Elbs: Christlicher Widerstand gegen jede Form von Antisemitismus
Mit deutlichen Worten hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs am Wochenende jede Form von Antisemitismus verurteilt. "Es geht nicht, dass man irgendeine Menschengruppe aufgrund von Hautfarbe, aufgrund der Religion usw. an den Rand schiebt oder missachtet", so Elbs wörtlich im Interview mit dem ORF-Vorarlberg. "Das widerspricht der Humanität, aber das widerspricht natürlich ganz entscheidend jeder christlichen Vorstellung der Welt und des Menschen." Damit nahm Elbs Stellung zur laufenden Debatte um antisemitische Texte im Liederbuch der Burschenschaft "Germania", der der niederösterreichische FPÖ-Politiker Udo Landbauer angehörte.
Der Bischof unterstrich zugleich die jüngst im "Kathpress"-Interview getätigten Aussagen von Dechant Ferenc Simon, Diözesanbeauftragter für christlich-jüdische Zusammenarbeit in der Erzdiözese Wien, wonach Antisemitismus einer "Gotteslästerung" gleichkomme. "Wer den Menschen verachtet, verachtet letztendlich auch Gott", so Elbs wörtlich.
Anlässlich der Aussage von FP-Innenminister Herbert Kickl, er wolle Flüchtlinge künftig "konzentriert" in Grundversorgungszentren unterbringen, sprach Elbs von einem "problematischen Ausdruck" und warnte: "Ich glaube, dass man gerade in diesem Punkt sehr darauf achten muss, welche Worte man verwendet." Es gebe Worte, die verbinden und Menschen zusammenführen, und solche, die trennen und andere Menschen ausgrenzen.
Für große, staatlich geführte Flüchtlingsunterkünfte, wie Kickl sie vorsieht, besteht laut Elbs keine Notwendigkeit. Diese Art der Unterbringung mache keinen Sinn. Der stattdessen eingeschlagene Weg in Vorarlberg sei ideal, weil man sich flexibel an die jeweilige Lage anpassen könne. Die Caritas, die sich jetzt um diese Aufgabe kümmere, gehe mit den Menschen mit großer Achtsamkeit und Empathie um.
"Vorschussvertrauen" für Regierung
Gleichzeitig betonte Elbs, dass er in die neue Regierung ein gewisses "Vorschussvertrauen" setze. Der Satz "Wir wollen jenen helfen, die sich selbst nicht helfen können" aus dem Regierungsprogramm habe ihm gefallen. Er hoffe jetzt darauf, dass dieser Satz auch umgesetzt werde, so Elbs, der in der österreichischen Bischofskonferenz u.a. für die Caritas zuständig ist. Die Kirche werde bei der Arbeit der Regierung sehr genau hinsehen und auch die Stimme erheben, wenn es notwendig ist.
Zum 50-Jahr-Jubiläum der Diözese Feldkirch bekräftigte Elbs einmal mehr den Vorsatz der Diözese, verstärkt an die "Ränder der Gesellschaft" zu gehen. Denn:
Dort findet man Christus. Ich glaube - und das ist ein Zitat von Papst Franziskus -, wer den Armen begegnet, begegnet Christus.
Dass die katholische Kirche in Vorarlberg zum Auftakt des Jubiläumsjahres erneut zahlreiche Kirchenaustritte verzeichnete, schmerze ihn, bekannte der Bischof. "Weil jeder Mensch, der die Kirche verlässt, ist für mich sehr, sehr bedauerlich". Als Priester, der die Botschaft Jesu verkünden wolle, könne es ihm nicht egal sein, "was ein Mensch über den Glauben, über Jesus Christus, über Gott denkt."
Glaubensgespräche mit Süchtigen
Im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" (Wochenende) kam der Bischof auf eine der ersten Initiativen im Jubiläumsjahr zu sprechen: Der Bischof bzw. die Diözese lud im Rahmen der Aktion "MahlZeit" vergangenen Woche rund 200 Bedürftige zu einem Essen ins Feldkircher Diözesanhaus. Auftrag der Kirche sei es, "die Herzen der Menschen zu wärmen und Menschen aufzurichten, also dort zu sein, wo Hilfe nötig ist. Ich glaube, dass ein Bischof oder ein Priester dorthin gehören", so Elbs wörtlich.
Es habe ihn besonders beeindruckt, "wie interessiert die Menschen an der Kirche sind", so Elbs: "Was ich mit drogensüchtigen und obdachlosen Jugendlichen schon für Glaubensgespräche geführt habe, ist phänomenal." Ein ganz wichtiger Punkt sei für ihn dabei, "diesen Menschen mit Respekt zu begegnen, sich auf eine Ebene mit ihnen zu stellen".
"Kleine Diözese hat große Vorteile"
Auf die Diözese Feldkirch angesprochen meinte der Bischof, dass eine kleine Diözese große Vorteile hat. Probleme ließen sich auf kurzem Weg lösen. Dennoch bestehe eine Anbindung an Rom. "Wenn ich das mit großen Diözesen wie Freiburg oder München vergleiche, ist das hier das Paradies, und es ist schön, Bischof im Paradies sein zu dürfen", so Elbs wörtlich und weiter: "Wir können sehr flexibel auf Situationen reagieren. Ich denke da an die zahlreichen Laien, die schon Aufgaben in der Kirche übernehmen, an neue Leitungsmodelle oder die Pastoralteams in den Gemeinden. Es gibt auch für uns Richtlinien, trotzdem lassen sich individuelle Lösungen finden."
Ein besonderes Anliegen ist dem Bischof auch die Jugend:
Ich suche jede Möglichkeit, mit jungen Leuten in Kontakt zu kommen. Es geht um das Gespräch, es geht darum, dorthin zu gehen, wo sie sind, und es geht um Authentizität.
Man dürfe allerdings nicht "verzweckt" agieren im Sinne von: "Jetzt rede ich mit euch, damit ihr dann in die Kirche geht."
Elbs' neues Buch, das er speziell für Firmlinge geschrieben hat, trägt den Titel "Rückenwind". Und er orte auch in vielen Bereichen der Kirche Rückenwind. Elbs: "Ich möchte da nur die vielen Ehrenamtlichen nennen, die mitarbeiten und die Pfarren tragen. Auch der Grundwasserspiegel der Menschlichkeit und Nächstenliebe ist sehr hoch." Was sich verändert habe, sei die Beziehung der Menschen zur Kirche. Das zeige sich etwa an der sinkenden Zahl von Gottesdienstbesuchern.
Letztlich gehe es aber um die Beziehung des Menschen zu Gott. Wie der Mensch diese Beziehung gestaltet, liege in seiner Freiheit. Die Kirche könne nur Angebote machen. Elbs: "Beim Gottesdienst kommt noch eines hinzu, nämlich das Gebet. Beten bedeutet, eine unmittelbare Beziehung zu Gott zu haben. Das halte ich für einen ganz wichtigen Punkt. Ich glaube, dass es auf lange Sicht nicht möglich ist, Glaube allein zu leben."
Quelle: kathpress