Ostererfahrung ist der eigentliche christliche Wert
Christentum lebt aus der Urerfahrung, dass Jesus der Herr ist und es sich lohnt, ihm nachzufolgen, hat Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag beim 300-Jahr-Jubiläum des Salesiannerinenklosters in Wien-Landstraße betont. Die Ostererfahrung der Jünger in Galiläa, als sie den auferstandenen Jesus "Herr" nannten, stehe auch hinter den prunkvollen barocken Gotteshäusern und sie sei der eigentliche zentrale christliche Wert, erinnerte der Wiener Erzbischof.
Die Christen sollten anderen - etwa Muslimen - das Bekenntnis zu Jesus als Herrn und Gott "glaubwürdig anbieten" Dieser Glaube sei etwas, das der Islam "nicht kennt, nicht versteht, aber vielleicht im Innersten doch bereit wäre - jeder Einzelne in seinem Suchen -, zu entdecken", betonte Schönborn. Denn er frage sich manchmal "mit ein wenig Sorge, auch Beklommenheit", ob die ganze barocke Pracht einer Kirche wie jener neben dem Belvedere gelegenen "nur eine Immobilie (...), eine Ansammlung von Schätzen" sei.
Möglich werde Glaubwürdigkeit der Christen Andersgläubigen gegenüber dann, wenn - so der Wiener Erzbischof -, "hinter den berühmten christlichen Werten nicht nur ökonomische Werte, Buchwerte, Kunstwerte stehen", sondern "eine echte Erfahrung des Glaubens an Jesus als Herr und Gott". Ohne diese Erfahrung "werden wir manchmal schon etwas müde Christen" nicht in der Lage sein, dem Islam und der heutigen Zeit zu bezeugen, was die christliche Urerfahrung beinhaltet.
Mit dem Dankgottesdienst gingen am 11. Juni die Feierlichkeiten zum 300-jährigen Bestehen des Salesianerinnenklosters in Wien weiter. Die Grundsteinlegung des Klosters im dritten Wiener Gemeindebezirk erfolgte am 13. Mai 1717, genau am Tag der Geburt von Kaiserin Maria Theresia (1717-1780), die den Konvent später als ihre "Zwillingsschwester" bezeichnete und ihm zeitlebens sehr verbunden war. Das Kloster am Rennweg ist das älteste bestehende Frauenkloster Wiens.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand in den Räumlichkeiten der Musikuniversität Wien im Kloster ein Festakt statt, in dem das 200-jährige Bestehen der Musikuniversität gefeiert wurde. Die Verbindung zwischen Kloster und Musikuniversität besteht darin, dass seit 1988 ein großer Teil der Räume des Klosters an die Musikuniversität vermietet ist. Im Rahmen des Festakts wurde auch das neue Buch "Das Kloster der Kaiserin - 300 Jahre Salesianerinnen in Wien" präsentiert.
Weitere Höhepunkte im Jubiläumsjahr sind am 2. Juli ein Hochamt zum Fest der Heimsuchung Mariens, im August das Fest der Hl. Johanna Franziska, der Mitbegründerin des Ordens und Freundin des Hl. Franz von Sales, sowie im November das Fest der sieben bereits seliggesprochenen Märtyrerinnen des Heimsuchungsklosters von Madrid.
"Orden von der Heimsuchung Mariens"
Die Initiative zum Bau des Wiener Heimsuchungs-Klosters ging von Kaiserin Wilhelmine Amalia, der Witwe Kaiser Josephs I., aus. Sie wollte nach dem Tod ihres Mannes ihren Lebensabend in einem Kloster verbringen, fand dafür in Wien aber keine passende Gemeinschaft. So reifte der Plan, selbst ein Kloster zu stiften, das auch eine Bildungsstätte für junge Mädchen sein sollte. Die Kaiserin lebte vom Jahr 1722 bis zu ihrem Tod 1742 im Kloster, dessen 1721 errichtetes Mädchenpensionat bis 1927 bestand.
Seit 1988 ist ein großer Teil der Räume des Klosters an die Musikuniversität Wien vermietet. 2007 stand das Kloster kurz im grellen Licht der Öffentlichkeit, als Papst Benedikt XVI. (2005-2013) zum Auftakt seines damaligen Wien-Aufenthalts auf dem Weg vom Flughafen in die Innenstadt kurz bei den Salesianerinnen Station machte und dort in das "Papamobil" umstieg.
Der Orden der Salesianerinnen - ihr Gründungsname ist der "Orden von der Heimsuchung Mariens" - wurde am 13. August 1610 von Johanna Franziska von Chantal und Franz von Sales in Frankreich gegründet. Ursprünglich wirkten die Mitglieder karitativ, kümmerten sich vor allem um junge Mädchen aus dem verarmten Adel oder gehobenem Bürgertum und errichteten Schulen und Pensionate. 1615 wurde die Gemeinschaft zu einem Klausurorden umgewandelt.
Weltweit gibt es rund 150 Klöster des Ordens, zwei davon in Österreich mit Niederlassungen in Wien und in Hall in Tirol. Beide Klöster gehören der Deutschsprachigen Föderation des Ordens an. In Wien leben 15 Schwestern, in Hall neun. Alle Klöster des Ordens sind autonom und unterstehen unmittelbar dem Heiligen Stuhl, sind zur gegenseitigen Unterstützung jedoch in Förderationen zusammengefasst. Die deutschsprachige Föderation der Schwestern der Heimsuchung besteht aus 10 Klöstern bzw. Gemeinschaften in Deutschland, Österreich, Kroatien und Tschechien mit insgesamt rund 120 Ordensfrauen.
Quelle: kathpress