Salzburg: Barocker Kirchenprunk und franziskanisches Armutsideal
Frühbarocker Kirchenprunk und franziskanische Armutshaltung: Dieser Kontrast war am Mittwochabend in der Salzburger Residenz Thema eines Gesprächs von Erzbischof Franz Lackner mit Elisabeth Resmann, Geschäftsführerin im Salzburger "DomQuartier". In dem Museumskomplex mit weltlichen und sakralen Kunstsammlungen rund um den Salzburger Dom ist derzeit eine Sonderausstellung über Lackners Vorgänger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau zu sehen, der während seiner Amtszeit von 1587 bis 1612 als Bauherr die Innenstadt Salzburgs prägte und die Stadt zu einer der wichtigsten Kunstmetropolen Europas machte. "Der Franziskaner in mir musste erst lernen, mit diesen prunkvollen Gebäuden zu leben", bekannte Lackner.
Gemeinsamkeiten zwischen dem heutigen Erzbischof und seinem Vorgänger "bestehen nur bedingt", wie es in einer Aussendung der Erzdiözese heißt. "Wolf Dietrich und ich haben, was unsere Herkunft betrifft, nicht viel gemein", wies Lackner auf seine Herkunft "aus armen Verhältnissen" hin. Dennoch habe ihn Salzburg in seiner Schönheit ebenso erfasst wie den Bauherrn der Salzburger Residenz. Zur Zeit Wolf Dietrichs habe sich der Glaube in diesen barocken Ausdrucksformen widergespiegelt. Heute aber muss es nach den Worten Lackners vorrangig um die Glaubwürdigkeit christlicher Lebensführung gehen: "Wir müssen glaubwürdige Zeugen des Glaubens sein."
Dass Wolf Dietrich eine Laufbahn als Soldat dem Bischofsstuhl vorgezogen hätte, verstehe er nicht, bezog sich Lackner auf kriegerische Konflikte mit Bayern, die Wolf Dietrich in seinen letzten Lebensjahren zum Gefangenen machten:
Blutige Kämpfe und Kriege sind für uns Christen mit der Botschaft Jesu überwunden.
Den einzigen Kampf, den Lackner befürworte, sei der um den eigenen Glauben: "Wir haben es verlernt, um den eigenen Glauben zu ringen", sagte der Salzburger Erzbischof. Der Glaube sei "kein Spaziergang", das Bekenntnis dazu verlange "Kampf und Wagnis". Lackner wörtlich:
Ich bin mir sicher, wer noch nie einen Zweifel erlebt hat, muss im Leben wie im Glauben sehr oberflächlich sein. So billig ist der Glaube nicht zu haben.
Das Gespräch zwischen Erzbischof Lackner und Elisabeth Resmann fand im Rahmen der Gesprächsreihe zur Ausstellung "Wolf Dietrich von Raitenau. Auf den Spuren des Fürsterzbischofs im DomQuartier Salzburg" statt, die noch bis 23. April zu sehen ist.
Wolf Dietrich (1559-1617) stammte aus einem süddeutschen Kleinadelsgeschlecht im Bodenseeraum und war entfernter Verwandter der Medici und des späteren Papstes Pius IV. Er wurde erst 28-jährig als Kompromisskandidat zum Salzburger Erzbischof gewählt. Der hochgebildete Kunstsammler und Bauherr machte Salzburg zum barocken "deutschen Rom", damals nach Plänen von Vincenzo Scamozzi gestaltete Bauten und Plätze prägen bis heute das Stadtbild. Italienische Leichtigkeit in Architektur, Malerei und Plastik wurde in Wolf Dietrichs Ära durch eine prunkvolle Hofhaltung ergänzt. Für seine Lebensgefährtin Salome Alt, mit der er 15 Kinder hatte, ließ er das Schloss Altenau - das spätere Mirabell - bauen. 1612 wurde er wegen des Salzkriegs mit Bayern gestürzt und resignierte am 7. März 1612. Sein Nachfolger Marcus Sitticus hielt Wolf Dietrich bis zu dessen Tod in der Festung Hohensalzburg gefangen. (Info: www.domquartier.at)
Quelle: kathpress