
Katholische Frauenbewegung will politischen Auftritt schärfen
Die Katholische Frauenbewegung (kfbö) stellt ihre diesjährige Sommerstudientagung unter einen politischen Fokus. Man werde sich mit der Geschichte katholischer Frauenvereine und -organisationen beschäftigen, um künftig noch stärker als bisher für Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit einzutreten und dadurch Gesellschaft mitzugestalten, erklärte die kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner in einer Aussendung vom Freitag. Mit Blick auf Angriffe dieser Grundwerte und zunehmende autoritäre Tendenzen sei es wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen.
Die Sommerstudientagung steht im 70. Bestandsjahr der kfbö unter dem Motto "Frauen-Leben.Stärken - Stärken leben" und findet vom 11. bis 15. Juli in Knappenberg (Kärnten) statt. Hauptvortragende ist die Wiener Historikerin und Feministin Gabriella Hauch. Zum politischen Einsatz sei es für die organisierten katholischen Frauen ein "langer Weg" gewesen, erklärte Hauch bereits vorab. Die ersten Frauenvereine ab Mitte des 19. Jahrhunderts seien aufgrund des damaligen Vereinsrechtes "gemeinsam etwa mit Schwachsinnigen" von politischer Betätigung ausgeschlossen gewesen, wobei es Ausreißer gegeben habe.
Frauenvereine in Oberösterreich hätten zu diesen "Ausreißern" gezählt, so Hauch weiter. In Zeiten eines aufblühenden Deutschnationalismus in den 1870er- und 1880er-Jahren seien sie "gegen den Hedonismus der Burschenschaften aufgetreten". Gemündet habe dies in einen "Kulturkampf" zwischen Liberalismus mit deutschnationaler Schlagseite, der sich bald hin zu Biologismus und Rassismus entwickelt habe, sowie Katholizismus auf der anderen Seite. Katholische Frauen hätten sich dabei als "politische Akteurinnen" erwiesen, "obwohl sie gleichzeitig das Dogma des Unpolitischen von Frauen vertraten". Diese "Gleichzeitigkeit bzw. Ambivalenz" fasziniere sie, erklärte die Professorin für Geschichte der Neuzeit mit Schwerpunkt Frauen- und Geschlechtergeschichte an der Universität Wien.
Widerstand und Irrwege
Nach dem Ersten Weltkrieg habe die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründete "katholische Reichsfrauenorganisation" - die Vorläuferin der gegenwärtigen kfbö - die Gründung eines politischen, christlich-sozialen Frauenbundes versucht. Die christlich-soziale Partei sowie auch die Kirchenhierarchie hätten dies jedoch verboten. "Es wurde als 'des Teufels' erachtet, dass Frauen Politik machen", schilderte Hauch.
Angetreten waren die katholischen Frauen mit dem Anspruch, dass "das Weibliche in der Politik" diese Politik verändere. Sie engagierten sich allen Widerstände zum Trotz in den 1920er-Jahren etwa für das Recht von Frauen auf Bildung und verbündeten sich dabei mit Frauen anderer politischer Strömungen. 1933 hat die katholische Reichsfrauenorganisation die Demontage der demokratischen Republik Österreich befürwortet, so Hauch: "Ich befürchte, dass sie es bereut hat".
Die kfbö in ihrer heutigen Form wurde 1947 gegründet. Sie habe sich in die sogenannte "neue Frauenbewegung" der 1970er- und 1980er-Jahre aktiv eingeklinkt, verstehe sich als "Anwältin der Frauen auf der Basis eines christlichen Welt- und Menschenverständnisses" und engagiere sich in diesem Sinne national und auch international für Geschlechtergerechtigkeit im Bereich von Gesellschaft und Kirche, heißt es in der kfbö-Aussendung.
Päpstliche Rückendeckung
"Immer wenn demokratische Freiheiten beschränkt werden, wird es auch für Frauen enger", begründete kfbö-Vorsitzende Veronika Pernsteiner den erneuten politischen Fokus auf Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit. Der Bewegung liege viel daran, mit anderen Frauen und Frauenorganisationen zu kooperieren und als Bündnis aufzutreten, etwa als Mitglied des Österreichischen Frauenrings oder als Partnerin zahlreicher Initiativen der Ökumene oder Zivilgesellschaft.
Papst Franziskus stärke für diesen Einsatz den Rücken, sagte Pernsteiner: Kurz nach seinem Pontifikatsbeginn habe er es in einem Radiointerview "als ein Muss für Christen betrachtet, sich in die Politik einzumischen". Politik habe der Papst dabei als "eine der höchsten Formen der Nächstenliebe" bezeichnet, da sie nach dem Gemeinwohl suche. Der Pontifex habe zudem hervorgehoben, dass es die Laien sein müssten, die sich in der Politik einsetzen.
Quelle: kathpress