Elbs: Menschen nicht auf Leistung oder Krankheit reduzieren
Die unabdingbare Achtung der Würde eines jeden Menschen hat der Feldkircher Diözesanbischof Benno Elbs betont. Menschen würden heute oft auf Leistung, soziale Stellung, öffentliches Ansehen, aber auch auf Krankheit oder Versagen reduziert, sagte Elbs am Freitagabend bei einem Festabend zur Verabschiedung des bekannten Psychiaters, Neurologen und Gerichtsgutachters Reinhard Haller als Chefarzt des Vorarlberger Krankenhauses Maria Ebene. Haller kämpfe immer für die Würde jedes Lebens und sei mit dieser Haltung zu einem "Synonym für Humanität und Menschlichkeit in unserem Land" geworden. "Danke, dass Du kämpfst für die Dimension der Hoffnung, des Sinns, die in jeder menschlichen Lebenssituation verborgen ist", wandte sich der Bischof direkt an den Psychiater.
Der 66-jährige Haller tritt mit Jahreswechsel als Leiter des Suchtkrankenhauses Maria Ebene in Frastanz in den Ruhestand. Landeshauptmann Markus Wallner zeichnete den Primar bei der Feierstunde im Feldkircher Montfordhaus mit dem Silbernen Ehrenzeichen des Landes aus. Haller habe mit seinem jahrzehntelangen Wirken die Psychiatriegeschichte Vorarlbergs maßgeblich beeinflusst und mitgestaltet.
Haller war 1983 als damals jüngster Primar Österreichs zum ärztlichen Leiter des Krankenhauses Maria Ebene bestellt worden und trieb in der Folge den Ausbau der Suchtkrankenhilfe voran. In Franstanz wurde die Zahl der Behandlungsplätze ausgebaut und die Ambulanz erweitert. Hinzu kamen neue Außenstationen für Drogenabhängige in Feldkirch und im Lukasfeld, Beratungsstellen in Bregenz, Feldkirch und Bludenz sowie eine Suchtpräventionsstelle in Götzis, die zu ihrer Zeit die erste Österreichs war. Haller lehrte darüber hinaus an mehreren Universitäten und ist seit vielen Jahren als Gerichtssachverständiger bekannt. Der Psychiater ist auch Mitglied der Unabhängigen Opferschutzkommission für Menschen, die Opfer von Missbrauch oder Gewalt in der katholischen Kirche geworden sind.
Haller habe viele Menschen durch die "Täler des Schattens" in ihrem Leben begleitet, sagte Diözesanbischof Elbs, und dabei immer "den Menschen als Ganzes" gesehen und "in der Tiefe der menschlichen Seele die Hoffnung entdeckt". "Wer in das Angesicht eines Menschen schaut, sieht auch das Kind in diesem Menschen, er sieht die Verletzlichkeit, Wunden, Kränkung - er sieht aber auch das große Potenzial auf Heilung, auf Neuanfang und die Chance in der Krise", so der Bischof.
Elbs sprach bei dem Festakt in seiner Funktion als langjähriges Mitglied des Kuratoriums der Stiftung Maria Ebene, die kirchliche Wurzeln hat. Das "Seraphische Liebeswerk" des Kapuzinerordens hatte bei der Gründung der Stiftung 1975 das früher von den Franziskanerinnen geführte Frastanzer Kinderheim eingebracht. Auf den Liegenschaften ist heute das Krankenhaus zur Behandlung von Drogenpatienten angesiedelt.
Quelle: kathpress