Menschen nicht in Schubladen einteilen
Gegen die zunehmende gesellschaftliche Tendenz, Menschen an den Rand zu drängen oder in Schubladen einzuteilen, hat sich der Grazer Bischof Wilhelm Krautwschl ausgesprochen. Es würden "Meinungen im persönlichen Miteinander wie auch in der virtuellen Welt über andere geäußert, die die Weite der christlichen Nächstenliebe bewusst aussparen", sagte der Bischof in seiner Predigt bei Sonntagsgottesdienst im Grazer Dom, der österreichweit in den Regionalsendern des ORF übertragen wurde.
Aus eigener Befindlichkeit heraus werde eingeteilt und kategorisiert, so Krautwaschl. Der Mensch mit seiner unantastbaren, einzigartigen Würde werde zu einem bloßen Mittel zum Zweck degradiert. "Menschen werden an den Rand gedrängt oder belächelt, weil sie einer vermeintlichen Norm vordergründig nicht Folge leisten", kritisierte der Bischof. Menschen würden in ein- und derselben Gesellschaft, in "Schubladen" eingeteilt: "links - rechts; du bist In-, du bist Ausländer; du bist so, ich bin so." Christus sage aber: "Du bist etwas wert, Mensch, egal was Du leisten oder erbringen kannst, weil Du eben mehr bist als Schablonen und Maße es angeben."
Die Botschaft Christi gebe zugleich Hoffnung auf "ein Leben auf ewig bei Gott", betonte der Bischof "Als Glaubende begreifen wir das Leben nur dann richtig, wenn unser Menschsein nicht zwischen Geburtsurkunde und Totenschein 'eingezwängt' erscheint."
Durch das Evangelium werde dem Menschen "immer wieder aufs Neue die ihm zueigenste Berufung zur Ewigkeit ermöglicht", so der Bischof: "Indem wir den Worten Jesu gemäß einander barmherzig begegnen und in Liebe annehmen, wird uns ein Stück dieser Freiheit aus Seiner Ewigkeit geschenkt. Das heißt, wir werden befähigt, jedem Menschen auch diese Freiheit einzuräumen. Ich muss mich nicht zum Maß aller Dinge machen; Christus ist das Maß. Er ist König, wie uns das heutige Christkönigsfest auch sagt."
Bischof Krautwaschl ging auch auf das Ende des außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit ein. Das Jahr gehe zu Ende, doch die gelebte Barmherzigkeit müsse weitergehen. "Lassen wir uns von Christus als dem Maß, als den König weiterhin durch Pforten der Barmherzigkeit führen. Solche Pforten eröffnen sich täglich als Herausforderungen in unserem Alltag."
Bischof Wilhelm Krautwaschl zelebrierte im Grazer Dom mit Dompfarrer Heinrich Schnuderl. Der Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Josef Döller sorgte mit Domorganist Christian Iwan und Kantor Ewald Nagl für den musikalischen Rahmen.
Quelle: kathpress