Theologe Hans Küng wird 90
Hans Küng, Tübinger Theologe und Begründer der Stiftung Weltethos, wird am Montag 90 Jahre alt. Der Erfolgsautor ist einer der bekanntesten Theologen weltweit. 1979 hatte Rom dem Priester wegen dessen Kritik an der Unfehlbarkeit des Papstes die Lehrerlaubnis entzogen.
Feiern will Küng am Geburtstag mit seinen fünf Schwestern und einem Schwager sowie einem kleinen Kreis von Freunden und Weggefährten, berichtete die deutsche Katholische-Nachrichtenagentur KNA am Freitag. Die öffentlichen Feiern sind am 21. und 22. April in Tübingen vorgesehen. Am 21. April will die frühere Vorsitzende der Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sprechen, am Tag danach ist ein wissenschaftliches Symposium unter dem Titel "Theologie im Aufbruch" geplant. Mitveranstalter ist die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität. Ob Küng selbst daran teilnimmt, lässt er in seinem Schreiben an Verwandte, Bekannte, Freunde und Kollegen aufgrund seines Gesundheitszustandes offen. Allerdings zeigt er sich "für die Würdigung meines Lebenswerks dankbar".
In den vergangenen 35 Jahren engagierte sich der Schweizer im Dialog der Weltreligionen und für das "Projekt Weltethos"; vor fünf Jahren übergab er den Stab bei der Leitung der Stiftung Weltethos an Eberhard Stilz. Hinter dem Projekt steht die Überzeugung, dass es keinen Frieden unter Staaten ohne Frieden unter Religionen gibt. Um das Projekt Weltethos ging es auch 2005 bei einem Gespräch zwischen Küng und Papst Benedikt XVI. kurz nach dessen Wahl zum Kirchenoberhaupt.
Seit Anfang der 1960er Jahre, also schon vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), entwickelte sich ein Konflikt Küngs mit den Bischöfen, in dessen Mittelpunkt die Unfehlbarkeit des Papstes, aber auch Grundfragen des Glaubens standen. Küng plädierte für innerkirchliche Erneuerung und ökumenische Öffnung mit dem Ziel der Vereinigung der Kirchen. Der Streit eskalierte 1979, als die römische Glaubenskongregation Küng die Lehrerlaubnis entzog. Seitdem war Küng bis zur Emeritierung 1996 fakultätsunabhängiger Professor in Tübingen.
Küng versteht sich nach eigenem Bekunden als "loyaler katholischer Theologe". Er verfasste zahlreiche Bücher, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt sind. Zu den bekanntesten Werken zählen "Die Kirche", "Unfehlbar?", "Christ sein", "Existiert Gott?", "Ewiges Leben" und "Projekt Weltethos". Die Gesamtauflage geht in die Millionen.
Der Forscher, der zu den Gründungsmitgliedern der Internationalen Zeitschrift für Theologie "Concilium" gehört, erhielt viele Auszeichnungen, so 1992 den "Karl-Barth-Preis" der Evangelischen Kirche der Union (EKU) und 2003 das Große Bundesverdienstkreuz, 2005 den Niwano-Friedenspreis und mehr als ein Dutzend Ehrendoktorwürden in aller Welt.
Quelle: Kathpress