Krautwaschl: Katholische Schulen fördern demokratische Gesellschaft
Kirchliche Bildungseinrichtungen - und darunter besonders die katholische Privatschulen - sind eine "Bereicherung für eine offene menschenfreundliche und demokratische Gesellschaft": Das hat der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl in seinen Ausführungen beim "Schultag" der Herbsttagung der Ordensgemeinschaften (Mittwoch) betont. Bildung in kirchlicher Verantwortung sei immer "Ermutigung zu freiem und engagiertem eigenen Handeln". Sie fördere Wachstum, Kreativität, Neugier und Wissbegier" und beinhalte "eine grundlegende dialogische Dimension, die auf ein lebenslanges und wechselseitiges Lernen hin orientiert ist", sagte der Bischof. Ordensschulen würden einen großen Teil dieser Bildungsidee tragen.
Die Ordensschulen seien entstanden "durch das Erkennen der Zeichen der Zeit und deren Herausforderungen und versuchten aus christlicher Überzeugung darauf zu antworten", so Krautwaschl, der als Referatsbischof für Schule und Bildung in der Österreichischen Bischofskonferenz fungiert. In dieser Funktion plädierte er weiters auch für eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen Ordensschulen und jenen katholischen Privatschulen, die sich in Trägerschaft der Diözesen befinden.
Mehr als 50.000 Schülerinnen und Schüler besuchen in Österreich eine der über 230 Ordensschulen. Dazu kommen nochmals mehr als 22.000 Kinder, die eine kirchliche Schule in Trägerschaft der Diözesen (etwas mehr als 100) besuchen, was in Summe gut 72.000 Schüler in knapp 350 katholischen Privatschulen ausmacht.
Bischof Krautwaschl brach in seinen Ausführungen auch eine Lanze für den konfessionellen Religionsunterricht und dankte den Religionslehrerinnen und -lehrern für ihr Engagement. Sie seien den Kindern und Jugendlichen "eine wertvolle Stütze im Umgang mit diesen schnelllebigen Herausforderungen, indem sie ihnen Halt auf Basis eines christlichen Menschenbildes anbieten". Zugleich sei der Religionsunterricht auch geprägt von einer Offenheit gegenüber anderen Religionen und bereite damit den Boden für eine Grundhaltung des Respekts und der Toleranz. Krautwaschl: "Auf diese Weise leistet der schulische Religionsunterricht einen wichtigen Beitrag für das Gelingen einer multikulturellen und multireligiösen, demokratischen Gesellschaft."
Warnung vor "hektischem Aktionismus"
Der Schultag bei der Herbsttagung stand unter dem Motto "Erfahrung bildet. Zwischen Stabilität und Aufbruch". Den Hauptvortrag hielt der Innsbrucker Landesschulinspektor und Religionspädagoge Thomas Plankensteiner. Veränderungen bzw. Reformen an sich seien noch kein Wert, so Plankensteiner, der hart mit der jüngsten Schulpolitik und verschiedenen aktuellen schulpädaogischen Ansätzen ins Gericht ging.
Die grundsätzlichen Fragen nach Werten und Zielen von Bildung und Schule würden nicht gestellt, befand der kirchliche Experte. Stattdessen gebe es eine Reform nach der anderen um ihrer selbst Willen und es herrsche ein "hektischer Aktionismus" vor, der von einem zunehmend verengten Bildungsbegriff ausgehe. Plankensteiner sprach von der "reinen Quantifizierung von Bildung". Wenn es in der Schule nur mehr um gute Leistungen beim PISA-Test oder um das Erreichen von diverse Bildungsstandards geht, dann greife dies viel zu kurz.
Plankensteiner kritisierte zudem die herrschende Nivellierungstendenz im Bildungswesen. In der Schule sollte nach der Vorstellung zahlreicher Politiker die "klassenlose Gesellschaft herrschen, während sonst überall der Neoliberalismus regiert". Die Schule könne aber nicht die "Reperaturwerkstätte der Gesellschaft" sein. Kinder seien verschieden und bräuchten unterschiedliche Bildungsangebote, um bestmöglich gefördert zu werden. Deshalb brauche es eine Vielfalt an Schulen, freilich ohne Wertung.
Plankensteiner warnte auch vor einer völligen inhaltlichen Entleerung der Schule. Didaktik werde zum Ersatz für Inhalte. Auch dieser Tendenz gegenüber müssten Ordensschulen Widerstand leisten. Das Wesen des Unterrichts müsse immer noch darin liegen, "dass Mehrwissende Wenigerwissenden etwas beibringen". Nachsatz: "Wissen macht auch immun gegen Manipulierbarkeit."
Man können nicht nur an der Erfahrungswelt der Kinder ansetzen. Lehrer seien auch nicht nur Begleiter, Bildungsmanager oder Coaches. Die Erfahrung zeige, dass die Leidtragenden bei rein offenen Lernmethoden in der Regel die leistungsschwächeren Schüler seien. Manchmal sei eben auch ein Frontalunterricht schlicht besser, so Plankensteiner.
Im Rahmen des "Schultages" wurde auch wieder der St. Georgs-Bildungspreis vergeben. Der Hauptverband Katholischer Elternvereine Österreichs zeichnet damit in den Kategorien Schüler, Eltern und Lehrer innovative und engagierte Persönlichkeiten aus.
Fundamentaler Organisationswandel
Wie sehr sich die Organisation der Ordensschulen in den vergangenen 20 Jahren verändert hat, illustrierte Rudolf Luftensteiner, Leiter des Bildungsreferats der österreichischen Ordensgemeinschaften. Immer mehr Orden seien aufgrund des Mitgliedermangels und abnehmender Ressourcen nicht mehr in der Lage, selbst als Träger ihrer Schulen zu fungieren und würden die Trägerschaft daher an eigens gegründete Vereinigungen abgeben. Letztere würden sich im Geiste der jeweiligen Orden um die Fortführung der Schulen bemühen.
Gab es 1997 noch 223 Schulen in Trägerschaft eines Ordens und erst 16 in Trägerschaft eines Schulvereins, so sieht es 2017 fast gänzlich anders aus: Nur mehr 46 Schulen befinden sich in Trägerschaft eines Ordens, 193 in Trägerschaft eines Schulvereins. 1997 waren noch 99 Ordensleute als Direktorinnen bzw. Direktoren einer Schule im Einsatz; diese Zahl reduzierte sich bis 2007 auf 27, heuer liegt sie bei nur mehr sieben. Waren 1954 noch 44 Prozent aller Lehrkräfte in Ordensschulen Ordensmitglieder oder Priester, gibt es dafür heute nicht einmal mehr Zahlen, weil nur mehr vereinzelt Ordensfrauen und -männer im Einsatz sind.
(Infos zur Herbsttagung der Orden: www.ordensgemeinschaften.at)
Quelle: kathpress