Elbs: Religion als Faktor der Gesundheit stärker beachten
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs hat dazu aufgerufen, die Zusammenhänge zwischen Religion und psychischer sowie physischer Gesundheit stärker in den Blick zu nehmen. Aktuelle Studien würden aufzeigen, dass gläubige Menschen tendenziell länger und gesünder leben und weniger unter Depressionen litten; ein regelmäßiger Kirchgang erweise sich außerdem als wirksame Vorbeugung gegen Herzinfarkt, Schlaganfall und andere Gesundheitsrisiken, führte der Bischof und ausgebildete Psychotherapeut Elbs am Samstagabend in Zug am Arlberg aus. Dort eröffnete Elbs die 17. Wintertagung der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (ÖGAM) mit einem Vortrag zum Thema "Heil und Versöhnung". Die Tagung dauert noch bis 19. Jänner.
Wichtige Aspekte der Gesundheit seien fixe Strukturen und Rituale, eine Lebenshaltung der Dankbarkeit sowie ein offener Umgang mit Schuld und die Ermöglichung wirklicher Versöhnung. Ein Beispiel für Halt-gebende Strukturen seien wiederkehrende Rituale, wie sie u.a. das Kirchenjahr zur Verfügung stelle: "Die Rituale während eines Jahres sind wie ein Reiseführer durch die Landschaften unseres Lebens", so Elbs. Heilsam wirke auch eine Lebenshaltung der Dankbarkeit: "Dankbarkeit ist so etwas wie der Kardinalsweg, der wichtigste Weg in das Geheimnis Gottes und die Erfahrung des Beschenktseins, des Erwünschtseins, des Wichtigseins, des Bedeutsamseins." Ebenso könne sich das Gebet als hilfreich für Heilung erweisen. Zwar funktioniere es nicht als ein simpler Garant für medizinische Heilung, es verändere aber die "Lichtverhältnisse der Seele", stärke die Solidarität untereinander und lasse eine Krankheitssituation in einem anderen Licht erscheinen.
Ein weiterer wichtiger Heilungsfaktor sei die Versöhnung von Schuld: Schuld, die unversöhnt bleibe, laste schwer und mache psychisch und physisch krank: "Wer nachträgt, der trägt auch selbst schwer - an eigenen Gefühlen, Gedanken. Solange ich jemandem etwas nachtrage, gehe ich nicht meinen eigenen Weg." Das könne auch Folgen für die eigene Gesundheit haben, zählte Elbs als Beispiele Schlafstörungen, Bluthochdruck oder Herzprobleme auf. Ein gestörtes Verhältnis zu anderen Menschen verursache Beziehungswunden, worunter das Zusammenleben und die Zusammenarbeit leiden. Versöhnung gelinge hingegen in einem Vierschritt aus Reflexion, Einsicht, der Benennung und der Wiedergutmachung von Schuld.
Den Zusammenhang von Heil, Gesundheit und Religion zeige nicht zuletzt ein Blick in die Bibel auf, ziehen sich doch Heilungsgeschichten wie ein roter Faden durch die Berichte der Evangelien: Wo Jesus auftritt, würden Menschen geheilt, gesund und von ihren Sünden befreit. Nicht umsonst habe die frühe Kirche Jesus als "Arzt" bezeichnet. Die biblischen Berichte würden weiters zeigen, dass Heilung nie ein passives Geschehen ist, sondern immer die Mitwirkung des Menschen brauche: So stelle Jesus etwa dem Blinden zunächst die Frage: "Was willst du, dass ich dir tue?". Ein anderes Beispiel von Heilung durch Jesus beginne damit, dass er den Menschen in die Mitte stellt. Elbs: Heilung im Sinne Jesu bedeute, die Menschen in die Mitte der Aufmerksamkeit zurückzuholen und sie zu bestärken, der Fragmentierung des Lebens eine kraftvolle Haltung des "Trotzdem" entgegen zu setzen.
Quelle: Kathpress