Theologe Beck: "Bloß nicht zu 'gläubig' sein"
Der Wiener Mediziner und Theologe Matthias Beck warnt vor einem allzu simplen Glaubensverständnis, das sich den Anfragen von Wissenschaft und Vernunft entzieht: Glaube müsse sich auch vor den Foren der säkularen Vernunft verantworten können, "sonst tappe ich im Dunkeln". Insofern könne er die Empfehlung aussprechen: "Bloß nicht zu 'gläubig' im Sinne des Unreflektiert-Seins sein! Was Menschen alles glauben (...), das lähmt mitunter Herz und Hirn", so Beck in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "miteinander" des Canisiuswerkes. Persönlich habe sein Glaube nie im Gegensatz zum Wissenserwerb oder zu seiner Forschertätigkeit gestanden, so der Moraltheologe und Mediziner, der auch der Bioethikkommission angehört. Vielmehr sei der Glaube ihm "Triebfeder, der Grund des Wissensdurstes".
Sein Gegenüber in dem Streitgespräch war der Unternehmer und "Pastafari" Niko Alm, der derzeit u.a. vor dem Bundesverwaltungsgericht um Anerkennung für die "Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters" als Bekenntnisgemeinschaft ringt. Beck attestierte Alm in dem Gespräch, er begrüße die Initiative Alms, da er "uns Katholiken" zwinge, "genauer hinzusehen und auskunftsfähig zu werden über den eigenen Glauben. Warum gehen wir in die Kirche? Was bedeutet das ewige Leben? Wozu sind die Sakramente da?" Die Katholiken hätten "verlernt, diese Frage ernsthaft zu beantworten".
Zugleich ließ Beck aber keinen Zweifel daran, dass er die "Pastafari"-Bewegung ablehne, da sie keinen erkennbaren Transzendenz-Bezug aufweise:
Im besten Fall sehe ich den Versuch einer satirisch gehaltenen Kritik an einer vermeintlich unangemessenen Privilegierung der katholischen Kirche durch den Staat.
Alm stimmte seinerseits zu, dass einer der Beweggründe sei, dass man aufzeigen wolle, "wie schlampig und einseitig der Staat Österreich sein Verhältnis zu den Religionen gestaltet". Es gebe eine ungerechtfertigte Bevorzugung vor allem der katholischen Kirche - eine Behauptung, die Beck unter Verweis auf die "fundamentale Bedeutung" der Katholischen Kirche in Österreich "für die Gesellschaft" zurückwies. Man dürfe nicht Privilegien kritisieren, ohne auf der anderen Seite die "markanten Leistungen" der Kirche zu erwähnen.
Gefragt nach seinem persönlichen Zugang zum Thema Religion betonte Alm, er sei zwar getauft und katholisch erzogen worden, rund um die Firmvorbereitung habe er jedoch erkannt, dass er ein "religiös vollkommen unmusikalischer Mensch" sei. Er lebe ganz im Diesseits, strebe nach Glück und Momenten der Erfüllung, "und wenn es zu Ende ist, ist's zu Ende. Punkt." Beck hingegen zeigte sich überzeugt, dass gerade die Frage nach dem Sinn des Lebens im Letzten nicht ohne einen Gottesbezug zu beantworten ist: "Wenn es um den letzten Sinn von allem geht, werden Sie ohne Gott nicht auskommen. Wenn es keinen Gott gibt, ist alles beliebig."
Das Streitgespräch kann im Volltext nachgelesen werden unter www.miteinander.at/almvsbeck
Quelle: kathpress