Diözese Innsbruck ehrt zwei Tiroler "Mütter der Aussätzigen"
Marianne Stöger und Margit Pissarek, zwei Schwestern des Säkularinstituts "Ancillae Christi Regis" (ACR), setzten sich in Südkorea 43 Jahre gegen die Lepra und für eine bessere medizinische Versorgung Erkrankter ein. In einer Feierstunde im Stift Wilten ehrte nun die Diözese Innsbruck die beiden "Mütter der Aussätzigen" für ihr Lebenswerk. Neben Diözesanadministrator Jakob Bürgler fanden sich u.a. auch Militärbischof Werner Freistetter, Landtagspräsident Herwig van Staa und der Honorarkonsul von Korea, Richard Hauser, zur Ehrung ein.
Diözesanadministrator Jakob Bürgler dankte den beiden Schwestern in seiner Laudatio für ihr christliches Lebenszeugnis: "Ein herzliches Vergelt's Gott für euren treuen, stillen, jahrzehntelangen Einsatz gegen die Lepra und für eine bessere medizinische Versorgung in Südkorea." Stöger und Pissaek würden mit ihrem Lebenszeugnis auf Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, auf Zuversicht und Vertrauen ins Leben verweisen. "Nöte und Leiden der Zeitgenossen finden in euren Herzen ein Echo. Und somit die Nächstenliebe als Sakrament der Gottesliebe", so Bürgler.
In Tirol sind die beiden Frauen nahezu unbekannt. In Korea werden sie hingegen seit Jahren verehrt. Die beiden Schwestern sind zwei von bisher nur drei Ehrenbürgern Südkoreas, nach ihnen sind Frachtschiffe benannt, sie wurden für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Zuletzt erhielten die beiden heute über 80-Jährigen - obwohl bereits seit rund einem Jahrzehnt nicht mehr in Korea tätig - den hochdotierten "Manhae-Preis für soziales Handeln".
Marianne Stöger und Margit Pissarek waren nach ihrer Ausbildung zu Krankenschwestern 1962 im Alter von 27 bzw. 28 Jahren auf die südkoreanische "Lepra-Insel" Sorok gekommen - und trafen dort auf bittere Not. Nach dem Ende der 35-jährigen japanischen Besatzungszeit, während der an Lepra Erkrankte auf die Insel verbannt worden waren, hatte sich nichts an der bestehenden Ächtung und Verbannung geändert. "Die Kranken hatten unterwürfig zu sein, Schläge standen an der Tagesordnung, auch Zwangsabtreibungen und Sterilisationen. Es brauchte Jahrzehnte, um das zu ändern", schilderte Stöger einmal in einem Interview.
Die beiden Frauen wollten den Kranken ihre Menschenwürde zurückgeben. Sie kümmerten sich um die Patienten und starteten Medikamenten- und Geld-Sammelaktionen, um die medizinische Infrastruktur zu verbessern. Die "Lepra-Station" auf Sorok entwickelte sich schließlich zu einer weltweit renommierten Pflege- und Forschungseinrichtung, die jüngst das "World Hanse's Disease Forum" mit rund 30 nationalen Delegationen aus aller Welt ausrichtete. Die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen in Südkorea reicht inzwischen nahe an Null, das Durchschnittsalter der verbliebenen 539 Kranken auf Sorok beträgt derzeit 75 Jahre. Unterstützt wurden die beiden Tirolerinnen in ihrer Arbeit u.a. auch durch die "Aktion Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung Österreichs.
"Marianne und Margit sind Koreanerinnen"
Landtagspräsident Herwig van Staa überbrachte bei der Feierstunde im Stift Wilten die Glückwünsche des Landes: "Die Leistungen der beiden Schwestern sind eine große Freude für das Land Tirol. Wir sind dankbar für das christliche Zeugnis. Sr. Margit und Sr. Marianne sind ein Aushängeschild geworden."
Auch der koreanische Honorarkonsul Richard Hauser bedankte sich für das große Engagement der Schwester in anfangs sehr schwierigen Zeiten. Pfarrer Kim Yean-Jun reiste für die Feierstunde eigens aus Korea an, um den beiden Schwestern den persönlichen Dank des örtlichen Erzbischofs zu überbringen: "Ihr habt den Kranken ihre Menschenwürde zurückgegeben", so der Geistliche in Richtung der beiden Frauen. Father Kim weiter: "Wir denken, dass Marianne und Margit Koreanerinnen sind." Und er äußerte den großen Wunsch, dass die beiden Schwestern nochmals nach Korea zurückkehren mögen, um dort ihren Ruhestand zu verbringen.
Für sie sei ihre Arbeit eine Selbstverständlichkeit gewesen, äußerte sich Sr. Marianne Stöger: "Ich habe mich nie als Missionarin gefühlt, ich wollte immer nur Krankenschwester sein. Das Schönste war, dienen zu können und das ist gelungen."
Militärbischof Freistetter, Vorsitzender der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), zeigte sich beeindruckt von den beiden Schwestern: "Ich möchte zwei Sätze von Schwester Marianne aus dieser Feierstunde mitnehmen. Sie sagte, das Schönste war, dienen zu können und die Lorbeeren kann man nur dem lieben Gott schenken."
Quelle: kathpress