Vatikan macht sich für "Menschenrecht auf Wasser" stark
Der vatikanische Kurienkardinal Peter Turkson hat eine schnellere Umsetzung des von der UNO anerkannten "Menschenrechts auf sauberes Wasser" eingemahnt. Das "Recht auf Leben" und das "Recht auf Wasser" für alle Menschen seien untrennbar miteinander verbunden, sagte er am Donnerstag bei einer vom Heiligen Stuhl mitveranstalteten Konferenz am Rande der jüngsten Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Noch immer hätten etwa mehr als 800 Millionen Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Angesichts dieser "Lücke zwischen schönen Ankündigungen und deren Umsetzung" gelte es den Druck aufrechtzuerhalten, damit die Politik dem "Recht auf Wasser" eine zentrale Rolle zugestehe.
Der Präfekt des Vatikan-Dikasteriums für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen äußerte sich bei einer von der Stiftung "Caritas in veritate" organisierten Veranstaltung vor zahlreichen Experten, Vertretern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Wasserwirtschaft sowie Diplomaten, unter ihnen der UN-Sonderberichterstatter zum Menschenrecht auf Wasser, Leo Heller. Die Stiftung - sie wird vom Ständigen Vertreter des Heiligen Stuhls bei den UNO-Organisationen in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovic, geleitet - präsentierte bei der Tagung eine Publikation über das "Recht auf Wasser". Darin werden nach Angaben Jurkovics u.a. die Probleme bei der Kommerzialisierung von Wasser beleuchtet. Thema sind auch Möglichkeiten für technische Kooperationen, die den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Entwicklungsländern ermöglichen und die Erfahrungen katholischer NGOs dabei.
Gegen "Logik des Profits"
Kardinal Turkson schilderte das Beispiel seines Heimatlands Ghana, wo der intensive industrielle Bergbau zahlreiche Flüsse verunreinigt hat. Unter der daraus entstandenen Wasserkrise leide vor allem die ärmere Bevölkerung. Folge seien Gesundheitsprobleme und das Anwachsen sozialer Ungleichheiten. Wasser sei ein Gut für alle Menschen und könne nicht wie andere Konsumgüter einfach der "Logik des Profits" unterworfen werden, mahnte der Kardinal. Das Prinzip des Privateigentums müsse hier hinter die menschliche Solidarität treten.
Der Vatikan engagiere sich umfassend im Kampf um den universellen Zugang zu Wasser, fügte Turkson in einem Interview mit dem katholischen Nachrichtenportal "cath.ch" hinzu. Das Thema betreffe aus Sicht der Kirche den Kern des Schutzes der Würde und Freiheit des Menschen. "Ohne den Zugang zu Wasser kann der Mensch nicht frei sein", hob der Kardinal hervor.
Zu den weiteren Rednern der Konferenz zählte unter anderem Dina Ionesco, die für die Internationale Organisation für Migration (IOM) die Auswirkungen von Klimawandel und Umweltbedrohungen als Fluchtursachen beobachtet. Wassermangel habe bereits Millionen Menschen in aller Welt aus ihrer Heimat vertriebenen, so die Expertin. Der Klimawandel werde die Migrationsströme weiter verschärfen, warnte sie.
Der Vatikan monierte in den vergangenen Jahren mehrmals mangelnde Fortschritte bei der Anerkennung und Umsetzung des Menschenrechts auf sauberes Wasser. Auch Papst Franziskus sprach sich 2015 in seiner Umweltenzyklika "Laudato si" ausdrücklich dafür aus und kritisierte Wasserverschmutzung. Die UN-Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung sieht vor, bis zum Jahr 2030 den allgemeinen und gerechten Zugang zu einwandfreiem und bezahlbarem Trinkwasser für alle Menschen zu erreichen. Allerdings ist der Anspruch auf sauberes Wasser bisher völkerrechtlich nicht verbindlich.
Quelle: kathpress