Caritas-Handy-Lüge: "Bei mir hat das Hirn ausgesetzt"
Der Wiener Franz R. ist kürzlich vom Handelsgericht Wien für schuldig befunden worden, Lügen im Netz über die Caritas und Flüchtlinge verbreitet zu haben. Statt einer Strafe einigte er sich mit der Organisation darauf, einen Tag lang in einem Asylquartier mitzuhelfen. Besagten Deal löste er am Freitag im Haus Damaris im 19. Bezirk ein. Klage und Freiwilligeneinsatz hätten ihm gezeigt: "Bei mir hat das Hirn ausgesetzt. Man soll sich immer beide Seiten anhören. Das ist der Grundsatz, den ich mir auferlegt habe", sagte er am Sonntag gegenüber der Tageszeitung "Kurier".
Ausgangspunkt für die Klage der Caritas war ein Beitrag des Wieners in einem Online-Forum eines österreichischen Mediums: "Ohne mit der Wimper zu zucken", würde die Caritas "Euro 1.500,-- für Handys auf den Tisch" legen - das habe er selbst gesehen, behauptete er dort am 2. September 2017.
Dass das schlicht gelogen ist, erklärte die Caritas zwar laufend, weil sich das Gerücht aber über zwei Jahre gehalten habe, reichte die Hilfsorganisation nun mehrere Klagen ein. In zwei Fällen war sie schon erfolgreich: Eine Person, die behauptete, die Caritas würde für straffällig gewordene Asylwerber die Kaution übernehmen, musste eine Gegendarstellung veröffentlichen. Mit Franz R. einigte man sich auf den Freiwilligendienst, denn Vorurteile könnten am besten durch Begegnungen abgebaut werden, sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, kürzlich gegenüber "Kathpress".
Und scheinbar hat der Tag im Flüchtlingsheim gefruchtet: Obwohl ihm "das alles sehr zusetzt, hat er im Asylquartier einen positiven Vormittag erlebt". Heute wisse er, dass er "einer falschen Information aufgesessen" ist, so der Wiener. Schuld sei der "EU-Bauer" aus dem Villacher Fasching gewesen. Manfred Tisal, der die Rolle bis 2017 spielte, wetterte auf Facebook über "die Asylanten", die "mit Smartphone und nagelneuen Bikes" an seinem Balkon vorbeigingen. Als Franz R. das las, sei in ihm der Grant aufgestiegen und das Hirn habe ausgesetzt.
Dass er gegen Flüchtlinge Stimmung gemacht hat, wisse nur seine Frau. Vor Bekannten halte er die Sache geheim und auch seine Kinder wüssten nichts davon. Zu groß sei seine Scham über den Vorfall.
Dass er bisher aber auch schon schlechte Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht habe, wolle er trotzdem nicht verschweigen. Einmal sei er mit vollbepackten Einkaufstaschen in sein Wohnhaus gekommen, in dem auch eine Flüchtlingsfamilie wohne. "Die Frau geht einen Meter vor mir und hält mir nicht die Tür auf." Gute Erziehung, wie er sie genossen habe, gebe es heutzutage nicht mehr. "So etwas ist für mich ein Gradmesser", sagte er und meinte: "Wer in Österreich was verdient, wird zur Kasse gebeten. Unsereiner wartet monatelang auf einen Arzt-Termin, andere kommen und kriegen sofort eine Untersuchung."
Quelle: kathpress