
50 Jahre Gottscheer Gedenktstätte in Graz
Die vor 50 Jahren errichtete Gottscheer Gedenkstätte in Graz-Mariatrost ist ein im Glauben errichtetes Zeichen der Verbundenheit mit der alten und der Annahme der neuen Heimat. Diese Überzeugung stand im Zentrum einer Wallfahrt am Sonntag zu der als Kapelle errichteten Gedenkstätte, die von Heimatvertriebenen erbaut und 1967 geweiht wurde. Den Festgottesdienst mit zahlreichen Gottscheern aus der Steiermark, Kärnten und aus Übersee feierte der Wiener Militärerzdekan Harald Tripp.
Im Untergeschoss der Kapelle befindet sich ein Museum, das zum 50-Jahr-Jubiläum gänzlich neu gestaltet wurde. Anhand von Original-Objekten, aber auch von Video-Interviews mit Zeitzeugen erschließt die Dauerausstellung die über 600-jährige Geschichte der Gottscheer und ihren auch für Germanisten bedeutsamen alten Dialekt. "Die Gottscheer haben schon lange ihren inneren Frieden gefunden", hielt Renate Fimbinger, Obfrau des Vereines Gottscheer Gedenkstätte, beim Festakt im Blick auf deren Umsiedlung und Vertreibung im Zuge des Zweiten Weltkriegs fest.
"Flucht und Neubeginn" ist auch das Generalthema der 52. Gottscheer Kulturwoche. Sie wird am Donnerstag im Klagenfurter Schloss Krastowitz bei der dortigen Gottscheer Gedächtnisstätte eröffnet. Zuvor findet ein zweitägiger Besuch in der ehemaligen Heimat im südlichen Slowenien statt. Die Kulturwoche endet am Sonntag mit einer Wallfahrt zur Kirche und Gedächtnisstätte beim Schloss Krastowitz.
Gottschee/Kocevje bezeichnet eine Stadt und das gleichnamige Gebiet einer ehemals deutschen Sprachinsel innerhalb Sloweniens. Das einstige Gottscheerland wurde ab 1330 von Siedlern aus Kärnten und Osttirol urbar gemacht. Aufgrund der schwer zugänglichen Lage bildete sich ein geschlossenes Siedlungsgebiet von rund 860 Quadratkilometern mit typischer Kultur und einem eigenen, dem Mittelhochdeutschen nahen Dialekt. In der Blütezeit zählte die Gottschee 176 Ortschaften und rund 28.000 Einwohnern. Innerhalb der habsburgischen Kronländer erlangte die kleine Sprachinsel eine relativ breite Bekanntheit, weil Kaiser Friedrich III. im Jahr 1492 den Gottscheern das Hausierpatent verlieh, was ihnen den Warenhandel im gesamten Raum der Monarchie ermöglichte.
1941/42 mussten die Gottscheer aufgrund eines zwischen Nazi-Deutschland und dem faschistischen Italien abgeschlossenen Umsiedlungsvertrags ihr Land verlassen. Sie wurden in der Folge in der damaligen Untersteiermark im heutigen Slowenien rund um Gurkfeld/Krsko und Rann/Brezice an der Grenze zu Kroatien angesiedelt. Zuvor waren die rund 36.000 in diesem Gebiet lebenden Slowenen von den deutschen Besatzern nach Oberschlesien deportiert worden. 1945 folgten schließlich Flucht und Vertreibung der Gottscheer aus dem früheren Jugoslawien. Viele von ihnen fanden in Kärnten, der Steiermark, aber auch in Deutschland und den USA eine neue Heimat.
Im 2001 erschienen Buch "Die sterbenden Europäer" befasste sich der österreichische Literat Karl-Markus Gauß u.a. mit den Gottscheern und machte deren Geschichte und Sprache einem breiteren Publikum bekannt.
Quelle: kathpress