Wien: Caritas kooperiert mit Konzerthaus, Weltmuseum, Burgtheater
Zum 10-jährigen Bestehen ihrer offenen Kultureinrichtung "Brunnenpassage" in Wien-Ottakring hat die Caritas der Erzdiözese Wien neue Partnerschaften bekanntgegeben: Im Zeitraum der nächsten drei Jahren wird es enge Kooperationen mit dem Wiener Konzerthaus, dem Weltmuseum Wien sowie der Offenen Burg des Burgtheaters geben, kündigte Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner am Donnerstag bei einem Pressegespräch an. Ziel der Brunnenpassage bleibe weiterhin, Menschen, die noch nie ein Theater, Museum oder Konzerthaus von innen gesehen haben, niederschwellig mit hochqualitativem Kulturangebot zu erreichen und damit zum Dialog und sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft beizutragen.
Die Brunnenpassage entstand 2007 in einer ehemaligen Markthalle am Rande des Brunnenmarktes im 16. Wiener Gemeindebezirk und bietet ein Programm aus Tanz, Musik und Gesang, Theater, Fotografie und Film. Jährlich gibt es rund 400 Veranstaltungen bei freiem Eintritt bzw. gegen freiwillige Spende. Finanziert wird das von der Wiener Caritas getragene Projekt u.a. durch öffentliche Gelder der Stadt Wien, vom Bund und der EU, wobei nach dem Abschied der Bank Austria derzeit ein neuer Hauptsponsor gesucht wird, wie Schwertner darlegte.
Die künstlerische Leiterin Anne Wiederhold-Daryanavard beschrieb bei dem Pressegespräch die Brunnenpassage als "Andockstelle vor Ort", die eine wichtige gesellschaftliche Funktion übernommen habe. "In der Anfangszeit war es ein nettes Projekt, inzwischen ist es durch die geänderte Gesellschaftssituation jedoch notwendig geworden. Wir brauchen die Orte, an denen sich die in Wien lebenden Menschen als Wiener fühlen, egal wie kurz oder lange sie hier sind". Glücklich sei man über die nun vereinbarte "Kooperation auf Augenhöhe" mit den institutionellen Partnern, welche von dieser Öffnung auch selbst profitieren würden, denn: "Zwischen den Bezirken inner- und außerhalb des Wiener Gürtels liegen immer noch Welten", so Wiederhold-Daryanavard.
Konkret wird etwa mit dem Wiener Konzerthaus die "Singalong"-Reihe professionalisiert, erklärte Intendant Matthias Naske. Bei den "Konzerten zum Mitsingen" studieren Sangesfreudige zuerst in der Brunnenpassage ein Programm ein - mit Unterstützung des "Brunnenchores", professioneller Instrumentalisten und Sängerknaben-Dirigent Gerald Wirth -, das dann im Mozartsaal des Konzerthauses aufgeführt wird. Nach Abenden mit einem "Beatles"-Schwerpunkt sowie mit türkischen- und Wienerliedern stehen demnächst "Around the World", "Weihnachten" und vor Ostern 2018 die Johannespasssion auf dem Plan. Doch auch Starkonzerte sind Teil der Kooperation, darunter bisher bereits etwa mit dem türkischen Pianisten-Schwesternduo Ferhan und Ferzan Önder.
Mit dem Weltmuseum wurde bereits "Sharing Stories" gestartet, bei dem Menschen Geschichten zu ihnen wichtigen Objekten erzählen; die einjährige Ausstellung dazu startet bei der Museums-Wiedereröffnung am 25. Oktober. Mehrere Folgeprojekte für die Zeit bis 2020 sind bereits in Planung, darunter die Ausbildung von Menschen verschiedener Sprachkenntnisse als Museumsführer. Die Brunnenpassage können "den Weg vom 16. in den 1. Bezirk vereinfachen und mithelfen, dass das Weltmuseum ein Bezirksmuseum für Menschen mit Migrationshintergrund" werde, so der Wunsch von Museumsdirektor Steven Engelsmann.
Unter den Gratulanten zum zehnjährigen Bestehen, das u.a. mit einem Nachbarschaftsfest am Samstag gefeiert wird, waren auch Kulturminister Thomas Drozda sowie der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny. Drozda bezeichnete die Brunnenpassage als "Vorzeigeprojekt für interkulturelles Zusammenleben und Zentrum des zeitgenössischen Kunstschaffens"; sie habe das Gebiet rund um den Yppenplatz zu einem lebendigen Stadtteil gemacht und wirke "Sorgen und Ängsten" angesichts der Migrationsbewegungen entgegen. Andreas Mailath-Pokorny lobte das spürbare "positive Miteinander", das dadurch im Bezirk geschaffen werde. "Kunst schafft, was sonst nur über sehr viel Geld erreicht werden könnte", so der Wiener Stadtrat, der ähnliche Projekte auch in anderen Stadtvierteln wie etwa in großen Wohnsiedlungen wünschte. (Infos: www.brunnenpassage.at)
Quelle: kathpress