Polak warnt vor wachsendem Antisemitismus
"Der christliche Glaube und die Theologie können jede Menge vom zeitgenössischen Judentum lernen", etwa hinsichtlich der Schriftauslegung, Feierkultur, der engen Verbindung von Politik und Religion, der Konfliktkultur und Kunst. Davon zeigte sich die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak überzeugt. Sie referierte am Dienstag in Salzburg im Rahmen eines Studiennachmittages anlässlich des "Tages des Judentums" (17. Jänner). Besorgt zeigte sich die Theologin über einen "wachsenden Antisemitismus", an dem man "nicht vorbeischauen" könne, wie die Erzdiözese Salzburg in einer Aussendung mitteilte.
Prof. Polak plädierte in ihrem Vortag für eine praktisch-theologische Auseinandersetzung mit dem Thema Israel. Als Grundlage hierfür forderte Polak, "das jüdische Verständnis Israels in seiner Vielfalt verstehen zu lernen", denn nur so sei ein "sachgerechter Dialog" über das Land und den Staat möglich.
Als Lebensmodell zur Förderung des "trilateralen Dialoges" zwischen Juden, Christen und Muslimen verwies Polak, die im vergangenen Jahr für ein Forschungssemester an der Universität Haifa war, auf "Nes-Amim", ein Dorf im Norden Israels.
Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Israel - eine (theologische) Annäherung". Dazu eingeladen hatten der Ökumenische Arbeitskreis Salzburg, das Referat für Ökumene und Dialog der Religionen in der Erzdiözese Salzburg, die Theologische Fakultät, das Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte und die Kirchlich Pädagogische Hochschule Edith Stein.
Mit einem Streifzug durch die jüdische Religionsgeschichte erschloss Susanne Plietzsch, Leiterin des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Salzburg, "theologische und politische Zugriffe auf das Heilige Land". Es handle sich dabei um "einen theologischen Begriff, der vor allem seit dem 19. Jahrhundert zu politischen Überlegungen und Programmen Anlass gegeben hat", so die Judaistin. Insofern sei er vom Selbstverständnis des 1948 gegründeten Staates Israel nicht zu trennen.
Jenseits seiner territorialen Bedeutung sei "das Heilige Land" aber auch eine Metapher, die "für kollektive und individuelle Geborgenheit steht", stellte Plietzsch fest. Im Verlauf der jüdischen Religionsgeschichte überwiege eine theologisch-utopische Sicht auf das Heilige Land, die weniger an dessen konkreter Besiedelung interessiert sei. Schließlich habe der Umschlag vom Theologischen ins Politische mit "extremen Verfolgungen bzw. deren Nachwirkungen und Reflexion zu tun."
Mit einer Podiumsdiskussion und einem anschließenden ökumenischen Gottesdienst wurde die Salzburger Veranstaltung zum "Tag des Judentums" beendet.
Quelle: kathpress