Frauenbewegung: Landrechte für bäuerliche Betriebe sichern
Die maßgebliche Rolle bäuerlicher Familienbetriebe bei der Sicherung der Ernährung weltweit hat die Katholische Frauenbewegung Österreichs (kfbö) in einer gemeinsamen Aussendung mit der ARGE Bäuerinnen zum Weltlandfrauentag (15. Oktober) und zum Welternährungstag (16. Oktober) in Erinnerung gerufen. Weltweit seien 95 Prozent der landwirtschaftlichen Unternehmen Familienbetriebe; "Landfrauen" und Bäuerinnen bildeten das Rückgrat der rund 500 Millionen Farmen und Bauernhöfe. Zum Schutz dieser bewährten Strukturen müssten wirksame Maßnahmen gesetzt werden, hieß es.
Dass von dort weiterhin Lebensmittel in bester Qualität und im Einklang mit Natur und Umwelt geliefert werden, setzt laut kfbö-Vorsitzender Veronika Pernsteiner voraus, dass fruchtbare Böden im Besitz der Bauernfamilien verbleiben. Dies sei vielfach gefährdet, denn: "Steigender Flächenverbrauch und die Ausbreitung agrarindustrieller Betriebe gefährden bäuerliche Betriebe weltweit und damit die Ernährungssicherheit."
Pernsteiner und Andrea Schwarzmann, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Bäuerinnen in der Landwirtschaftskammer Österreich, verwiesen auf die Vorbildwirkung der bäuerlichen Familienbetriebe in Österreich haben in Bezug auf umweltgerechtes Wirtschaften und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit. Aber auch hierzulande würden bereits die Auswirkungen von Landkonzentration spürbar - einer Entwicklung infolge des steigenden Werts von fruchtbarem Boden. Im vergangenen Jahrzehnt hätten sich die Preise für landwirtschaftliche Flächen in Österreich nahezu verdoppelt. Bäuerliche Betriebe in Europa, insbesondere in Ländern des ehemaligen Ostblocks, gerieten unter Druck, "weil sie im Bieterwettbewerb mit mächtigen ausländischen Investoren und Konzernen nicht Schritt halten können".
Problematisch sei die Lage in Rumänien, Bulgarien, Litauen oder Ungarn, wo immer mehr Bauern ihre Existenzgrundlage verlieren und die Böden durch Monokulturen, Dünger- und Pestizideinsatz ausgebeutet würden. Neue Studien belegen laut der kfbö-Aussendung die wachsende Kumulation an Besitz: Drei Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe in Europa seien im Besitz von 50 Prozent des Ackerlandes. "Auch in Österreich gilt es wachsam zu sein, die breite Streuung von Bodeneigentum im Auge zu behalten und politisch dafür zu sorgen, dass marktbeherrschende Positionen verhindert werden," so Schwarzmann und Pernsteiner.
Die beiden Vorsitzenden forderten ein Eingriffsrecht der EU-Mitgliedstaaten in den Bodenmarkt, um etwa Beschränkungen beim Landerwerb zu erlassen. Örtlichen Landwirte und Landwirtinnen seien Vorkaufsrechte einzuräumen, Besitzerwechsel von Grund und Boden transparent zu machen.
Auch "Land Grabbing" immer größeres Problem
Die Katholische Frauenbewegung und ARGE Bäuerinnen wandten sich auch gegen das "Land Grabbing" in zahlreichen armen Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Länder wie China, Südkorea oder Japan, die Golfstaaten sowie Investoren aus der EU verschafften sich Zugriff auf landwirtschaftliche Flächen, um Profite zu erzielen oder die Ernährung der eigenen Bevölkerung zu sichern. Auch dagegen brauche es verbindliche globale Regulatorien inklusive Entschädigungsmechanismen.
Schwarzmann und Pernsteiner verwiesen bei ihren Forderungen auf die internationale Vernetzung bzw. das globale Engagement ihrer Organisationen. Als Mitglied des Weltlandfrauenverbands (ACWW) unterstützt die ARGE Österreichischer Bäuerinnen seit Jahren die Arbeit der Aktion Familienfasttag (FFT) der Katholischen Frauenbewegung Österreichs, die in Asien, Afrika und Lateinamerika mittels mehr als 100 Projektpartnerschaften Frauen in rechtlicher und materieller Hinsicht stärkt, viele davon in kleinbäuerlichen Kontexten.
Anlässlich des Weltlandfrauen- bzw. Welternährungstages rief die Katholische Frauenbewegung zu Spenden für eine FFT-Projektpartnerin in Guatemala auf: Die "Union de Agricultores Minifundistas de Guatemala" (UAM) gehört zu einem guatemaltekischen Netzwerk zum Schutz von Nahrungssicherheit und Ernährungssouveränität. Sie stützt indigene Frauen aus kleinbäuerlichen Betrieben bei der Produktion und Vermarktung eines aus verschiedenen Getreiden und Erdnüssen erzeugten Getränks, das in Schulen an Kinder verteilt wird, berichtete Veronika Pernsteiner. (Spenden: Aktion Familienfasttag der Katholischen Frauenbewegung Österreichs: IBAN AT83 2011 1800 8086 0000, Kennwort: UAM)
Quelle: kathpress