Ergebnis des G20-Gipfels enttäuschend
Das Hilfswerk "Jugend Eine Welt" hat sich vom Ergebnis des G20-Gipfels hinsichtlich des groß angekündigten Afrika-Schwerpunktes enttäuscht gezeigt. Es fehle vor allem an ambitionierten Friedensinitiativen und Hilfsprogrammen für die ärmsten afrikanischen Länder, so das Hilfswerk in einer Aussendung am Samstag. Positiv überrascht habe US-Präsident Donald Trump, der 572 Millionen Euro (639 Millionen Dollar) für die Nothilfe für Afrika zusagte.
Offenbar habe der vom deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller propagierte "Marshall-Plan" für bzw. mit Afrika bei den Staats- und Regierungschefs wenig Interesse gefunden. Ein solcher Plan werde auch vom österreichischen Präsidenten der Wirtschaftskammer Christoph Leitl seit langem befürwortet. "Vielmehr soll der neue 'Compact with Africa' (CWA) der G20 private Investitionen in einzelnen wirtschaftlich schon relativ gut entwickelten afrikanischen Ländern fördern."
"Jugend eine Welt"-Geschäftsführer Reinhard Heiserer: "Das ist besser als nichts und auch den Beschluss eines Fonds zur Unterstützung von Unternehmern in armen Ländern sehen wir positiv." Unbeantwortet bliebe allerdings die Fragen: "Wo bleiben Maßnahmen gegen illegale Geldflüsse, Landgrabbing und die Spekulation mit Lebensmitteln? Wo bleiben Entschuldungsmaßnahmen für arme Staaten, damit sie ihr Geld in Bildung und Infrastruktur statt in Schulden- und Zinstilgung stecken können? Warum werden Waffenlieferungen in Konfliktregionen nicht sofort gestoppt? Und warum stimmen die G20 ihre Handels- und Agrarpolitik nicht endlich mit entwicklungspolitischen Zielen ab?"
Perspektiven vor Ort schaffen
Die Hilfsorganisation, die weltweit Bildungs- und Ausbildungsprojekte für benachteiligte Kinder und Jugendliche fördert, weist auch auf das riesige Problem der Jugendarbeitslosigkeit in Afrika hin, dem Kontinent mit dem weltweit größten Bevölkerungswachstum: "Schon 2050 werden in Afrika 2,2 Milliarden Menschen leben, Ende des Jahrhunderts an die vier Milliarden. Sie alle brauchen Perspektiven vor Ort, die gezielt gefördert werden sollten, beispielsweise durch Bildung und berufliche Qualifikation sowie die Stärkung lokaler Märkte. Vor allem müssen ungerechte und ausbeuterische Handelsbeziehungen, von denen nur Eliten profitieren, ein für alle Mal beendet werden! Andernfalls dürfen wir uns nicht wundern, wenn sich immer mehr verzweifelte junge Menschen auf den Weg nach Europa machen", so Heiserer.
Die Botschaft tausender Menschen, die in den vergangenen Tagen in Hamburg friedlich gegen den G20 Gipfel protestieren, sollte laut Heiserer ernst genommen werden, auch wenn sie von Berichten über gewalttätige Eskalationen überschattet wurde: "Wieder versagen staatliche und interstaatliche Strukturen, Netzwerke und Partnerschaften, die die riesigen globalen Herausforderungen meistern sollten. Zivilgesellschaft, NGOs und engagierte Menschen tun, was in ihrer Macht steht, um die Aufmerksamkeit für die drängendsten Probleme dieser Welt zu erhöhen. Sie können Katastrophen und Herausforderungen dieses Ausmaßes nicht abwenden, aber sie setzen zumindest Zeichen und Handlungen der Mitmenschlichkeit und der Solidarität gegen die Wurschtigkeit und das Wegsehen."
Quelle: kathpress