Wiener Theologe: Päpstliche Lebensschutzakademie auf neuem Weg
Der Wiener Moraltheologe Matthias Beck sieht die von Papst Franziskus forcierte Neuausrichtung der Päpstlichen Akademie für das Leben ("Pontificia Academia Pro Vita"/PAV) auf einem guten Weg. "Lebens meint mehr als nur Anfang und Ende des menschlichen Daseins, sondern alle Grundlagen menschlichen Lebens", sagte Beck am Dienstag im Gespräch mit der katholischen Nachrichtenagentur Kathpress. Genau dieser neue Blick sei bei der jüngsten PAV-Jahresversammlung in der vergangenen Woche in Rom deutlich geworden. "Der Papst möchte, dass das Leben in seiner ganzen Breite wahrgenommen wird", betonte der Priester, Theologe und Mediziner.
Beck, der an der Universität Wien Moraltheologie mit Schwerpunk Medizinethik lehrt, ist seit 2013 korrespondierendes Mitglied der Akademie und damit einer von rund 150 internationalen Experten aus verschiedenen Wissenschaftsbereichen, die für die PAV tätig sind. "Wir dürfen nicht nur mit der 'katholischen Brille' auf die Welt schauen, sondern müssen mehr wahrnehmen, was konkret in der Welt geschieht, was die Wissenschaften erforschen und dazu eine Stellungnahme abgeben sowie kreativ proaktiv gestalterisch mitdenken", ist er überzeugt: "Christentum muss Sauerteig in der Welt sein."
Diesbezüglich habe sich unter den Akademiemitgliedern langsam "das Blatt gewendet". Am Ende der ersten Vollversammlung nach dem organisatorischen und personellen Umbau durch den Papst habe unter den Experten nun "die Meinung überwogen, dass wir uns breiter aufstellen müssen und zum Beispiel Grundlagen des Lebens mit Umwelteinflüssen, Klima und Wasserressourcen mitbedenken müssen, wie es die Enzyklika 'Laudato si' bereits andeutet", schilderte Beck. "Der überwiegende Teil hat gesagt, wir müssen unsere Methoden genauer diskutieren und die Erkenntnisse der verschiedenen Wissenschaften ernstnehmen."
Papst Franziskus hatte der von Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 1994 errichteten Akademie vor einem Jahr ein neues Statut gegeben. Betätigungsfelder sind demnach nicht mehr nur "die Förderung und der Schutz des menschlichen Lebens", sondern auch Geschlechter- und Generationenforschung sowie individuelle Schutzrechte, eine "Humanökologie" und das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt.
Die Akademie wolle sich etwa aktuellen Themen im Zusammenhang mit dem sogenannten "genome editing" stellen oder dem "Human Brain Project" mit der Frage, ob das menschliche Gehirn nur ein besserer oder schlechterer Computer ist, und was eigentlich "künstliche Intelligenz" bedeutet, so Matthias Beck. Weitere Themenkreise sieht er u.a. in der Beschäftigung mit der Frage was Transhumanismus sowie das Verhältnis von Mensch und Maschine meint, wie es mit der Roboterisierung und dem Abbau von Arbeitsplätzen steht sowie insgesamt mit der Verletzlichkeit der Welt und des Menschen.
Die Päpstlichen Akademie für das Leben zählt 45 ordentliche Mitglieder, die zuletzt im Mai vom Papst auf fünf Jahre ernannt wurden. Beck ist eines der 87 weiteren sogenannten korrespondierenden Mitglieder. Hinzu kommen vier Ehrenmitglieder und 13 Nachwuchswissenschaftler.
Insgesamt sind in der Akademie Experten aus 37 Ländern vertreten. Papst Franziskus berief im Frühjahr auch Vertreter von Nicht-Glaubenden sowie aus anderen Religionen, unter ihnen zwei jüdische Rabbiner und Ethiker und einen muslimischen Religionswissenschaftler. Akademiepräsident ist der italienische Kurienerzbischof Vincenzo Paglia.
Quelle: kathpress