Salzburg: Nahost-Tagung mit irakischem Patriarchen Sako
Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Sako ist der Hauptreferent bei der diesjährigen Jahrestagung der "Initiative Christlicher Orient" (ICO) am 25./26. September im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg. Patriarch Sako wird am Montag, 25. September, um 19.30 Uhr in einem öffentlichen Vortrag über die aktuelle Situation im Irak berichten und seine Vorstellungen für die Zukunft des Landes erläutern. Der Besuch des Patriarchen bekommt vor allem dadurch besondere Brisanz, da genau am 25. September im Nordirak - in der autonomen Region Kurdistan sowie in einigen angrenzenden umstrittenen Gebieten - ein Referendum über die Unabhängigkeit vom Irak stattfinden soll.
Mit Patriarch Sako wird auch der irakische Priester Salar Bodagh nach Salzburg kommen. Er ist einer der Projektverantwortlichen der chaldäischen Kirche für den Wiederaufbau der vom IS zerstörten christlichen Dörfer und Städte in der Ninive-Ebene. Dabei ist er u.a. verantwortlich für das kleine Dorf Baqofa, für das heimische Hilfsorganisationen, darunter die ICO, das Projekt Heimkehr gestartet haben. Den zurückkehrenden Christen soll beim Wiederaufbau ihrer Häuser sowie bei der Erneuerung der Infrastruktur geholfen werden. (Baqofa firmiert inzwischen unter der Bezeichnung "Österreich-Dorf".)
Die ICO-Tagung steht heuer unter dem Motto "Umbrüche im Nahen Osten" und versucht, einen Spannungsbogen über die Länder des Nahen Ostens zu ziehen; von der Türkei über Syrien in den Irak und Iran, vom Libanon bis Ägypten. Mitveranstalter der Tagung ist die Salzburger Sektion der Stiftung "Pro Oriente".
ICO-Obmann Slawomir Dadas sagte im Vorfeld der Tagung im Interview mit "Kathpress", dass die politische Zukunft des Nordirak derzeit nicht absehbar sei. Ein "gewaltiger Umbruch" sei möglich. Das hänge zum einen vom Ausgang des Referendums ab, vor allem aber auch davon, wie die irakische Zentralregierung und vor allem auch die Türkei als unmittelbarer nördlicher Nachbar darauf reagieren würden. Das hindere die ICO freilich nicht daran, die Hilfe für die Menschen vor Ort zu verstärken.
Auch in Syrien sei die ICO aktiv; zumindest in den von der Regierung kontrollierten Gebieten, wo wieder ein wenig mehr "Lebensnormalität" einkehre. So habe die ICO beispielsweise gerade zum Schulbeginn eine Schulbuchaktion für Kinder in Damaskus gestartet, berichtete der ICO-Obmann.
Dadas würdigte das Engagement des Linzer Diözesanbischofs Manfred Scheuer, aber auch von Kardinal Schönborn für die Christen im Orient. Gleichzeitig würde er sich aber noch mehr Engagement von der Kirchenbasis wünschen. Partnerschaften zwischen Pfarren in Österreich und im Nahen Osten wären "eine tolle Sache", so der ICO-Obmann.
Vielfältiges Programm
Prof. Markus Ladstätter, u.a. Lehrbeauftragter für Religionswissenschaft an der Universität Graz, wird bei der ICO-Tagung über die Situation der christlichen Minderheit im Iran informieren und die Berliner Sozialogin Tessa Hofmann untersucht die Religionspolitik der türkischen Regierung und ihre Auswirkungen auf die Christen bzw. Kirchen im Land.
Caritas Nahost-Experte Stefan Maier berichtet u.a. über aktuelle Entwicklungen in Ägypten und im Libanon, ICO-Obmann Slawomir Dadas informiert über die Aktivitäten seiner Hilfsorganisation im Irak, in Palästina und in Jordanien. Ein Fixpunkt ist wie jedes Jahr auch ein Vortrag von ICO-Gründer Prof. Hans Hollerweger. Die Eröffnung der Tagung wird Militärbischof Werner Freistetter vornehmen. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wird mit den Teilnehmern der Tagung einen Gottesdienst feiern.
Hilfe, Information, Gebet
Die "Initiative Christlicher Orient" unterstützt seit vielen Jahren die Christen in Syrien, im Irak, im Libanon oder auch im anatolischen Tur Abdin. Die Arbeit der von Prof. Hans Hollerweger gegründeten ICO begann 1989 mit dem Einsatz für die bedrängten christlichen Gemeinden in der Südosttürkei ("Tur Abdin"), später wurde die Hilfe auf den gesamten Orient ausgeweitet.
Bekannt ist die ICO auch durch die Aktion "Licht für Bethlehem". Durch den Verkauf von Olivenholzarbeiten von Handwerkern aus Bethlehem in Österreich erhalten zum einen die Handwerker selbst ein regelmäßiges Einkommen und zum anderen wird mit dem Reinerlös die Caritas Jerusalem unterstützt. Mit der Zeitschrift "Information Christlicher Orient" informiert die ICO vier Mal pro Jahr über ihre Hilfsaktivitäten und die Christen und Kirchen im Nahen Osten.
Neben der tatkräftigen Hilfe ist der ICO aber auch das Gebet für die Christen im Orient ein besonderes Anliegen. Jeden ersten Donnerstag im Monat findet um 19 Uhr in der Kirche der Marienschwestern (Friedensplatz 1) in Linz eine Gebetsstunde für die verfolgten Christen in aller Welt statt. Die nächsten Termine: 5. Oktober, 9. November und 7. Dezember.
Quelle: Kathpress
Infos zur ICO bzw. zur Jahrestagung: www.christlicher-orient.at