Klosterneuburg: Symposion zeigte "Faszination" der Liturgie
Anziehungskraft übt die Liturgiewissenschaft nicht vorrangig aus kulturwissenschaftlichen Gründen aus, sondern deshalb, weil der Gottesdienst an sich eine Faszination ausübt: Das war der Tenor eines Festaktes, mit dem am Sonntag im Stift Klosterneuburg ein dreitägiges Symposion über die "Liturgie als Anfang und Mitte der Theologie" zu Ende gegangen ist. Nuntius Peter Stephan Zurbriggen, die (Erz-)Bischöfe Franz Lackner und Alois Schwarz - beide unmittelbar vor der Abreise zum Treffen der Bischofskonferenz in Sarajewo - nahmen daran teil, darüber hinaus weitere Vertreter aus Theologie und Kirche.
Angesichts eines Zeitgeistes, bei dem anstelle des Heiligen nur das Menschliche im Zentrum stehe, gelte es neu zu lernen, "Gott zweckfrei zu preisen, ihm zuerst die Ehre zu geben und zu danken", sagte Erzbischof Lackner zuvor bei einem Gottesdienst in der Klosterneuburger Stiftskirche. Die Liturgie sei dabei in besonderer Weise gefordert: Sie müsse sich um die Neuentdeckung der "Theozentrik" bemühen, wie dies auch Jesus - etwa durch die ersten, auf Gott bezogenen Bitten im Vaterunser - getan habe. Fragen nach dem "Wozu" oder "Warum" spielten dabei keine Rolle, sei Liturgie doch "zweckfrei und voll tiefen Sinnes", zitierte der Salzburger Erzbischof den Theologen Romano Guardini.
Im Besonderen würdigte Lackner den Klosterneuburger Liturgie-Experten Prof. Andreas Redtenbacher, dessen 40. Priesterjubiläum und 65. Geburtstag im Rahmen des Symposions gefeiert wurde. Redtenbacher sei ein "unermüdlicher Schatzgräber", dem in den vergangenen Jahrzehnten die "Hebung dieser Kostbarkeit der Liturgie" ein großes Anliegen gewesen sei, so der Erzbischof. Anlässlich des Doppeljubiläums fand im Augustinussaal des Stiftes ein akademischer Festakt statt, bei dem u.a. der emeritierte Weihbischof Helmut Krätzl, Propst Bernhard Backovsky, der frühere Superintendent Werner Horn und der Salzburger Liturgiewissenschaftler Rudolf Pacik referierten.
Margareta Gruber, die Dekanin der Theologischen Fakultät Vallendar, überreichte dem Jubilar die Festschrift: "Glauben feiern - Liturgie im Leben der Christen". Redtenbacher, der selbst in Vallendar Liturgiewissenschaft lehrt und zudem im Stift Klosterneuburg das Pius-Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie leitet, bezeichnete es in einem Lebenszeugnis als sein Anliegen, "dass es mir gelingt, Studierende nicht nur auf hohem Niveau wissenschaftlich zu lehren, sondern sie vor allem für die Liturgie zu begeistern".
In einer vom Wiener Liturgiewissenschaftler Prof. Hans-Jürgen Feulner moderierten Schlussdebatte wurde die Liturgie als eigene Spielart der Theologie bezeichnet. Sie sei nicht nur deren Anwendung, hieß es. Gewürdigt wurde zudem, dass das dreitägige Symposion auch einen Austausch zwischen den theologischen Fachgebieten der Dogmatik und Liturgiewissenschaft gebracht habe.
Quelle: kathpress