Papst: Nichts zu tun ist große Sünde gegenüber den Armen
Papst Franziskus hat Gleichgültigkeit und unterlassenes Handeln angesichts von Armut verurteilt. Nichts zu tun sei eine "große Sünde gegenüber den Armen", sagte er am Sonntag im Petersdom. Oft sage man: "Das betrifft mich nicht, das geht mich nichts an, da ist die Gesellschaft schuld" - ein Christ dürfe sich jedoch nicht abwenden, wenn Menschen in Not seien, so Franziskus in seiner Predigt zum katholischen Welttag der Armen. Wichtig sei auch, sich nicht nur auf finanzielle Hilfe zu beschränken: "Den Armen zu lieben heißt, gegen alle Armut zu kämpfen, sowohl gegen die geistigen als auch gegen die materiellen Nöte."
Das Kirchenoberhaupt rief dazu auf, in hilfsbedürftigen und leidenden Menschen Jesus zu sehen - etwa in Hungernden, Kranken, Fremden, Häftlingen, Armen, Verlassenen und Ausgestoßenen. Aus Sicht des Papstes ist Hilfe für Menschen in Not auch für den Helfenden wichtig. Sie erinnere an das, was wirklich zählt: "Gott und den Nächsten zu lieben."
Franziskus betonte weiter, dass in den Augen Gottes jeder Mensch besondere Gaben habe und wertvoll sei. "Deswegen kann niemand sich für unnütz halten, niemand kann von sich sagen, er sei so arm, dass er nicht irgendetwas den anderen geben könnte." Der Papst mahnte zudem, keine irdischen Reichtümer anzuhäufen: "Für den Himmel zählt nicht, was man hat, sondern was man gibt." Statt nach überflüssigem Besitz zu streben, sollten sich die Menschen für das Wohl anderer einsetzen.
Zum Welttag der Armen, den die katholische Kirche an diesem Sonntag erstmals beging, feierte der Papst laut Vatikanangaben mit 6.000 bis 7.000 Menschen eine Messe im Petersdom. Unter ihnen waren Obdachlose, Flüchtlinge und Migranten. Eine der Lesungen trug ein syrischer Flüchtling vor; es ministrierten Arme, Obdachlose und Migranten. An der Messe nahmen auch Mitglieder verschiedener Hilfsorganisationen teil.
Nach dem Gottesdienst und dem anschließenden Angelus-Gebet hatte der Papst zu einem Mittagessen mit 1.500 Menschen in Not in die vatikanische Audienzhalle eingeladen; auch mehrere katholische Hilfseinrichtungen sowie einige Restaurants in Rom boten ein kostenloses Mittagessen für Bedürftige an. Franziskus hatte den katholischen "Welttag der Armen" mit dem Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit im November 2016 eingeführt.
Friedensaufruf und Gebet für Libanon
Papst Franziskus hat am Sonntag erneut zu Frieden in der Welt aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft müsse "jede mögliche Anstrengung zur Förderung des Friedens unternehmen, besonders im Nahen Osten", sagte er nach seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. Besonders bete er für Stabilität im Libanon, damit von dort aus weiterhin eine "Botschaft des Respekts und Zusammenlebens für die ganze Region und für die ganze Welt" ausgehen könne. Am katholischen Welttag der Armen wolle er besonders all denen gedenken, die aufgrund von Krieg und Gewalt in Not seien, so der Papst.
Der Libanon befindet sich derzeit in einer politischen Krise. Der bisherige Ministerpräsident Saad Hariri war Anfang November zurückgetreten. Dem Vernehmen nach soll Papst Franziskus in den vergangenen Tagen den libanesischen Maronitenpatriarch Kardinal Bechara Rai im Vatikan empfangen haben. Rai hatte zuvor Gespräche mit dem saudischen Königshaus und mit Hariri geführt.
Papst Franziskus rief weiter dazu auf, nicht nur am Welttag der Armen für Menschen in Not da zu sein. Als positives Beispiel würdigte er den spanischen Kapuzinerpater Francis Solanus (1549-1610), der am Samstag in der us-amerikanischen Stadt Detroit seliggesprochen wurde. Er habe sein Leben dem "unermüdlichen Dienst an den Armen" gewidmet, so der Papst.
Quelle: Kathpress