Aussätzigen-Hilfswerk fordert mehr Transparenz im Pharmabereich
Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich (AHWÖ) fordert ein Mehr an Transparenz bei der Zusammenarbeit von Pharmakonzernen und Arztpraxen. Einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung stelle das neue Angebot der Website www.correctiv.org dar: Dort haben Ärzte nun die Möglichkeit, ihre Beziehungen zu Pharmakonzernen offen zu legen und sich als "Null-Euro-Ordinationen" zu präsentieren - und Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, diese Datenbank nach Postleitzahlen zu durchsuchen, teilte das AHWÖ in einer Aussendung mit.
90 Millionen Euro flossen seitens Pharmaunternehmen bislang heuer allein in Österreich für klinische Studien, Fortbildungen, Spenden oder andere Förderungen. Das Hilfswerk bezweifelte den Sinn solcher Zahlungen: Obwohl Industrie und die österreichische Ärztekammer immer wieder die Bedeutung der Kooperation von Forschung und Entwicklung betonten, belege eine Reihe von Studien das genaue Gegenteil: "Ärzte, die Besuche von Pharmaunternehmen vermeiden und sich unabhängig fortbilden, verschreiben Medikamente in der Regel unabhängiger und besser begründet".
Ein Vorteil ergebe sich durch die Veröffentlichung der Daten auch für Patienten, die bisher keine Möglichkeiten hatten, in die Daten Einsicht zu nehmen (Datenbank-Direktlink: https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank). Als einen "Schritt zu mehr Transparenz" habe auch das Ludwig Boltzmann Institut die Offenlegung der Daten gelobt. Eine Studie aus dem Jahr 2016 belege allerdings, "dass die Bereitschaft österreichischer Ärzte zur Offenlegung von finanziellen Zuwendungen gering ist".
Auf dem Arzneimittelmarkt gebe es laut dem Hilfswerk bereits zu viele überflüssige Medikamente, die oft keinen belegbaren Nutzen hätten und im Zweifel vermeidbare schädliche Nebenwirkungen verursachten. Es seien Medikamente, die vor ökonomischen Hintergründen für die Menschen im zahlungskräftigen globalen Norden entwickelt würden. Gleichzeitig fehle es an dringende benötigten Medikamenten für Menschen im globalen Süden.
Das Aussätzigen-Hilfswerk Österreich entstand 1958 als Leprahilfswerk. Die Stiftung kirchlichen Rechts mit Sitz in Bregenz hat sich der Bekämpfung aller Prozesse, die "aussätzig machen", verschrieben. Der Einsatz gilt deshalb vor allem gegen stigmatisierende Armutskrankheiten in den Partnerländern der österreichischen EZA. Ziel sei es, zur nachhaltigen Entwicklung des Gesundheitssektors in der globalisierten Welt beizutragen.
Quelle: kathpress