Lackner: Fastenzeit ermöglicht "Entgiftung" des Glaubenslebens
Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat in der Fastenzeit dazu aufgerufen, das eigene geistige Leben zu "entschlacken und zu entgiften". "Ich bin fest überzeugt, unser Glaubensleben ist vollgerammelt mit lauter Zeug, wie Versatzstücken von Lehre, Erfahrungen und Meinungen", so der Erzbischof in seiner Predigt bei der Aschermittwochliturgie im Salzburger Dom. Fasten könne insofern bedeuten, "innerlich leer zu werden" und Platz für das zu machen, "was ganz neu bei uns ankommen möchte".
Der Erzbischof riet dazu, mehr bei sich zu bleiben und nicht sofort ins Außen zu gehen. Eine "konkrete Anleitung" dazu liefere Jesus, der ermutige, Gutes im Verborgenen zu tun und das Gebet nicht zu einer öffentlichen Demonstration zu machen. Eine Tendenz, die auch die Kirche betreffe und die Frage aufwerfe, "inwieweit bei unseren Feiern nicht doch die äußere Schau überwiegt". Lackner räumte zwar ein, grundsätzlich seien Kirche und Gläubige dazu gesendet, in die Welt hinauszugehen, anzupacken und sich nicht zurückzuziehen, "aber in dieser Fastenzeit sind wir dazu aufgerufen, doch eine Option zu treffen: für Verborgenheit".
Der Mensch, auch der religiöse, bewege sich heute oft vornehmlich im Außen. Dinge müssten funktionieren, ankommen, möglichst viele erreichen. Die Innendimension, das Herz, Sitz und Ursprung von Gläubigkeit, werde dabei in die Defensive gedrängt. "Bei all den vielen und notwendigen Aktivitäten für das Reich Gottes dürfen wir die Innerlichkeit, die Rückgebundenheit des Lebens an Gott, nicht vergessen", betonte der Erzbischof auch in seinem zum Beginn der Fastenzeit veröffentlichten Fastenhirtenbrief.
Jesus sei hier Lehrer, "exemplarisch für uns gläubig, bei ihm finden wir demnach alle Empfindungen und Gefühlslagen, die uns Menschen ausmachen". Er sei traurig gewesen, habe sich gefürchtet, Freunde gehabt und sei versucht worden. Gleichzeitig müsse Jesus immer auch Ziel des Glaubens bleiben.
Mit unserem Glauben haben wir teil am Sehen, Hören und Wirken Jesu Christi.
Entgegen stünde dem heute vor allem der Unglaube in Gestalt des Götzendienstes, "wobei der Götze für den Vorwand steht, unter dessen Deckmantel der Mensch sich selbst ins Zentrum der Wirklichkeit setzt und das Werk seiner eigenen Hände anbetet".
Die "große Gefahr" in der Welt von heute sah der Erzbischof gemeinsam mit Papst Franziskus in einer "individualistischen Traurigkeit, die aus einem bequemen, begehrlichen Herzen hervorgeht, aus der krankhaften Suche nach oberflächlichen Vergnügungen, aus einer abgeschotteten Geisteshalten". Der Papst treffe hier einen "wunden Punkt unserer Gesellschaft", dem die Freude des Evangeliums, eine Freude, die sich erneuert und mitteilt, entgegenstehe.
Zurückgreifen könnten Kirche und Gläubige auch auf ihre Vorgeschichte, vielfach werde allerdings so getan, "als ob die Heils- und Lebensgeschichte mit uns, gleichsam am Nullpunkt, den Anfang nähme". Die Zukunft der Kirche beginne aber nicht erst im hier und jetzt, "sondern hat ihren unverbrüchlichen Grundstein in Gottes Heilstaten, in seiner Verheißung".
Quelle: kathpress