Wahl: Schaffelhofer fordert umfassenden Perspektivenwechsel
Für einen Perspektivenwechsel in Politik und Gesellschaft plädiert die Präsidentin der Katholischen Aktion Österreichs (KAÖ) Gerda Schaffelhofer. Sie fährt in einem Gastkommentar in der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" im Vorfeld der Nationaratswahl scharfe Geschütze gegen den stark zunehmenden Populismus auf, sieht diesen zugleich aber vor allem auch als logische Folge der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. "Vielleicht haben wir die Politiker, die wir verdienen", so Schaffelhofer wörtlich und weiter: "Wundern wir uns wirklich, dass die politische Bühne zunehmend von Populisten erobert wird?"
Andere Politiker hätten derzeit wohl auch kaum eine Chance, zeigt sich die KAÖ-Präsidentin überzeugt: "Würden wir jene, die uns nicht mit Versprechen zu ködern versuchten, sondern uns etwas abverlangten, nicht sofort in die Wüste jagen?"
Schaffelhofer illustriert ihre Beobachtung mit dem SP-Wahlslogan "Holen Sie sich, was Ihnen zusteht" . Das lese sich "wie der klare Auftrag zum Egotrip". Man bediene damit die Neidgesellschaft, also jene, die der Meinung seien, dass andere mehr haben und dass diese himmelschreiende Ungerechtigkeit beendet werden muss. "Und diese Gruppe scheint nicht gerade klein zu sein, sonst hätte man sie nicht als Adressat für die zentrale Werbebotschaft ausgewählt", so Schaffelhofer.
Jahrzehnte des Wohlstands und des Friedens und alle sozialen Errungenschaften, oft mühsam erkämpft, "haben uns nicht zufriedener gemacht, sondern nur unsere Gier nach mehr entfacht". Schaffelhofer: "Wir alle sind längst auf einem Egotrip, egal auf wessen Kosten. Und wenn eine Regierung unsere Erwartungen nicht erfüllt, bekommt sie bei der nächsten Wahl einen Denkzettel. Die große Zahl der Wechselwähler zeigt dies mit aller Deutlichkeit."
Es gebe trotz aller Errungenschaften tatsächlich vieles, das einer Verbesserung zugeführt werden müsste, so die KA-Präsidentin. Sie plädiere daher keineswegs für eine Zufriedenheit, die sich auf dem Erreichten ausruht und in einen Stillstand mündet. "Aber Wahlzuckerl und Klientelpolitik widern mich an. Vor allem, wenn die am meisten bekommen, die am lautesten schreien. Da bleiben nämlich die Schwachen, die in der Regel auch die Leisen sind, auf der Strecke."
Sie wünsche sich einen Perspektivenwechsel in der Politik, so die KAÖ-Präsidentin: "Was es braucht, um ein Land gerecht und menschenwürdig zu gestalten, erschließt sich oft erst dann, wenn man an die Ränder der Gesellschaft geht. Politik braucht die Perspektive derer, die - aus welchen Gründen auch immer - zu schwach und auf Hilfe und Schutz angewiesen sind, sonst verfehlt sie ihren Auftrag."
Für einen solchen Perspektivenwechsel einzutreten - in der Innen- wie der Außenpolitik, vor allem auch auf der europäischen Ebene -, erfordere von Politkern Mut, räumt Schaffelhofer ein: "Diesen Mut, der zugleich eine Absage an jede Form des Populismus und eine Wiederbelebung der Ehrlichkeit in der politischen Arbeit ist, wünsche ich mir."
Quelle: kathpress