Grazer Bischof besucht kirchliche Hilfsprojekte in Uganda und Tansania
Von einer ausgedehnten Reise zu Projektpartnern der katholischen Kirche Österreichs in Uganda und Tansania kommt der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl am Donnerstag zurück. In der mehr als zweiwöchigen Tour besuchte er die Partnerdiözesen Jinja und Morogoro. Neben dem Lokalaugenschein von Programmen, die von der Dreikönigsaktion, der Katholischen Männer- und Frauenbewegung und vom Grazer Welthaus unterstützt werden, kam es auch zu Gesprächen mit dem Kontaktbüro der österreichischen Entwicklungsagentur ADA und von Horizont 3000, teilte die Diözese Graz-Seckau am Mittwoch mit.
Auf seiner Facebook-Seite sowie auf dem Weblog www.krautwaschl.info führt der Bischof ein ausführliches Reisetagebuch mit Fotos und Reflexionen des Besuchs. In Uganda besuchte er beispielsweise das von einem halben Dutzend kirchlicher Hilfsorganisationen aus Österreich unterstützen Programm "Enabling Rural Innovation". Die derzeit 12.000 beteiligten Klein- und Kleinstbauern erhalten über Biolandbau, Schulungen und Kooperationen Alternativen zur Abwanderung in die Städte "und somit Hoffnung", schildert der Bischof.
In Tansania nahmen Krautwaschl und seine Begleiter vom Welthaus, der Männerbewegung und aus dem Grazer Priesterseminar als Beobachter an einer von einem Projektpartner der Dreikönigsaktion und Welthaus organisierten ganztägigen Debatte zwischen Farmern, Viehhirten, Behörden und anderen Betroffenen der Veränderungen im Landrecht teil. "Ein Farmer, der am Beginn des Ganzen noch meinte, die Probleme mit den herumziehenden Hirten werden sich nie lösen lassen, war am Abend anderer Meinung", berichtete der Bischof über die gelungene "Mediation". Auch Beamte auf Regierungsebene hätten sich auf die Auseinandersetzungen offen eingelassen.
Zu Begegnungen kam es mit tansanischen Caritas-Vertretern, die über den Einsatz für die spezifischen Probleme der Frauen - darunter vor allem Armut, Genitalverstümmelung oder Schulabbruch infolge früher Schwangerschaften - berichteten. Die örtliche Caritas wird bei ihrem darauf reagierenden Schulungsprogramm von der "Aktion Familienfasttag" der Katholischen Frauenbewegung Österreichs unterstützt. Krautwaschl traf vor dem Heimflug zudem den Erzbischof von Dar es Salaam, Kardinal Polykarp Pengo, den Apostolischen Nuntius Marek Solczynski und die Romero-Preisträgerin von 2014, Sr. Veronika Petri.
Impulse für Europas Spiritualität
Wiederholt zeigt sich Krautwaschl in seinen veröffentlichten Reisenotizen von der in Afrika vorgefundenen Spiritualität beeindruckt. Er habe entdecken dürfen, "wie sehr der Glaube hier das Menschsein vertieft und selbstverständlich ist für das, was Entwicklung heißt", schreibt der Bischof. Während man in Europa bemüht sei, beide Bereiche voneinander zu trennen, sei "vieles an Hilfestellung kirchlicher Projektpartner in der Entwicklungszusammenarbeit nur auf dem Hintergrund gelebter Nachfolge Jesu Christi zu verstehen".
Impulse für die Kirche in Europa sah Krautwaschl in seinem Besuch in der Grazer Partnerdiözese Jinja (Uganda). In den riesigen Pfarrgebieten, in denen bloß ein Priester für durchschnittlich 7.000 Katholiken in bis zu 70 Außenstellen tätig ist, verantworten Laien-Katecheten das kirchliche Leben in den Dörfern, indem sie Taufvorbereitung, Gebetsgottesdienste oder die "kleinen christlichen Gemeinschaften" leiten und erste Ansprechpartner in Glaubensfragen sind. Auch in Österreich müsse gelten: "Wir brauchen Amtsträger und (!) wir brauchen Getaufte, die miteinander kirchliches Leben gestalten", schrieb der Bischof.
Deutlich geworden sei ihm auf der Reise auch, dass die Kirchen "ein weltweites Netzwerk von authentischen Berichten, was sich wirklich abspielt vor Ort" besäßen, reflektiert Krautwaschl an anderer Stelle. "Deren Sichtweise überschneidet sich vielleicht nicht zur Gänze mit dem, was bei uns veröffentlicht wird, trägt aber mit Sicherheit zu einem umfassenderen Blick bei." So erst werde es möglich, Realitäten abseits der "Algorithmen der sozialen Medien", welche bloß Bestätigungen der eigenen Meinung seien, als wahr zu erkennen.
Wallfahrt der Weltkirche
Die Reiseerlebnisse des Bischofs werden auch am Sonntag Thema sein, wenn die Hilfswerke der Diözese ab 13.30 Uhr zur "Wallfahrt der Weltkirche" von Trofainach nach Maria Freienstein einladen. Unter dem Motto "Mit Afrika auf dem Weg" sollen Mitglieder von Solidaritätsgruppen und Arbeitskreisen der Weltkirche Impulse für neue "Wege der Solidarität mit der weltumspannenden Kirche" erfahren, ist der Ankündigung auf der Homepage der Diözese Graz-Seckau zu entnehmen. Wichtig im Christsein sei, "dass wir nicht bei uns bleiben, so quasi, wir sind der Nabel der Welt", wird darin Krautwaschl zitiert. Weltkirche werde erst durch das Aufbrechen auf den anderen hin erfahrbar.
Quelle: Kathpress