch den Glauben können wir nur gemeinsam leben."
Rupert Kugler hat Passionsspielgeschichte quasi im Blut. Sein Vater war früher Regisseur der Aufführung, noch heute wirkt die ganze Familie, Eltern und vier Geschwister, bei den Spielen mit. Rupert besuchte das Knabenseminar, spielte lange mit dem Gedanken, Priester zu werden, schreibt derzeit aber seine Masterarbeit in Betriebswirtschaft und ist an einem Jungunternehmen beteiligt. "Der Gedanke, Priester zu werden, ist aber noch nicht ganz weg", sagte der Jesus-Darsteller dem "Martinus".
19 Aufführungen bis 21. August
Bis zum 21. August sind unter der Regie von Julika Bachmann 19 Aufführungen im Rahmen der alle fünf Jahre stattfindenden Passionsspiele vorgesehen. Die 73 Sprechrollen werden von 126 Laienspielern dargestellt. Insgesamt sind 400 Laiendarsteller auf der Bühne, 200 Helfer hinter der Bühne - alle Mitwirkenden stammen aus der Marktgemeinde St. Margarethen im Burgenland und gehören den unterschiedlichsten Berufs- und Altersgruppen an. In mehr als 50 Proben - zunächst fünf Monate lang im Haus Bethanien, seit kurzem auf der Bühne im Steinbruch - wurde und wird viel Energie und Zeit investiert, damit eine überzeugende und bewegende Aufführung zustande kommen kann. Die einem guten Zweck dient: Der Reingewinn kommt verschiedenen karitativen und kirchlichen Projekten zugute.
Regisseurin Bachmann greift die Neuinszenierung Robert Herzls von 2011 erneut auf. Auf der Grundlage der vier Evangelien sei bewusst auf jede literarisch oder dramaturgisch ausgerichtete Interpretation verzichtet worden, heißt es in der Ankündigung. Ein Evangelist führt durch das Geschehen. Im ersten Teil der Aufführung werden einzelne Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt - wie etwa die Verkündigung der Geburt Christi, verschiedene Wundertaten, die Seligpreisungen und die Konfrontationen mit den Pharisäern und Schriftgelehrten. Der zweite Teil beginnt mit dem Einzug in Jerusalem, zeigt das Letzte Abendmahl und das Leiden, Sterben und die Auferstehung Jesu Christi. Mit der Sendung der Jünger endet das Passionsspiel.
Ergänzt wird das gesprochene Wort durch Musik zwischen den einzelnen Szenen, komponiert von Thomas Steiner und auch von ihm mit dem Passionsspielchor und -orchester aufgenommen.
Die Passionsspiele in St. Margarethen finden bereits seit 1926 in der Gemeinde statt, seit 1961 wird auf Anregung des Bildhauers Karl Prantl im Römersteinbruch gespielt. Bei einer Privataudienz im Vatikan, bei der der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics und der Margarethener Pfarrer und Spielleiter Georg Lang bei Benedikt XVI. päpstlichen Segen für die Passionsspiele holten, erinnerte der Papst daran, dass er 1996 als Kardinal quasi "inkognito" eine Aufführung besuchte.
Karten in vier Kategorien zum Preis zwischen zwölf und 36 Euro sind online via www.passio.at erhältlich, per mail unter tickets@passio.at oder telefonisch unter 026.80/2100. (Info: www.passio.at)
Quelle: kathpress