Banguis Kardinal: Zentralafrika verdankte Wahlen dem Papst-Besuch
Im Bürgerkriegsland Zentralafrika hat sich die Situation seit dem Papstbesuch Ende 2015 klar verbessert, wenngleich der Grundkonflikt weiter ungelöst bleibt: Das hat der Erzbischof von Bangui, Dieudonne Nzapalainga, am Dienstag im Interview mit "Kathpress" dargelegt. Der Kardinal äußerte sich am Rande der Religionsführerkonferenz im Wiener Dialogzentrum KAICIID, von der er "wichtige Impulse" erwartete, wie er betonte: "Wir wissen, dass Religion nicht das Problem ist, sondern die Lösung."
Auch der Papstbesuch habe dies veranschaulicht: Mit großem Mut und gegen alle Sicherheitsbedenken, sei Franziskus in einer Zeit der Unruhen gekommen, auch zu den Muslimen und Aufständischen.
Der Empfang war ein Wunder. Es hat völlige Ruhe geherrscht, auch im Unruheviertel Kilometre-Cinq, wo die mehrheitlich muslimischen Jugendlichen auf die Straße gekommen sind. Sie waren glücklich, den Papst zu sehen. Selbst die Rebellen haben ihm zugejubelt.
Der Besuch habe auch entscheidend zur Ermöglichung freier Wahlen beigetragen. Freilich kontrolliere der 2016 gewählte Präsident Faustin Archange Touadera, der Ende Jänner vom Papst empfangen wurde, nur 20 Prozent des Landes, sagte der Erzbischof. In anderen Gebieten hätten bewaffnete Gruppen das Sagen. Kirchliche NGOs sprechen von 600.000 Binnenvertriebenen und 480.000 ins Ausland geflüchtete Menschen. Die Rebellen hätten Barrikaden errichtet, und sie kooperierten mit Söldnertruppen aus dem Sudan und aus Tschad. Die konfessionelle Frage sei in den Hintergrund getreten. Es gehe um die Bodenschätze - um Gold und Diamanten.
Kardinal Nzapalainga ist in engem Kontakt mit Imam Oumar Kobine Layama, der ebenfalls am Wiener KAICIID-Treffen teilnimmt, und setzt sich gemeinsam mit diesem für Frieden zwischen Muslimen und Christen ein. Man engagiere sich für Dialog und zeige das Gemeinsame der Religionen auf, so der Erzbischof. In Layama Begleitung könne er überall hinfahren und sich auch im Unruhesektor im Nordosten unbehindert bewegen. Ohne dies beabsichtigt zu haben, seien die Religionsführer somit zu höchsten Autoritäten und zu einem Anker der Stabilität des Landes geworden, sagte der Kardinal.
Die Zentralafrikanische Republik, einst einst französische Kolonie, gehört heute zu den ärmsten Ländern der Welt. Seit dem Sturz von Präsident Francois Bozize 2013 kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen muslimischen und christlichen Rebellen. Der Gewaltkonflikt gehört zu den vergessenen Konflikten der Welt.
Da die Gewalt auch von christlichen Milizen ausgeht, sieht sich die Kirche mit in der Verantwortung. In der Kathedrale von Bangui fanden etwa im vergangenen Mai und Juni 2.000 Muslime Schutz, nachdem sie vor der christlichen Anti-Balaka-Miliz fliehen mussten. Unter den zahlreichen Kircheninitiativen ist auch die Betreuung von rund 700 ehemaligen Kinder- und Jugendsoldaten durch die Salesianer Don Boscos zu nennen. Zudem besuchen etwa 300 Jugendliche ein Berufsbildungszentrum, wo sie eine dreijährige Ausbildung absolvieren. Unter ihnen sind sowohl ehemalige Kämpfer als auch andere junge Menschen.
Quelle: kathpress