Ägypten: Schönborn entsetzt über Anschlag auf betende Christen
Mit Entsetzen und Betroffenheit hat Kardinal Christoph Schönborn auf die Terroranschläge gegen koptische Christen in Ägypten reagiert: "Jeder, der menschlich empfindet, kann nur zutiefst verabscheuen, wenn unschuldige Menschen während des Gebets und innerhalb heiliger Handlungen zum Ziel eines Anschlags werden", sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz am Montag im Interview mit "Kathpress". Bereits am Sonntag habe er dem für die Kopten in Österreich zuständigen Bischof Anba Gabriel sein Mitgefühl und seine Solidarität bekundet, so der Wiener Erzbischof. Gleichzeitig rief er die Gläubigen auf, in der Karwoche bewusst für die Opfer und deren Angehörigen, aber auch für die koptischen Christen, die Menschen in Ägypten und für Papst Franziskus zu beten, der Ende April das Land besuchen wird.
Vor dem Hintergrund dieser "unfassbaren Tat" sei es umso erfreulicher, dass der Papst wie geplant dennoch nach Ägypten reisen wird, hielt der Kardinal fest. Es sei gerade jetzt ein "ganz starkes Zeichen", wenn Franziskus sowohl mit den koptischen Christen als auch mit den obersten Vertretern des sunnitischen Islam der Al-Azar-Universität zusammentreffen wird. "Der Papst zeigt damit, wie wichtig der Weg des Dialogs ist, und dafür bin ich dankbar", so Schönborn.
Bei Terroranschlägen auf zwei Kirchen der koptischen Christen sind am Sonntag Dutzende Menschen getötet worden. Zuerst sprengte sich laut Augenzeugen in der Früh ein Selbstmordattentäter während des Palmsonntagsgottesdienstes in der vollbesetzten St. Georgs-Kirche in der Stadt Tanta nördlich von Kairo in die Luft. Mindestens 27 Menschen wurden dabei in der größten christlichen Kirche der Region im Nildelta getötet. Wenige Stunden später explodierte eine weitere Bombe außerhalb der St.-Markus-Kathedrale in der Hafenstadt Alexandria, dem Sitz des koptisch-orthodoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. Dabei kamen laut Angaben 18 Menschen ums Leben. Insgesamt wurden laut ersten Behördeninformationen bei beiden Anschlägen auch mehr als 100 weitere Menschen verletzt. In der Folge kündigte der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi einen dreimonatigen Ausnahmezustand an, der aber noch vom Parlament bestätigt werden muss.
Kardinal Schönborn hatte erst im Oktober Papst Tawadros II. und die koptischen Christen in Ägypten offiziell besucht. Auf dem Programm stand damals u.a. eine Feier in der Kirche Peter und Paul unmittelbar beim Amtssitz des koptischen Oberhauptes in Kairo. Wenige Wochen danach ereignete sich am 11. Dezember an diesem Ort ein verheerender Bombenanschlag, bei dem 25 Menschen getötet wurden.
KAICIID verurteilt Terroranschläge
Das in Wien ansässige internationale König-Abdullah-Dialogzentrum (KAICIID) verurteilte "die schrecklichen Bombenanschläge auf die koptischen Kirchen St. Georg und St. Markus in Ägypten, die unschuldige Gläubige, welche den Beginn der Karwoche feierten, töteten" und die Gewalt des Stockholmer LKW-Angriffs. "Wir lehnen jede Gewalt ab, die im Namen der Religion begangen wird und fordern friedliebende Menschen auf, sich für die Rechte ihrer Brüder und Schwestern einzusetzen", heißt es in einer Erklärung am Montag.
Gleichzeitig bekräftigte das multireligiöse Leitungsgremium des KAICIID sein Bemühen um Dialog und hielt fest: "Während diese Handlungen versuchen, uns zu teilen, müssen wir gemeinsam gegen Furcht und Hass auftreten und uns für friedliche Koexistenz und Respekt für alle Religionen und Kulturen vereinigen."
Quelle: Kathpress