Orthodoxes Kloster im Burgenland: Standortfrage weiter offen
In der Standortfrage um das einst geplante orthodoxe Kloster im burgenländischen St. Andrä am Zicksee ist nach wie vor nichts entschieden. Das hat der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) im Rahmen einer ökumenischen Podiumsdiskussion am Wochenende im südburgenländischen Stegersbach klargestellt. Die Orthodoxe Kirche hatte das Bauvorhaben im Frühjahr noch vor der letztendlich positiven Volksbefragung gestoppt.
Man denke noch immer über mögliche Standorte nach, nachdem auch einige andere Orte ihr Interesse an dem Kloster bekundet hätten, so der Metropolit. Ein Kloster sei stets ein "Ort des Gebets, der Begegnung und des Dialogs" und dürfe niemals Grund für Unruhe und Streit sein. Metropolit Arsenios sprach von einem "Jahrtausendprojekt", das nun nicht unmittelbar sofort verwirklicht werden müsse.
Metropolit Arsenios zur Standortfrage
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In den persönlichen Begegnungen habe er St. Andrä und seine Bewohner aber immer als sehr aufgeschlossen erlebt, so der Metropolit. Er habe viele positive Erfahrungen machen dürfen und das gelte auch für die kleine Mönchsgemeinschaft, die bereits in einem angemieteten Haus im Ort lebt. Ein positiver Nebeneffekt: Die Bevölkerung von St. Andrä habe in den vergangenen Jahren sicher auch viel Neues über die Orthodoxe Kirche erfahren und lernen können.
Ökumene: Gemeinsamkeiten betont
Eigentliches Thema der Podiumsdiskussion, an der neben Metropolit Arsenios auch der Generalvikar der Diözese Eisenstadt, Martin Korpitsch, und der evangelische Superintendent Manfred Koch teilnahmen, waren die aktuellen Herausforderungen für die Ökumene im Land sowie eine Zwischenbilanz über das bereits Erreichte in den Beziehungen zwischen der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche.
Einig waren sich die drei Kirchenvertreter darüber, dass die engen persönlichen Beziehungen für die Ökumene eine besonders wichtige Rolle spielen. Metropolit Arsenios freute sich über das allgemein gute ökumenische Klima in Österreich. Hardliner, die jede Ökumene ablehnen, gebe es in allen Kirchen, er erlebe in Österreich aber bei allen Kirchen große Offenheit. "Wir alle sind gemeinsam auf der Suche nach Gott und der Wahrheit", sagte der Metropolit.
Superintendent Koch wies darauf hin, dass auch das Reformationsjubiläum 2017 für die Ökumene im Land einen wichtigen Schub gebracht habe. In diesem Zusammenhang kündigte er eine gemeinsame Reise mit dem Eisenstädter katholischen Bischof Ägidius Zsifkovics im kommenden Sommer nach Deutschland ins Kernland der Reformation an. man werde dort "auf den Spuren Martin Luthers, aber nicht nur, sondern zugleich auch auf den Spuren der Heiligen Elisabeth von Thüringen" unterwegs sein.
Der evangelische Superintendent bedauerte, dass sich die ökumenischen Kontakte im Burgenland zu 90 Prozent auf solche mit Katholiken beschränkten. Dies sei aber der demografischen Situation im Burgenland geschuldet, wo es höchstens 5.000 orthodoxe Christen gibt. Er denke freilich gerne an die Begegnung mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios im Jahr 2014 in Eisenstadt zurück, so Koch.
Evangelisch-Katholische Freundschaft
Der Superintendent würdigte zugleich die vielfältigen Begegnungen und die enge Freundschaft mit Bischof Zsifkovics. Die zeige sich etwa in gemeinsamen Pilgerreisen oder auch im gemeinsamen Osterbrief an alle Katholiken und Evangelische im Land. Besonders hob Koch auch die Teilnahmen des katholischen Bischofs am evangelischen Gustav-Adolf-Fest hervor. Das Gustaf-Adolf-Fest war - geschichtlich bedingt - vor allem auch als Gegenveranstaltung zum katholischen Fronleichnamsfest konzipiert worden. Bischof Zsifkovics habe mit seiner Teilnahme die "militante" Gegenüberstellung zwischen den beiden Festen überwunden. Koch: "Das war ein entwaffnendes Friedensangebot des Bischofs."
Als "schmerzliche Punkte" bzw. offenen Fragen ging der Superintendent auf die ungelöste Ämterfrage ein sowie auf die Tatsache, dass die gemeinsame Feier der Eucharistie nach wie vor nicht möglich sei; eine große Herausforderung vor allem für gemischtkonfessionelle bzw. "konfessionsverbindende" Ehen.
Generalvikar Korpitsch hob in seinen Ausführungen u.a. hervor, dass sich die Diözese Eisenstadt vom Selbstverständnis her als Brücke für ökumenische Begegnungen verstehe. Dass es gerade bei gemischtkonfessionellen Ehen noch viele Baustellen gebe, räumte auch der Generalvikar ein. Die Paare müssten sich u.a. - idealerweise schon vor der Hochzeit - bewusst der Frage nach der Konfession ihrer Kinder stellen.
Metropolit Arsenios sagte dazu, dass die Orthodoxe Kirche diese Frage den Eltern überlasse. Superintendent Koch meinte, dass die Konfession der Kinder keine so große Rolle spiele. Er habe selbst auch eine katholische Enkeltochter. Wichtig sei aber, dass die Kinder überhaupt noch im christlichen Glauben erzogen werden. Das sei in der gegenwärtigen säkularen Welt alles andere als selbstverständlich und für alle Kirchen eine gemeinsame Herausforderung.
Organisiert wurde die Podiumsdiskussion in Stegersbach vom "forum martinus".
Quelle: Kathpress