Krätzl über Feichtlbauer: "Sein Tod geht mir besonders nahe"
"Der Tod von Hubert Feichtlbauer geht mir besonders nahe": Für diese persönlichen Worte beim Auferstehungsgottesdienst für den verstorbenen katholischen Publizisten nannte der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl in seiner Predigt drei Gründe: "Einmal, weil wir fast gleich alt waren; zum anderen, weil wir beide die Entwicklung der Kirche nach dem Konzil mit großer Aufmerksamkeit, aber auch mit Sorge verfolgt haben." Weiters habe ihn der Verstorbene - so Krätzl - "in einer für mich einmaligen Weise mit seinen Gedanken über den Tod vertraut gemacht, was mir ein Zeichen seines tiefen Glaubens war".
Die Messe für Hubert Feichtlbauer, den im Alter von 85 Jahren am 23. September an einer Krebserkrankung verstorbenen früheren Vorsitzenden des "Verbandes katholischer Publizistinnen und Publizisten" und Chefredakteur verschiedener österreichischer Printmedien, wurde unter großer Anteilnahme von Trauernden aus Kirche, Medienszene und katholischen Studentenverbindungen am Freitagnachmittag in der Wiener Pfarre Krim (Franz v. Sales) gefeiert. Am Vortag war Feichtlbauer im engsten Familienkreis begraben worden. Unter den Konzelebranten des Gottesdienstes für den gebürtigen Oberösterreicher war auch der frühere Linzer Bischof Maximilian Aichern. Dem Wunsch des Verstorbenen folgend hielt die aktuelle Publizistenverbandsvorsitzende Gabriele Neuwirth eine "frohe Rede" über den "Zeitungswanderer" in Anspielung auf Feichtlbauers Wirken in etlichen bedeutenden Printmedien des Landes.
Weihbischof Krätzl werde Feichtlbauer - wie er sagte - als hervorragenden Journalisten mit Weitblick und großem Wissen in Erinnerung behalten, als einen Christen, "der seine Kirche leidenschaftlich liebte und daher bisweilen auch scharf kritisierte", und als Gläubigen, für den der Tod selbstverständlich zum Leben dazugehöre und letztlich dessen Vollendung sei.
"Er hat, wie meine Generation überhaupt, die Kirche im Krieg erlebt, den steilen Aufschwung danach, der der römisch-katholischen Kirche viel Macht brachte, aber sie auch gelegentlich selbstherrlich machte, als wäre sie die allein seligmachende", sagte Krätzl in seinem Rückblick auf die gemeinsam mit dem Publizisten erlebte Kirchengeschichte. Das Zweite Vatikanische Konzil mit seiner Öffnung hin zu allen Konfessionen, Religionen und zur Welt insgesamt hätten beide mit großer Begeisterung aufgenommen. Verständlich, dass Feichtlbauer "dann besonders gelitten hat", wie dem Wiener Kardinal und Konzilsvater Franz König Bischofsernennungen in mehreren Diözesen Österreichs die Erneuerungsbestrebungen gebremst hätten. U.a. als Vorsitzender der Plattform "Wir sind Kirche" sei er trotz scharfer Kritik, "die ich nicht immer mit ihm ganz teilte", loyal geblieben, sagte Krätzl. Alle hätten begriffen, "dass es ihm um das Wohl der Kirche geht"
In den letzten Monaten sei Hubert Feichtlbauer zweimal bei ihm zu Besuch gewesen, schloss Krätzl mit persönlichen Erinnerungen. Er habe verfügt, die wirkungslos gewordene Chemotherapie einzustellen und "in einer solchen Gläubigkeit vom nahen Tod gesprochen, wie ich es sonst noch nie erlebt habe. Und dennoch blieb bei ihm die Freude am Leben, solange es noch dauert."
Quelle: kathpress