Begegnung in Rom: Bundespräsident Van der Bellen trifft Papst Franziskus
Bundespräsident Alexander Van der Bellen reist am Donnerstag zu einem eintägigen Besuch nach Rom und in den Vatikan. Die Präsidentschaftskanzlei bestätigte am Mittwoch gegenüber "Kathpress" kurzfristig erfolgte Programmumstellungen, das ursprüngliche Programm hatte zwei Tage vorgesehen. Die Änderung erfolgte laut Medienberichten aus gesundheitsbedingten Gründen.
Am Donnerstagvormittag sind zunächst eine Privataudienz bei Papst Franziskus sowie ein Gespräch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vorgesehen. Im Anschluss fährt Van der Bellen zum "Collegio Teutonico di Santa Maria dell'Anima", wo er auch eine kurze Pressekonferenz gibt. Der Rektor der "Anima", der Österreicher Franz-Xaver Brandmayr, führt den Bundespräsidenten durch den größtenteils im 14. Jahrhundert errichteten Komplex, der den Sitz der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Rom und das zugehörige Priesterkolleg umfasst.
Am Nachmittag steht der Souveräne Malteser Ritterorden auf dem Reise-Programm. Bei seinem Besuch wird Van der Bellen von Großkanzler Albrecht Freiherr von Boeselager in der Magistralvilla des Ordens auf der Piazza di Cavalieri di Malta begrüßt. Boeselager wird dabei über die humanitären Aktivitäten des Ordens informieren. Auch ein Gespräch mit dem Statthalter des Großmeisters - d.h. interimistischen Ordensoberen - Fra Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto ist vorgesehen.
Am frühen Donnerstagabend kommt Van der Bellen dann zum Sitz der mit dem Vatikan eng kooperierenden katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom-Trastevere. Er trifft dort mit dem Leiter der stark in der Flüchtlingspolitik engagierten Gemeinschaft, Marco Impagliazzo, mit Gründer Prof. Andrea Riccardi und Generalsekretär Cesare Zucconi zusammen.
Der ehemalige Grün-Politiker Van der Bellen, der früher der evangelischen Kirche angehört hatte, aber jetzt konfessionslos ist, hatte sich zuvor mehrfach anerkennend über Papst Franziskus geäußert. Unter anderem beeindruckten ihn die Haltung des Papstes etwa zur Flüchtlingsbewegung, Friedenspolitik und Todesstrafe, zum Zusammenhalt Europas, Umweltschutz sowie zur sozialen Gerechtigkeit. Es handle sich dabei um "sehr wichtige Signale für uns, unabhängig, ob man der katholischen Religionsgemeinschaft angehört oder nicht".
Zuvor Jonas, Waldheim, Klestil und Fischer
Van der Bellen wird der fünfte österreichische Bundespräsident sein, der den Vatikan besucht. Zuvor waren Franz Jonas (1971), Kurt Waldheim (1987), Thomas Klestil (1994) und Heinz Fischer (2006 und 2014) in offizieller Mission zum Sitz des Bischofs von Rom gereist.
Der 1974 verstorbene Bundespräsident Franz Jonas war 1971 bei Paul VI. geladen. Bei dieser Gelegenheit nannte der Papst Österreich eine "Insel der Seligen". Jonas' Nachfolger Rudolf Kirchschläger nahm 1978 an den Feierlichkeiten zur Amtseinführung des Nachfolgers von Paul VI., des "33-Tage-Papstes" Johannes Paul I., teil. Eine offizielle Visite im Vatikan gab es aber nie.
1987 stattete Bundespräsident Kurt Waldheim dem Vatikan einen offiziellen Besuch ab und traf Papst Johannes Paul II. Dabei kam es wegen seiner umstrittenen Wehrmachtsvergangenheit zu Demonstrationen von Waldheim-Gegnern, bei denen auch das "Hrdlicka-Pferd" nach Rom transportiert wurde. Der Vatikan verteidigte damals den Besuch Waldheims. In einer Erklärung wurde an Stellungnahmen von Papst Johannes Paul II. gegen die Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten erinnert und darauf verwiesen, dass "das österreichische Volk Waldheim demokratisch gewählt" habe. Ferner hieß es in der damaligen Mitteilung des Vatikan, im Amt des UNO-Generalsekretärs habe Waldheim "Missionen von großer Verantwortung für den Frieden und die internationale Zusammenarbeit" abgewickelt.
Waldheims Nachfolger Thomas Klestil wurde im November 1994 von Johannes Paul II. empfangen und lud ihn nach Österreich ein. Es folgte der dritte Besuch des polnischen Papstes in Österreich. Der damalige Papst empfing keine wiederverheirateten katholischen Paare, weshalb Klestil bei einer späteren Romreise 2002 nicht den Vatikan aufsuchte.
Auch Van der Bellen ist nach einer Scheidung zum zweiten Mal verheiratet, wird aber am Donnerstag in Begleitung seiner Ehefrau Doris Schmidauer zur Audienz empfangen. Im Gegensatz zu Klestil ist Van der Bellen aber kein Mitglied der katholischen Kirche und daher nicht deren Regeln unterworfen. Außerdem folgt Franziskus diesbezüglich protokollarisch nicht mehr seinem polnischen Vorgänger.
Heinz Fischer, ebenfalls konfessionslos, traf im Oktober 2006 im Vatikan mit Papst Benedikt XVI. zusammen. Auch Fischer sprach eine Einladung aus. Die Österreich-Reise des deutschen Papstes fand dann im September 2007 zum 850-Jahr-Jubiläum des steirischen Wallfahrtsortes Mariazell statt.
Im November 2014 wurde Fischer zudem von Franziskus im Vatikan empfangen. Bei dem Vier-Augen-Gespräch in der Privatbibliothek des Heiligen Vaters wurden unter anderem die Flüchtlingsproblematik, die Lage der verfolgten Christen und internationale Krisenherde wie der Ukraine-Konflikt besprochen. Die Migrationsfrage war vor drei Jahren schon aktuell, allerdings schwoll der Flüchtlingsstrom erst ein Jahr später massiv an.
"Der Papst war darüber informiert, dass Österreich 1.500 Syrer außerhalb der offiziellen Flüchtlingsquoten aufgenommen hat", erzählte Fischer im November 2014 nach seinem Treffen mit Franziskus. "Ich habe dem Heiligen Vater berichtet, dass Österreich rein quantitativ zu den EU-Mitgliedsstaaten zählt, die im Vergleich zur Bevölkerungszahl die meisten Flüchtlinge und Asylanten aufgenommen haben."
Kontakte haben lange Wurzeln
Unter Österreichs habsburgischen Herrschern, die Päpsten begegneten, ragen Herzog Friedrich V. (als Kaiser: Friedrich III.) und Joseph von Österreich-Lothringen (als Kaiser: Joseph II.) hervor. Friedrich wurde 1452 von Papst Nikolaus V. zum Kaiser gekrönt, Joseph II. empfing Papst Pius VI. 1782 in Wien. Ziel war, den Herrscher von seiner radikalen Reformpolitik auf kirchlichem Gebiet abzubringen.
1855 trat dann ein Konkordat in Kraft, das die kirchenpolitische Gesetzgebung Josephs aufhob und die Kirche mit weitreichenden Privilegien und Befugnissen ausstattete. So wurde sie von der Staatsaufsicht befreit und ihr das Schulwesen oder das Eherecht unterstellt. Das Konkordat wurde aber 1874 wieder aufgehoben. 1933 wurde schließlich unter Kanzler Engelbert Dollfuß ein neues geschlossen, das dann 1957/60, allerdings mit Änderungen, neu anerkannt wurde.
Quelle: Kathpress