Neues Buch zeigt Niederösterreichs Glasfenster des Mittelalters
Die Glasmalerei des Mittelalters zählt zu den besonders gefährdeten Kunstgattungen. Eine umfangreiche Bestandsaufnahme und Dokumentation der noch existierenden Werke aus dem Raum Niederösterreich ist nun Wissenschaftlern geglückt. Ihr am Donnerstag im St. Pöltner Diözesanmuseum in Anwesenheit von Bischof Klaus Küng präsentierter Band ist der dritte der Reihe "Corpus Vitraeum Medii Aevi". Inhaltlicher Schwerpunkt des im Böhlau-Verlag erschienenen Buches sind die alten Glasmalerei-Bestände, die im Laufe der Zeit in in- und ausländischen Sammlungen gelandet sind.
Trotz des Wandels in der Darstellungsweise, Blickrichtung und Akzentuierungen sei der Kern der in den Glasbildern dargestellten Botschaft "zu allen Zeiten derselbe" geblieben sei, sagte Bischof Küng in seiner Ansprache. Viele Kostbarkeiten seien geschichtlichen Umbrüchen zum Opfer gefallen, weshalb noch existierende Meisterwerke geschützt und erhalten werden müssten. "Übrigens sind ja der beste Schutz vor Diebstahl und auch vor Unvernunft die genaue Beschreibung, die Fotografie und die Publikation", so der Bischof.
Der Buchband wurde von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie vom Bundesdenkmalamt herausgegeben, dessen Präsidentin Barbara Neubauer die Wichtigkeit der Inventarisierung von Kunstschätzen hervorhob. Der neue Band erfülle diese Aufgabe, die für den Erhalt und die Weitergabe der Werke an die nächste Generation wesentlich sei, sagte sie. Bereits seit der Nachkriegszeit erfolge die systematische Bestandsaufnahme bei den Restaurierungen, die das Bundesdenkmalamt durchführt.
Historische Einblicke lieferte bei der Präsentation Diözesanmuseums-Direktor Wolfgang Huber, der auch auf noch erhaltene Bestände in der Diözese St. Pölten verwies. Die Pfarrkirchen in Gars-Thunau, Ardagger und Weiten gehörten hier etwa dazu, während jedoch große Teile von Verglasungen im 19. Jahrhundert ersetzt wurden, da sie dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprachen oder im Zuge von großangelegten Kirchenumbauprojekten weichen mussten.
Vielfach kamen Glasscheiben jedoch auch aus Schutzgründen in Museumsbestände. Im ausgehenden 19. Jahrhundert avancierten mittelalterliche Glasmalereien auch zu begehrten Sammlungsobjekten von Privatpersonen. So gab Kaiser Franz II./I. um 1800 den Auftrag, Glasgemälde von unterschiedlichen Kirchen und Klosteranlagen anzukaufen, um sie in die Fenster seiner damals als Gesamtkunstwerk errichteten Franzensburg in Laxenburg einzubauen.
Quelle: kathpress