Kapuziner eröffnen "modernsten Beichtstuhl Wiens"
Die Kapuzinerkirche in der Wiener Innenstadt öffnet am Sonntag um 16 Uhr nach der Generalsanierung erstmals wieder ihre Pforten und präsentiert dabei ein neues Beichtzimmer. Mit dem "modernsten Beichtstuhl Wiens", der am letzten Tag des "Jahres der Barmherzigkeit" in Betrieb geht, soll spürbar werden, "dass Gottes Barmherzigkeit allen gilt", betonte Österreichs Kapuziner-Provinzial Bruder Lech Siebert, der die Festmesse am Sonntag leitet.
Die Ordenskirche am Neuen Markt, unter der sich mit der Kapuzinergruft die Ruhestätte der Habsburger befindet, war im vergangenen halben Jahr um insgesamt 2,3 Millionen Euro saniert worden. Die Elektroinstallation, die induktive Höranlage und die Beleuchtung wurden dabei u.a. erneuert und das Dach neu eingedeckt - unter der Vorgabe der Bescheidenheit, wie Architekt Thomas Tschemer darlegte.
Neues "Herzstück" der Kirche ist das Aussprachezimmer, in dem die klassische Beichte ebenso wie Gespräche möglich sind. Auch der Kirche fernstehende Menschen sollten hier den Kapuzinern begegnen und Kirche als "Ort der Ruhe" erleben können, erklärte der für den Bau zuständige Kapuzinerbruder Karl-Martin Gort. Die Kapuzinerkirche gilt als eine der wichtigsten Beichtkirchen Wiens, mit zuletzt 6.000 Beichtgesprächen jährlich.
Die Sanierung hatte laut Angaben des Ordens eine Überraschung zutage gebracht: Unerwartet stieß man im Stuckwerk der Kaiserkapelle auf alte Vergoldungen, die mindestens 200 Jahren zurückdatieren. Der Stuck wurde nach Vorgaben des Denkmalamtes von den Übermalungen befreit und neu vergoldet. Für die Sanierungs-Gesamtkosten von 2,3 Millionen Euro hätten alle Gemeinschaften in Österreich und Südtirol zusammengeholfen, neben Spenden und Subventionen, informierte Provinzial Siebert. Ausfinanziert sei das Projekt jedoch noch nicht.
Der Tag der Wiedereröffnung ist bei den Kapuzinern gleich mehrfach Anlass zur Feier: Außer dem Barmherzigkeitsjahr-Abschluss ist tags darauf der 100. Todestag des hier begrabenen Kaisers Franz Joseph, zudem wird auch das 800-jährige Jubiläum des sogenannten "Portiunkula-Ablasses" nachgefeiert. Diese spezielle Form von Sündenvergebung war vom Kapuziner-Ordensgründer Franz von Assisi am 2. August 1216 von Papst Honorius III. erwirkt worden und kann in Kirchen der franziskanischen Orden (Kapuziner, Minoriten, Franziskaner) gewonnen werden.
Die Kapuzinerkirche und das umliegende Kloster waren ab dem Jahr 1622 errichtet und schrittweise bis 1632 eröffnet worden. Die Ordensniederlassung ist ein Seelsorge- und auch Sozialzentrum, zumal sie Sitz des Seraphischen Liebeswerks (SLW) ist und in den Wintermonaten in Zusammenarbeit mit Caritas und örtlicher Pfarre eine Wärmestube für Bedürftige anbietet. Ordensintern ist Wien ein wichtiger Standort für die weltweiten Mitbrüder, um hier zu studieren oder Deutsch zu lernen.
Quelle: kathpress