
Salesianer Don Boscos erinnern an fünf jugendliche NS-Märtyrer
Die Salesianer Don Boscos erinnern an fünf Jugendliche NS-Märtyrer, die vor 75 Jahren, am 24. August 1942, in Dresden ermordet wurden. Die polnischen Jugendlichen Jarogniew Wojciechowski, Czeslaw Jozwiak, Franciszek Kesy, Edward Kazmierski und Edward Klinik widersetzten sich dem NS-Terror und mussten dafür mit ihren Leben bezahlen. 1999 hat Papst Johannes Paul II. die Fünf, die bei ihrer Hinrichtung zwischen 19 und 23 Jahren alt waren, zusammen mit 103 anderen polnischen Wiederstandkämpfer selig gesprochen.
Als die Deutschen 1939 Polen überfielen und besetzten, besuchten die fünf Jugendlichen laut der Darstellung in der Ordenszeitschrift "Don Bosco Magazin" (aktuelle Ausgabe) noch die Schule bzw. absolvierten eine Berufsausbildung in Posen. Ihre Freizeit verbrachten sie meist in eine Einrichtung für Jugendliche (Oratorium) der örtlichen Salesianer. Damit war es aber nach der Besetzung vorbei. Die drei Gymnasiasten mussten ihre Schullaufbahn abbrechen, weil höhere Bildung für Polen verboten wurde. Franciszek Kesy, der in das Noviziat der Salesianer eintreten wollte, konnte dies nicht mehr verwirklichen. Die Räume des Oratoriums wurden beschlagnahmt und von der Wehrmacht genutzt.
Die Familien der fünf Jugendlichen versuchten, möglichst normal weiterzuleben. Doch abends trafen sich die Freunde heimlich in einem Kleingarten östlich der Altstadt und sie hielten weiterhin Kontakt zu den Salesianern. Als im Jänner 1940 Czeslaw Jozwiak von einem ehemaligen Mitschüler für die Mitarbeit in einer Untergrundgruppe angeworben wurde, gewann er auch seine vier Freunde aus dem Oratorium für den Widerstand.
"Vorbereitung zum Hochverrat"
Am 21. September 1940 wurde Edward Klinik an seinem Arbeitsplatz von der Gestapo abgeholt. Zwei Tage später wurden auch seine vier Freunde verhaftet und mitten in der Nacht von zu Hause abgeholt. Die Jugendlichen wurden verhört, gefoltert, landeten im Gefängnis und mussten Zwangsarbeit leisten. Am 31. Juli 1942 fand ihr Prozess statt. Die Gerichtsverhandlung war kurz, das Urteil lautete auf "Todesstrafe" wegen "Vorbereitung zum Hochverrat".
Alle Gnadengesuche der Eltern wurden abgelehnt. In der Haftanstalt im damaligen Dresdner Justizgebäude am Münchner Platz verbrachten sie als Todeskandidaten die letzten drei Wochen bis zum Termin ihrer Hinrichtung in Einzelzellen und mit Handschellen gefesselt. Erst die letzten Stunden vor ihrem Tod wurden sie zusammen eingesperrt. Mit ihnen warten drei weitere junge Polen auf die Hinrichtung.
"Kurz vor halb neun Uhr abends stimmten die acht Gefangenen ein religiöses Lied an, das sie mit verhaltener Stimme in ihrer Heimatsprache sangen", notierte der damalige Gefängnisseelsorger, P. Franz Bänsch, der sie in den letzten Stunden begleitete. Bänsch: "Zum Schluss, kurz bevor der erste hinausgeführt wurde, baten sie ,Halten Sie das Kreuz recht hoch, damit wir es sehen!' Jeder ist stillschweigend zum Fallbeil gegangen."
Den Prozessakten zufolge wurde den Jugendlichen vorgeworfen, Standorte des deutschen Militärs ausspioniert und verbotene Zeitschriften gelesen und weitergegeben zu haben, erklärte die Dresdner Historikerin Birgit Sack im "Don Bosco Magazin". An der von Sack geleiteten Gedenkstätte "Münchner Platz" wird an all die Menschen erinnert, die während der Nazizeit sowie in den Anfangsjahren der DDR in Dresden hingerichtet wurden; die Nazis ließen allein in Dresden 1.343 Menschen enthaupten. Was man über die fünf jungen Polen weiß, stamme aus den Prozessakten, aus Briefen, die sie in der Gefangenschaft geschrieben haben und von Zeitzeugen, erklärte Sack.
Heldenhaftes Christentum
Der christliche Glaube, in dem die fünf Jugendlichen tief verwurzelt waren, dürfte eine entscheidende Rolle für ihren Mut zum Widerstand gespielt haben, so die Einschätzung von Joachim Reinelt, Altbischof der Diözese Dresden-Meißen. "Sicher haben ihnen die Salesianer beigebracht, dass man als Christ dazu aufgerufen ist, Verantwortung zu übernehmen." Auch heute noch könne man von diesen jungen Märtyrern lernen, dass man "nicht die Hände in den Schoß legen und Politik Politik sein lassen" dürfe. "Kirche ist nicht nur eine Kirche für den Weg zum Himmel, sondern auch eine Kirche für die Verantwortung in dieser Welt", so Reinelt.
Aus Tagebüchern und Briefen, die die Fünf während der Gefangenschaft an ihre Angehörigen schrieben, sei ein "unerschütterliches Gottvertrauen" spürbar, so der Bischof weiter. Für die katholische Kirche sei dieser starke Glaube ein Grund gewesen, die Jugendlichen selig zu sprechen. Glaube gebe auch in schweren Zeiten Halt und schütze vor Verzweiflung. Besonders verwies Reinelt zudem darauf, dass die Jugendlichen in ihren Briefen nicht auf ihr eigenes Leid geschaut hätten, sondern ihre Angehörigen trösten wollten. Dies sei "heldenhaft" und eine überaus "christliche Haltung". Selbst in den heimlich hinausgeschmuggelten Briefen sei zudem nie von Rache oder Hass die Rede, sondern viel mehr vom Trost, den der Glaube gebe, sowie von der Hoffnung auf ein Ende der Gefangenschaft.
Quelle: kathpress