Schönborn: "Menschen haben feines Gespür für das Böse"
Dem Ursprung von Gut und Böse ist der Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, am Freitag im Rahmen des Festgottesdienstes zu Mariä Empfängnis im Stephansdom auf den Grund gegangen. Die Geschichte vom Sündenfall in der Bibel zeige, so Schönborn in seiner Predigt, "dass es das Böse in der Welt und im Herzen der Menschen wirklich gibt und dass wir ein feines Gespür dafür haben". Eine Art Echo auf den Sündenfall sei die Gottesmutter Maria, "die den Neuanfang in der Menschheit darstellt".
Den Grund für das Böse sieht Schönborn einerseits in der Neigung des Menschen, die Schuld auf andere zu schieben und im Teufel, "der den Menschen nichts Gutes will". Hier halte er es mit der Bibel, die eindeutig von einem Versucher ausgehe, der real und nicht nur eine Erfindung des Menschen sei.
Eine Art Echo auf den Sündenfall sei die Gottesmutter Maria, "die Mutter aller Lebenden, die den Neuanfang in der Menschheit und den Ursprung des Guten darstellt". Maria sei die Morgenröte des Heils, so der Kardinal, "weil sie uns Jesus gebracht hat und in Jesus haben wir die Antwort auf das viele Böse in der Welt. Deshalb dürfen wir heute Maria unsere Liebe und Dankbarkeit sagen".
Am Nachmittag leitet Schönborn die große Wiener Immaculata-Feier mit einer Lichterprozession, die durch die Innenstadt führt. Der Beginn des Umzugs ist um 16 Uhr bei der Mariensäule auf dem Platz Am Hof. Von dort ziehen die Mitfeiernden - darunter mehrere hundert Ministranten und Fackelträger aus der ganzen Erzdiözese - mit Blasmusik-Begleitung über den Graben zum Stephansdom. Nach dem Einzug in den Dom mit der Maria-Pocs-Ikone folgt eine Marienvesper mit abschließendem Pontifikalsegen.
Kapellari: Kirche muss auf Gottes Wort hin offen sein
Der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari spannte bei einer Festmesse im Grazer Dom einen Bogen vom Marienfeiertag zur Kirche, die eine marianische Gemeinschaft sei. Sie habe ihr Wesen darin, wie Maria auf Gottes Wort hin offen zu sein: "darauf zu hören, zu horchen und ihm zu gehorchen". Viele einzelne Christen seien zwar weit von diesem Ideal entfernt, aber als ganze falle die Kirche nie von diesem Ideal ab.
Wenig Anlass zu ungetrübtem Jubel gebe, so Kapellari, auch die globale Situation der Menschheit und auch die Kirche werde "jederzeit irgendwo verfolgt oder erlebt schwere innere Krisen". Zugleich blühe sie aber in manchen Ländern "reichlich und bringt reichlich Frucht". Das gelte auch für Österreich, "wo es ungemein viele Katholiken und Christen gibt, die einzeln oder auch gemeinsam tief im Glauben verwurzelt sind und so einem Baum gleichen, der tief in einem Quellgrund verwurzelt ist".
Quelle: kathpress