Wiener Tyrolia-Buchhandlung feiert 100er im Stephansdom
Die am Wiener Stephansplatz gelegene "Tyrolia"-Buchhandlung hat ihr 100-jähriges Bestehen mit einer thematisch bestens passenden Buchpräsentation gefeiert: Das "Sagenbuch zum Stephansdom" von Barbara Schinko wurde den rund 250 Gästen aus Kirche, Kultur und Medien von Schauspielerin Lena Raubaum nahegebracht, die Kostproben aus dem neuen Kinderbuch vorlas. Einige Original-Illustrationen in Wachs-Technik von Leonora Leitl veranschaulichten die dargebotenen Geschichten rund um Teufel und Dienstbotenmuttergottes, Wind und Wetter.
Heidi Lexe, die Leiterin der "Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur" (STUBE) unterstrich den Stellenwert von Sagen als Hilfe zur Welterklärung. Dabei hob sie auch die Bedeutung ästhetischer Buchgestaltung hervor, für welche die Tyrolia-Bücher stets beispielgebend seien.
In seiner Festrede hob der Salzburger Theologe und Philosoph Clemens Sedmak die Bedeutung des Buches generell hervor: "Ein gutes Buch ist ein Begleiter, es führt uns auf Wege, die wir uns selbst nicht aussuchen würden, es muss uns Worte sagen, die wir uns selbst nicht geben können", sagte er. Die Seele brauche Schönheit, Ruhe, Freundschaft und Geschichten - und das alles könne ein gutes Buch schenken, so Sedmak.
Tyrolia-Vorstandsvorsitzender Christoph Schiemer umriss in seiner Ansprache den geschichtlichen Werdegang der Tyrolia Wien und unterstrich dabei auch die gute Zusammenarbeit des Tiroler Unternehmens mit dem Wiener Domkapitel und Kirchenmeisteramt, mit Dompfarre und Erzdiözese. In den letzten Jahren seien allein vier Bücher über den Stephansdom erschienen. Werner Riedmüller, seit 17 Jahren Filialleiter der Tyrolia-Buchhandlung, dankte all seinen Kunden, die den Beruf des Buchhändlers zu einem der schönsten der Welt machen würden, und brach eine Lanze für den lokalen Buchhandel.
Mitfeiernde waren u. a. die Weihbischöfe Helmut Krätzl und Franz Scharl, Domdekan Rudolf Prokschi und "Gastgeber" Dompfarrer Toni Faber.
Wechselvolle Geschichte
Die "Verlagsanstalt Tyrolia" firmiert seit 1907 unter diesem Namen, wurde aber schon 1888 als Pressverein in der Südtiroler Bischofsstadt Brixen ins Leben gerufen. 1917 verkaufte der Katholische Schulverein seine 1899 gegründete Buchhandlung am Stephansplatz um 10.000 Kronen an die Tyrolia, die neben der Buchhandlung in Wien bald ein vielfältiges Medienunternehmen mit Druckerei und der Redaktion zahlreicher Zeitschriften und Zeitungen ihr eigen nannte, darunter etwa die bis 1997 erscheinende Wochenzeitschrift "präsent".
Nach einer Zwangsschließung durch die Nationalsozialisten und der Verhaftung des damaligen Filialleiters wurde die "Buchhandlung am Stephansdom" nach Kriegsende teilweise neu errichtet und am 31. Dezember 1947 wieder an Tyrolia zurückgegeben. Eine Erweiterung mit großem Umbau 1977 wurde mit einer Segnung durch Kardinal Franz König gefeiert, 2003 folgte eine weitere Renovierung. 2014 übernahm der Tyrolia-Verlag das Kinderbuchprogramm des Wiener Domverlags. Der Verlag hat heute seinen Sitz in Innsbruck und ist mit rund 200 MitarbeiterInnen und 18 Buchhandlungen in Tirol, Salzburg, Wien und Vorarlberg das größte Buchhaus Westösterreichs und der wichtigste österreichische Fachverlag für Religion und Theologie.
Quelle: kathpress