"Stille Nacht"-Jubiläum: Erzdiözese Salzburg startet Kerzenaktion
Anlässlich des baldigen 200-Jahr-Jubiläums der Erstaufführung des gleichnamigen Weihnachtsliedes im Jahr 1818 lässt die Erzdiözese Salzburg sogenannte "Stille-Nacht-Kerzen" durch ihre Pfarren wandern. Ausgehend von den Gemeinden Oberndorf, Arnsdorf, Salzburg, Hallein, Hintersee, Mariapfarr und Wagrain, sollen ab 1. Jänner 15 Kerzen mit Botschaften - "Stille", "Liebe", "Friede", "Geburt" und "Ich bin da" - und einer Begleitbroschüre Anregungen für Gebetsfeiern geben. Am ersten Adventsonntag segnete Erzbischof Franz Lackner die Kerzen in der Pfarrkirche von Wagrain, wo der Textdichter des Liedes, Joseph Mohr, als Pfarrer wirkte und begraben ist.
Besonders auf die im Lied besungene Einsamkeit ("Alles schläft, einsam wacht") kam der Salzburger Erzbischof zu sprechen. Inmitten dieser Erfahrung jedes Menschen habe sich die Geburt Jesu ereignet: "Nicht im Zentrum, wo alle religiöse Kompetenz versammelt ist, sondern am Rand in Betlehem, gleichsam im toten Winkel Jerusalems", wie Lackner ausführte. Die Einsamkeit gelte es nicht zu fliehen, da sie vielmehr wachsam und aufmerksam mache für das, was kommen möge. Durch das Einüben in Stille, Zurückgezogenheit und Einsamsein könne der Mensch im Advent "unsere Einzigartigkeit ein wenig mehr entdecken, aber auch jene unserer Mitmenschen".
Im Anschluss an den Gottesdienst, bei dem auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer zugegen war, wurde das Stille-Nacht-Museum im Pflegerschlössl - einem frisch restaurierten fürsterzbischöflichen Gerichtsgebäude aus dem späten 18. Jahrhundert - eröffnet. Die Ausstellungsbereiche sind dem Leben und Wirken von Joseph Mohr in Wagrain, der Entstehung des Liedes sowie seiner internationalen Verbreitung gewidmet.
Der "Stille Nacht"-Texter Joseph Mohr wirkte ein Jahrzehnt als Pfarrer in Wagrain und fand am örtlichen Friedhof die letzte Ruhestätte. Geboren 1792 in Salzburg als uneheliches Kind eines desertierten Musketiers und dessen späterer Frau, besuchte Mohr dank Unterstützung des Salzburger Domvikars Johann Nepomuk Hiernle zunächst das Akademische Gymnasium und dann das Stiftsgymnasium Kremsmünster, ehe er 1811 in Salzburg Theologie studierte. 1815 zum Priester geweiht, verfasste Mohr 1816 in Wagrain als Kaplan den Text von "Stille Nacht, heilige Nacht" und kam ein Jahr später nach Oberndorf bei Salzburg, wo das Gedicht von Franz Xaver Gruber für die Mitternachtsmette 1818 vertont wurde.
Erst Jahre später wurde das Lied erstmals in einem offiziellen Salzburger Kirchenliederbuch abgedruckt. Es fand zunächst im Tiroler Zillertal Verbreitung, ab Mitte des 19. Jahrhunderts durch Sängerfamilien auch in Deutschland und den USA, danach über katholische und protestantische Missionare auf allen Kontinenten. Heute gibt es Übersetzungen in 300 Sprachen und Dialekten. Mohr wirkte indes in seinem weiteren Leben in den Salzburger Pfarrgemeinden Kuchl, Golling, Vigaun, Anthering, Eugendorf, Hof und Hintersee und kam 1837 als Vikar nach Wagrain zurück, wo er am 4. Dezember 1848 an "Lungenlähmung" starb.
Die Erzdiözese Salzburg beteiligt sich am 200-Jahr-Jubiläum mit einer Reihe von Initiativen, hieß es in einer Ankündigung vom Sonntag. Darunter ist eine Referentenreihe des Katholischen Bildungswerkes, eine Sonderausstellung im "Bibelwelt"-Museum zu den biblischen Hintergründen (ab 6. Oktober 2018), ein Symposium über "Weihnachten zwischen theologischem Anspruch und Populärkultur" (9. November), ein Bilderzyklus von Johann Weyringer sowie ein Friedensgebet der Salzburger Religionsgemeinschaften in Oberndorf (17. November). Am 25. November 2018 wird in Hallein die neue "Stille-Nacht-Orgel" geweiht.
Quelle: kathpress