US-Wahl für Princeton-Theologen ein "spiritueller Blackout"
Die US-Präsidentschaftswahl ist das Symptom eines "spirituellen Blackouts". Zu dieser Einschätzung kommt der baptistische Theologe und öffentlich engagierte Intellektuelle Cornel West in einem Beitrag für die Tageszeitung "Boston Globe". In einem bereits vor dem Wahlergebnis veröffentlichten Kommentar diagnostizierte West einen "Kollaps von Anstand, Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit" in der US-amerikanischen Gesellschaft. Der Wahlkampf sowie die beiden Kandidaten - "die neofaschistische Katastrophe namens Donald Trump und das neoliberale Desaster namens Hillary Clinton" seien Symptome dieses Niedergangs.
Schuld an der Entwicklung, die die Zivilgesellschaft lähme, trage eine alles durchdringende "Kultur der Habgier und Verlogenheit", kurz: des "Big Money". Am Ende führe eines solche Entwicklung in die Tyrannei, so West unter Verweis auf Platons Standardwerk "Politeia". Bislang habe die Überzeugung auch unter Intellektuellen gegolten, dass man dieser Entwicklung durch entsprechende politische und demokratische Bildungsoffensiven und Zivilcourage Einhalt gebieten könne, so West. Dies habe sich inzwischen allerdings als Illusion herausgestellt.
In dem Beitrag, in dem West noch fix von einem Sieg Clintons ausgeht ("Es gibt keinen Zweifel, dass sie die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten wird"), verweist der an der Universität Princeton Theologie und afroamerikanische Studien lehrende West außerdem darauf, dass auch Clinton es nicht schaffe, diesem Reiz des "Big Money" zu widerstehen: "Sie betreibt dieselbe neoliberale Politik, die Ungleichheit und den Rassenkonflikt schürt - und die damit wieder den nächsten Trump hervorbringt."
Quelle: kathpress